Ein Mädchen, für das Wasser der Tod ist. Alleingelassen von den Eltern. Ihre Mutter nahm sich das Leben. Ihr Vater ist ihr so fremd.
Cica trägt Narben auf der Haut und auf der Seele. Sie vermisst, ist einsam und ihr einziger Wunsch ist es, ihre Mama wieder lebendig zu machen.
Erst durch die alte Dame Carmelina und den zugelaufenen Hund Tomba erfährt sie wieder Halt, Zuneigung und entdeckt die Welt der Bücher.
Eine große Familie gefüllt mit Liebe und Unterstützung. Walker ist ein Teil dieser Familie. Er hat das Down-Syndrom.
Norden und Süden. Zwei Schicksale. Zwei Leben.
"Menschen, die Lesen, haben sehr viele Leben, für jedes Buch eines...Wenn du liest, nimmst du dir einfach die Leben der Personen in dem Buch." (Seite 211/212)
Zunächst war es gar nicht so einfach für mich, das Leben von Cica und Walker anzunehmen. Recht ungewöhnlich habe ich zu Beginn den Schreibstil empfunden.
Nicht nur von den beiden konnte man abwechselnd in der Ich-Perspektive lesen, sondern auch von den anderen Charakteren, die Cica und Walker auf ihrem Weg von der Kindheit bis zu den Teenagerjahren begleitet haben.
Man spürt die Einsamkeit von Cica, den Verlust, den sie tief in sich trägt. Während sie einer Schnecke ihr Herz schenken kann, wirkt das Zusammenleben mit ihrem Vater befremdlich und einsam. Verletzt und verbittert fühlt sich dieser, verlassen von seiner Frau.
Einen Ort zum Wohlfühlen, mit lieben Worten und faszinierenden Büchern findet Cica bei der Nachbarin Carmelina. Einen treuen Gefährten und Schutz bietet ihr Tomba, ein Hund, der ihr von einem Tag auf den anderen alles bedeutet.
Zurückhaltend und still erlebt man sie als Leser.
Turbolent, laut, sonnig, mit Freunden, lachend, mit Träumen, Zurückweisungen ignorierend - so lernt man Walker kennen. Kein italienischer Junge heißt Walker. Aber ein italienischer Junge kann Fan von Walker dem Texas Ranger sein.
Das Down-Syndrom ist eine Diagnose, aber kein Grund, warum eine Familie das Leben nicht genießen sollte. Drei Generationen machen die Familie um Walker aus. Liebevoll, nervig, sich umeinander kümmernd, wütend, beschützend - wie in vielen anderen Familien auch.
Cica und Walker - ihre Schicksale könnten nicht unterschiedlicher sein.
Und so ähnlich verhält es sich auch mit dem Buch der italienischen Autorin Maria Paola Colombo und meinen sonstigen Büchern.
Ich lese nicht wenig, aber sowas...auf diese Art und Weise...habe ich noch nicht in den Händen gehabt. Ungewöhnlich empfand ich die Wahl, wie die Story um Cica und Walker erzählt wurde. Neugierig habe ich mich von Seite zu Seite treiben lassen.
Begeistert hat mich die Entwicklung von Cica durch die Begegnung mit ihrer Nachbarin. Bei Walker war es die Suche nach Selbstständigkeit, die ich gern begleitet habe.
Verwirrend, sich leise einschleichend, feinfühlig, offen, den Schmerz spürend, berührend - so habe ich "Die Umkehrung der Liebe" erlebt.
Die Liebe ist in den Menschen...manchmal versteckt, manchmal heimlich, manchmal nicht eingestanden oder zugestanden, manchmal vor Verletzungen geschützt. Und dann gibt es die Liebe, die einfach bedingungslos vorhanden ist.
Dies ist mein Buch für die große Themen-Challenge zum Punkt 15 - Bücher aus einer anderen Sprache übersetzt (nicht aus dem Englischen oder Französischen).
Verwirrend, sich leise einschleichend, feinfühlig, offen, berührend...