Sie musste ihren hier in Buchform vorliegenden Erfahrungsbericht unter einen anonymen Namen verfassen, die Autorin, die lange als Bankangestellte in Bayern gearbeitet hat. So wie 700 000 Kolleginnen und Kollegen in Deutschland auch, von denen etwa zwei Drittel angeben bei Befragungen, dass sie unter den Arbeitsbedingungen ihres Jobs extrem leiden.
Denn die Geschäfts- und Beratungspraxis der Banken haben sich verändert und die oft unerreichbaren Umsatzvorgaben, die sie ihren Kundenberatern machen, sind auch nach einer kurzen Phase des angeblichen Nachdenkens nach der Finanzkrise wieder genauso gierig und kundenfeindlich wie vorher. Auch die Provisionen der Vorstände der Banken und die Gehälter waren noch nie so hoch wie jetzt.
Dass dies aber nicht nur die großen Banken betrifft, die an der Finanzkrise hauptsächlich beteiligt waren, sondern dass falsche Beratungen, das regelrechte Aufschwätzen von Produkten, die für den Kunden, oft alte Menschen ungeeignet und zu risikobehaftet sind, aber dem Berater und der Bank hohe Provisionen bringen, all das kann man in diesem mutigen Buch nachlesen. Vieles mag auch aus der Enttäuschung geboren sein, aber aus Gesprächen mit Beratern von Banken – natürlich immer nur hinter vorgehaltener Hand-, weiß ich persönlich, dass der Kunde schon lange nicht im Mittelpunkt des Interesses der Banken steht, sondern nur sein Geld und der Gewinn, den die Bank damit zu machen sich erhofft.
Eine wichtige Bemerkung sei mir allerdings auch erlaubt, die ich schon oft in diesem Themenzusammenhang gemacht habe: es ist nicht zuletzt auch die Gier des einfachen Kunden nach einer hohen Rendite, die über eine lange Zeit zu einer solchen Praxis und zu den Zockerangeboten der Finanzwelt geführt hat. Alles was an kurzfristigen Zinsen über die aktuelle Umlaufrendite hinaus geht, ist voller Risiko. Doch die Menschen fragen es nach, setzen ihre Berater unter Druck. Und so befinden diese sich in einer klassischen Sandwichposition. Kein Beruf mehr, der Menschen lange Freude zu machen verspricht.