Maria Dries gehört seit Jahren zu meinen Favoriten in Sachen „cosy crime“ und ich bin ein Fan der ersten Stunde ihres Kommissars Philippe Lagarde. Dieser ermittelt vom Küstenstädtchen Barfleur in der Normandie aus, seine Fälle haben ihn im Laufe der Jahre aber auch gelegentlich quer durch Frankreich geführt.
Nun gibt es eine neue Reihe aus gleicher Feder. Ort der Handlung ist diesmal die Region Bordeaux. Protagonistin ist Kommissarin Pauline Castelot. Sie lebt mit ihrer Tochter auf dem Weingut ihres Lebensgefährten nahe Bordeaux. Sie ist die Leitern einer erst kürzlich gegründeten Sondereinheit, die, mit Sitz in Bordeaux, im ganzen Südwesten mit Fällen übergeordneter Bedeutung betraut wird oder cold cases wieder aufrollt.
Gleich der erste Fall ist in der Region in aller Munde. Eine dreiste Diebesbande treibt ihr Unwesen. Bereits in mehreren Weingütern wurde eingebrochen und eine ganze Anzahl von Premiumweinen gestohlen, der Schaden geht in die Hunderttausende. Als es den ersten Verletzten, einen Wachmann, gibt, wird Pauline mit ihrem Team eingeschaltet. Da wird ein Winzer ermordet in der Zisterne seiner Domaine aufgefunden, kurz darauf wird eine tote Wanderin in den Weingärten entdeckt.
Wie hängen die Verbrechen miteinander zusammen, wenn überhaupt und gelingt es der Ermittlertruppe den/die Täter dingfest zu machen?
Was soll ich sagen? Ich war auf die neue Reihe überaus gespannt. Aber ich hatte gewisse Zweifel, ob es der Autorin gelingen wird, eine ausreichende Trennung der Reihen zu gewährleisten – nur alter Wein aus neuen Schläuchen würde ja die Mühe nicht lohnen. Diese Bedenken wurden aber schon mit dem ersten Band zerstreut; die neue Reihe hat einen erkennbar eigenen Charakter. Ok, beide Reihen sind cosy-crime. Aber Schwerpunkt der Barfleur-Reihe ist die Figur des Kommissars, er ermittelt zumeist alleine und sein Figur ist facettenreich, lebendig gezeichnet und auch den Randfiguren wird große Aufmerksamkeit gewidmet. Die neue Reihe dagegen stellt den touristischen und kulinarischen Aspekt in den Vordergrund. Man erfährt viel von Land und Leuten, die handelnden Personen bleiben aber ungewöhnlich blass. Darin liegt für meinen Geschmack die Schwäche in der Geschichte. Es werden unzählige Personen eingeführt, allein rund um die Ermittlergruppe agieren mehr als 10 Personen, das ist unübersichtlich, zumal die meisten Figuren keine Bedeutung für den Fortgang der Story haben. Das gilt auch für die meisten der -zumeist nur angedeuteten- zusätzlichen Handlungsfäden, die bewirken weniger Spannung als Verwirrung.
Dagegen steht aber das Erzähltalent der Autorin. Auch diese Geschichte ist flüssig, lebendig und unterhaltsam erzählt – und wer die Region kennt, hat ein vergnügliches Leseabenteuer vor sich. Ich selbst würde allerdings Kommissar Lagarde die Treue halten.