Cover des Buches Das Zeitliche segnen (ISBN: 9783863340247)
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Rezension zu Das Zeitliche segnen von Margot Käßmann

Das Zeitliche segnen - oder gegen die Ausgrenzung des Lebensendes ....

von SigiLovesBooks vor 9 Jahren

Kurzmeinung: "Lebe, wie du wünschen wirst, gelebt zu haben, wenn du stirbst" ;-)

Rezension

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SigiLovesBooksvor 9 Jahren
"Das ist wohl Klugheit: Den Gedanken, dass wir sterben müssen nicht zu verdrängen und dafür umso bewusster leben. Dankbar sein für jeden Tag. Unsere Beziehungen behutsam gestalten, weil wir um Endlichkeit wissen. Zu fragen, wie ich anderen begegne, weil ich im Blick habe, wie sie mich in Erinnerung behalten werden. Natürlich kann das niemand ständig und jeden Tag. Aber es ist eine Lebenshaltung, denke ich, die auch immens helfen kann, Wichtiges und Unwichtiges zu unterscheiden." - Margot Käßmann(Quelle: Klappentext)

Das Sachbuch "Das Zeitliche segnen" - voller Hoffnung leben. In Frieden sterben", so der Gesamttitel, von Margot Käßmann, ihres Zeichens Professorin der Theologie und frühere Ratsvorsitzende der Ev. Kirche in Deutschland, ist im adeo-Verlag (Gerth Medien, Gruppe random-house) als HC Ausgabe 2014 erschienen; die Autorin ist ebenfalls auf dem Vover mit einem lächelnden, aufmunternden, mutmachenden sowie auch nachdenklichen Blick porträtiert.
Das Buch ist untergliedert in 10 übersichtliche Kapitel, die von der hiesigen Sterbekultur über Abschiedsschmerz, Trauer, Ängste, Zweifel im Glauben, handeln ; aber auch um persönliche Vorbereitung, den eigenen Tod betreffend, von Lebenslust und Lebensfreude sowie das Ziel, in Frieden zu sterben. Es gibt ein persönliches Vor- und Nachwort der Autorin und endet mit hilfreichen und weiterführenden Quellenhinweisen.

Meine Meinung:

Thematisch geht es um ein bewusstes und erfülltes Leben, das dem Tode vorangehen sollte und in dem - mit dem Blick auf das Lebensende - der Tod keine "Ausklammerung" finden sollte, dem man mit Angst und Schrecken begegnet. Die Autorin kritisiert (zurecht, wie ich finde) die Ignoranz, aber auch die Ängste in der Gesellschaft, die das Thema Tod und Sterben (das ja unausweichlich zum Leben dazu gehört), möglichst in Kliniken und Altenheime "abzuschieben". Sie plädiert offen für Altersgelassenheit statt Jugendwahn, der besonders den Frauen "diktiert" wird. Sie sieht und zählt Vorteile auf, das Leben gelassener anzugehen, wenn mensch älter wird, die Zeit ganz anders ausschöpfen zu können, Lebensklugheit zu entwickeln: Den Tod nicht zu verdrängen und dafür um so bewusster zu leben.

Der Sprachstil ist sehr verständlich und eingängig zu lesen und führt sehr behutsam und persönlich, auch emotional zu der Thematik hin: Frau Käßmann gelingt es hervorragend, den Leser zu eigenem Nachdenken anzuregen, was ich als Hilfe und zentralen Sinn dieses sehr positiven Sachbuches sehe. Interessant fand ich die vielen persönlichen Meinungen und Sichtweisen, durch ihr Studium der Theologie und ihren tiefen Glauben geprägt, die ebenfalls zum Nachdenken anregen.
Beipflichten kann ich der Autorin dem Abschnitt "Der Tod als Erlösung", da ich dies in meiner eigenen Familiengeschichte (Mutter) ebenso empfunden habe - "Wo die Kraft zu Ende geht, ist Erlösung eine Gnade" - stand in der Traueranzeige, die noch heute stimmig ist; Menschen leiden zu sehen, besonders sehr geliebte Menschen, ist u.a. das Schwerste: Das "Loslassen ist erst dann möglich, wenn man bereit ist, durch die schmerzhafte Trauerarbeit hindurchzugehen; diese ist ein Prozess, der Monate, zuweilen Jahre dauert... Zu den einzelnen Kapiteln passend und sehr schön fand ich die Zitate und Gedichte (Luther, Rose Ausländer u.a.).

Fazit:

Im Nachsatz der Autorin ist ein wunderbares Zitat ihres Mentors Heinz Zahrndt enthalten, in dem der Tod zu einem göttlichen Geheimnis wird, in dem der Mensch erst dann, durch den Tod, "die letzte uns mögliche Stufe menschlicher Lebensweisheit" erreichen kann und damit "das Zeitliche segnen".
Das Buch ist ein Appell, sein Leben bewusst zu führen, Wichtiges von Unwichtigem trennen zu lernen, auch Lebenslust und -freude zu entwickeln, auch Erfüllung im Leben zu finden, dabei jedoch das Ende des Lebens, den Tod, nicht auszusparen: Das Kostbarste, das wir alle besitzen, ist unsere Lebenszeit - nimmt man die Anregungen und Botschaften dieses hervorragenden Sachbuchs/Ratgebers von Frau Käßmann an, ist es möglich, auf das eigene Leben zurückzublicken mit einem lächelnden Blick über die Schulter, mit einem Augenzwinkern, und sich zu sagen: "Und es war doch schön, das Leben" .
Mit einer absoluten Leseempfehlung, 4 Sternen und 90° auf der Werteskala erinnert mich das Buch an eines meiner Lieblingszitate:
"Lebe, wie du wünschen wirst, gelebt zu haben, wenn du stirbst" - wenn dies gelingt, wird der Tod seinen "Schrecken" verlieren: Er gehört zum Leben dazu!
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