Rezension zu "Berenike, Kleopatras Tochter" von Maria R. Kaiser
In den Geschichtsbüchern taucht sie nirgends auf. Doch in einigen alten Schriften gibt es Anhaltspunkte, die die Deutung zulassen, dass es sie wirklich gegeben hat: Berenike, die Tochter von Kleopatra und Caesar.
Berenikes Lebensweg scheint vom Tag ihrer Zeugung an vorgezeichnet, aber das Schicksal hat besondere Pläne mit ihr. Ihr Vater Gaius Julius Caesar wird noch vor ihrer Geburt ermordet, die kleine Berenike erlebt den Untergang der Ptolemäerdynastie in Ägypten, den Tod ihrer Mutter Kleopatra und muss zusehen, wie der römische Kaiser Augustus ihre Brüder hinrichten lässt.
Immer begleitet von ihrem Leibwächter Baile, beginnt für Berenike eine lebensgefährliche Odyssee durch das gesamte römische Reich, in der sie erkennen muss, das Krieg und Frieden, Liebe und Hass, Gerechtigkeit und Frevel sehr nah beieinander liegen.
Wie stets begeistert mich die Autorin Maria Regina Kaiser, indem sie vielschichtige, authentische Charaktere zeichnet und feinsinnig historische Tatsachen mit Fiktion verknüpft.
Besonders die römischen und ägyptischen Kulte, die Vermischung der Götter, Riten und Bräuche, aber auch die moralischen Sitten der Römer lassen sich bei der Lektüre von Berenike - Kleopatras Tochter hautnah erleben. Ein Fest für alle, die sich dafür interessieren! Als LeserIn betritt man Tempel, Heiligtümer und ist gleichzeitig sehr nah am politischen Puls der Zeit.
Faszinierend finde ich, wie die Autorin den römischen Kaiser Octavian gezeichnet hat und welche Rolle er in Berenikes Leben einnimmt. Das kam unerwartet, ist aber, finde ich, mit der beste Teil der Geschichte. (unbedingt lesen und überraschen lassen!)
Auch Baile, Berenikes gallischen Leibwächter, habe ich so ins Herz geschlossen, dass es wehtat, als die Geschichte endete. Er ist, wenn man so will, der zweite Protagonist und für mich eigentlicher Held des Romans.
Achtung! Weil die Stammbäume der Herrscherfamilien, ihrer Verwandten, Angetrauten, Gefangenen und Bediensteten seeeeehr umfangreich und verzweigt sind, sollten geneigte LeserInnen damit rechnen, sich durch eine Flut von Namen zu blättern. Hier ist ein wenig historisches Hintergrundwissen definitiv hilfreich!