!ein Lesehighlight 2023!
Klappentext:
„Europa hat seine Ursprünge aus den Augen verloren. Um sie wiederzufinden, machen sich vier Gefährten mit einem alten Segelboot auf den Weg in Richtung Orient, dem Duft von Ginster und Senfblüten folgend. Doch bedrohlich lastet der Himmel über dem Mittelmeer, dem nassen Grab für Migranten. Im Hafen von Tyros flüchtet sich ein syrisches Mädchen an Bord, traumatisiert von Zwangsheirat, Krieg, Vergewaltigung. Ihr Name ist Evropa. Ihre Anwesenheit verbindet die Gegenwart mit der fernen Epoche der Mythen, als Zeus selbst in Gestalt eines Stiers die Königstochter über das offene Meer entführte. Paolo Rumiz’ großes modernes Epos über einen Kontinent, der dabei ist, seine Menschlichkeit zu verlieren. Geschrieben im Rhythmus der Wellen, im Gleichklang mit dem Rauschen des Meeres.
„Sturmwind brist auf und die Wellen wachsen, laut fangen die Segel an zu klagen, sich blähen im Wind, während das Bugspriet sich aufbäumt und wieder absinkt in seiner unnachahmlichen Trägheit im Spiel der Wellen.““
Paolo Rumiz schafft es in diesem Werk wahrlich grandios mit den Worten und der Geschichte sowie Bildern und Metaphern einen Einklang zu bilden. Die Geschichte seiner Protagonistin Evropa liest sich wie ein Märchen bei dem wir uns jedes Mal von Seite zu Seite erschrecken. Warum? Wir leben in der Europäischen Union, Europa ist unsere Heimat, eine Grmeinschaft und Evropa, in Rumiz Geschichte, zeigt uns auf wie es sein könnte, wenn wir unser Spiegelbild aus den Augen verlieren, wie zerbrechlich alles ist. Evropa, unser syrisches Mädchen, erlebt augenblicklich den puren menschlichen Wahnsinn. Aber Rumiz spannt Bögen in die Mythologie und zeigt uns anhand dessen, dass dieser Wahnsinn bereits so schonmal durchgemacht wurde. Die Geschichte gleicht einem Märchen, welchem man erstmal mit ein wenig Schmunzeln begegnet aber schnell feststellt, es ist ernst und dieser Ernst ist emotional tiefgreifend. Auch wenn Rumiz einen lyrischen, fast poetischen Ton hier wählt, so bleibt die Gegenwart völlig klar benannt. Man schwebt als Leser zwischen den Zeilen, verfolgt das Damals und verfolgt das Heute. Die Parallelen sind erschreckend und leider wahr, auch wenn die Mythologie so eine Sache ist aber dennoch schien die Thematik auch damals schon die „Götter“ zu bewegen. Ja, die Geschichte ist ein Epos und mit dem Ausdruck, der Wortwahl und Ton hat Rumiz ein wahrlich bemerkenswertes, emotionales und ja, man muss es so sagen, sagenhaftes Buch verfasst, welches die Realität im Kern trifft. Geschichten so miteinander zu verflechten erlebt man selten in der Literatur und wenn sie dann auch noch auf so hohem sprachlichem Niveau angesetzt sind, sind sie um so wertvoller gelesen zu werden!
Fazit: Diese Geschichte bleibt definitiv im Gedächtnis haften und ist einfach nur brillant verfasst! 5 Sterne hierfür, auch wenn ich gerne mehr vergeben möchte!