Rezension zu "Koloman Moser" von Maria Rennhofer
Koloman Moser wird gerne von seinen Zeitgenossen und Künstlerkollegen als „Tausendkünstler“ (© Hermann Bahr) bezeichnet.
Wer ist er nun, der Universalkünstler, der als Handwerker, Maler, Designer, Architekt, Grafiker und Gelehrter in die Geschichte einging?
Geboren 1868 als Sohn des Hausverwalters Josef Moser am renommierten Nobelgymnasium Theresianum und seiner Gemahlin Therese in Wien, lernt er bald in den schuleigenen Werkstätten verschiedene Handwerke kennen. Nach Willen des Vaters, soll er einen kaufmännischen Beruf ergreifen. Doch Koloman besucht die Gewerbeschule und nimmt heimlich Zeichenunterricht. Dass die Eltern die Entscheidung ihres Sohnes akzeptieren ist sowohl für den jungen Mann, als auch für die Nachwelt von großer Bedeutung.
Er studiert an der Kunstakademie und begegnet 1895 Gustav Klimt. Mit ihm und anderen Künstlern gründet er u.a. die Secession. Damit scheint der Weg vorgezeichnet. Er schreibt und illustriert die Zeitschrift „Ver Sacrum“.
Ab 1899 (bis zu seinem Tod 1918) ist er Professor an der Kunstgewerbefachschule.
Sein Talent Möbel und Gebrauchsgegenstände zu designen führt 1903 zur Gründung der „Wiener Werkstätten“. Gemeinsam mit Josef Hoffmann versucht er entwerfende Kunst und ausführendes Handwerk unter einen Hut zu bringen. Der Perfektionismus, der den Künstler anhängt, lässt die Handwerker verzweifeln und ist letztlich einer der Gründe, warum die „Wiener Werkstätten“ mehrmals am Rand des Konkurses stehen. Die Vereinigung wird 1932 aufgelöst werden.
Die Möbel, Raumausstattungen, Alltagsgegenstände und Entwürfe für Möbelstoffe, die während diese Zeit entstehen sind natürlich nichts für den einfachen Haushalt. Der größte Teil dieser Gegenstände wird vom reichen, häufig jüdischen Großbürgertum in Auftrag gegeben. So zählen Berta Zuckerkandl und ihre Freunde zu den Kunden der „Wiener Werkstätte“.
1905 heiratet Kolo Moser Editha Mautner von Markhof, die Tochter des reichen Brauereibesitzers und Essigfabrikanten. Mit dieser Heirat öffnen sich für ihn weitere Türen zur reichen Wiener Gesellschaft. Eine Türe geht zu: Weil er wegen Editha vom katholischen Glauben zum evangelischen konvertiert, werden seine Entwürfe zur Ausstattung von Otto Wagners Kirche am Steinhof von der katholischen Kirche abgelehnt. Es folgt der Abbruch der Arbeiten und in weiterer Folge der Austritt aus den „Wiener Werkstätten“.
Nun widmet sich der Künstler wieder der Malerei. Außerdem entwirft eine Briefmarkenserie zum 60-jährigen Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Josef. Auch Entwürfe für neue Banknoten und Theaterausstattungen fallen in diese Zeit.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs entwirft er noch Kriegsmarken.
Im Jahre 1916 bricht bei Kolo Moser Kehlkopfkrebs aus, dem er am 18.10.1918 erliegt.
Meine Meinung:
Ein durch und durch gelungenes Buch, das im Format DIN A4 im Verlag Christian Brandstätter erschienen ist. Es enthält 375 teils farbige Abbildungen, die einen Querschnitt von Kolo Mosers Werk zeigen. Selbst das Vorsatzblatt ist ein Entwurf des Künstlers. Besonders gut haben mir die Schmuckstücke, die er entworfen hat, gefallen.
In acht Kapiteln, die nicht immer chronologisch geordnet sind, sondern den entsprechenden Etappen des Kunstschaffens untergeordnet sind, bringt uns Autorin Maria Rennhofer diesen vielseitigen Künstler näher. Diese acht Kapitel sind:
1. Einführung
2. Jugend und Ausbildung
3. Die Wiener Secession
4. Die Wiener Werkstätte
5. Die Kunstgewerbeschule
6. Der Tausendkünstler
7. Die Malerei
8. Später Nachruhm
Daher muss man ein bisschen beim Lesen achtgeben oder sich vorab schon mit Kolo Moser beschäftigen. Der Vorname Koloman ist der ungarischen Herkunft seiner Mutter geschuldet. Das „man“ legt er bald ab und firmiert als „Kolo Moser“.
Kolo Moser ist ein Kind seiner Zeit, ein Kind des Fin de Siècle. Wie viele seiner Zeitgenossen, ist er nicht nur in einer Kunstrichtung etwa der Malerei oder dem Design verpflichtet, nein er versucht sich in vielen Künsten. Seine Vielseitigkeit hat natürlich zur Folge, dass in den einzelnen Sparten andere besser sind oder einfach nur bekannter. Bei vielen Entwürfen für die „Wiener Werkstätte“ ist nicht ganz klar, ob sie von ihm oder von Josef Hoffmann sind.
Doch Moser kümmern Äußerlichkeiten wie Ruhm und Ehre nicht sehr. Viel wichtiger ist ihm, seine Ideen zu verwirklichen. Sein Netzwerk ist weit verzweigt und die Heirat mit Editha Mautner von Markhof hat sicherlich nicht geschadet, Geldgeber bzw. Käufer für seine Werke zu finden.
Er ist einer der ersten, der Brand Identity einführt, der eine Firma durchstylt: Vom Logo über Briefpapier und Ausstellungsräumen - alles trägt eine, seine Handschrift.
Kolo Moser zählt zu den großen Künstlern des Jugendstils. Er scheut sich nicht, ihm Teamwork mit anderen großen Zeitgenossen wie Otto Wagner oder Gustav Klimt zu arbeiten.
Mit Otto Wagner und Gustav Klimt hat er übrigens das Todesjahr gemeinsam.
Fazit:
Eine informative Biografie, die mit einem schönen Querschnitt des Werkes von Kolo Moser hinterlegt ist. Gerne gebe ich dafür 5 Sterne.