Die (fiktiven) Erinnerungen des Kaisers Hadrian
von Nespavanje
Kurzmeinung: Eine sehr gute und fiktive Biografie von Kaiser Hadrian.
Rezension
In seinem persönlichen Kanon der Weltliteratur, stellte Denis Schenk – seines Zeichens deutscher Literaturkritiker, auch Yourcenars – Ich zähmte die Wölfin – vor. Ganz zu Recht, wie ich meine, denn diese fiktive Memoiren des römischen Kaisers Hadrians ist sehr gut gelungen. Der Schriftstellerin, sie ist Namensgeberin des seit 2015 existierenden Prix Marguerite-Yourcenar, hat hier eine grandiose Aufgabe gemeistert: Aus spärlichen historischen Fakten und Mythen, hat sie dem Charakter Kaiser Hadrian eine Stimme verliehen und gekonnt in Szene gesetzt.
Wer hier eine gewisse Basis an Wissen über die antike Welt mitbringt, hat einen Vorteil beim Lesen dieser Geschichte. Marguerite Yourcencar, die den Roman 1951 veröffentlicht hat, hat ihrer Erzählung einen besonderen Touch verliehen, als Leser hat man das Gefühl, er wäre direkt aus dem Lateinischen übersetzt. Sie lässt Hadrian in langen Briefen aus seinem Leben und die Liebe zu Antinous erzählen. Marguerite Yourcencar porträtiert einen Kaiser des römischen Reiches so gut, dass ich mir immer wieder ins Bewusstsein rufen musste, eine fiktive Biografie zu lesen. Hadrian hat zwar tatsächlich Memoiren geschrieben, allerdings gingen sie bereits in der Antike verloren. Durch fehlende Dialoge und die langen Absätze, sollte man dieses Buch mit einer nötigen Portion Konzentration lesen.
Ähnlich und nicht minder interessant sind die Bücher über Alexander dem Großen von Mary Renault.