Rezension zu "Alle außer dir" von Maria Pourchet
»Adèle, beteilige dich nicht an deiner eigenen Unterdrückung. Ich werde dir nichts Universelleres beibringen können.« (S.107) 💘
Marie liegt nach der Geburt ihrer Tochter Adèle 👶 im Krankenhaus. Die promovierte, gewollt-alleinerziehende Parisienne verschönt nichts an der Geburt und vergleicht das Gefühl ihres Körpers danach mit dem Beginn des Weltuntergangs. In dieser Situation beginnt sie ihre Tochter in Gedanken anzusprechen und schreibt ein Buch über ihre Reflexion der Situation, ihrer eigenen Tochter-Mutter-Beziehung, dem Frausein und den damit verbundenen Erwartungen, Anforderungen, Unzulänglichkeiten, Grenzen, Anfeindungen statt Schwesternschaft unter Frauen.
Marie befreit sich mit dieser Brandrede selbst aus der toxischen Beziehung mit ihrer (narzisstischen) Mutter, deren Ansprüchen sie seit ihrer Kindheit nie gerecht werden konnte und dem damit verbundenen Erbe, das sie als Mutter nicht antreten möchte. Die Protagonistin sieht ihre Mutter durchaus als Kind ihrer Zeit und der patriarchalen Sozialisierung, aber hält dem entgegen, dass wir uns entscheiden können, was wir daraus machen. Sie verzeiht ihrer Mutter nicht, aber bringt Verständnis für diese Frau auf. Für Adèle wünscht sie sich andere Chancen und Liebe, wohl bewusst, dass sie einen Teil dazu beitragen kann. Und das tut sie. Im Schreiben findet sie ihre Ausflucht, ihre Rettung, ihre Ruhe.
»Alle ausser dir« von Maria Pourchet ist ein eindrücklicher, flammender, großartiger Roman, der das Patrichariat und unsere Sozialisierung kritisiert, aber dabei aufzeigt, wofür es sich zu kämpfen lohnt: Die Freiheit der Frauen. 🔥 Es steht so viel zwischen den Zeilen, dass maus das schmale Buch direkt wieder von vorne lesen kann. Großartig ist der anklagende, wütende, zärtliche und reflektierende Schreibstil, das Auseinandernehmen der internalisierten, toxischen Glaubenssätze (kursiv geschrieben) und die Message dieses Romans ist einfach großartig💥🥵
»Hör gut zu, Adèle. Die Geschichte der ungebundenen Frauen ist noch sehr kurz. Halte sie gut fest, deine Freiheit.« (S.169) ❤️🔥
Beaucoup d'amour pour ce roman féministe 🩷🧡💛 und ganz grosse Leseempfehlung 🖤
BTW: Wie schön ist bitte das Cover? 🥹