Cover des Buches Der Werwolf von Münster (ISBN: 9783839214923)
Rezension zu Der Werwolf von Münster von Maria Rhein

Zahnlos in Münster

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 6 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Jahren
Münster 1874. Inmitten des sich aufschaukelnden Konfliktes zwischen der Regierung und der katholischen Kirche wird Heinrich Maler in seine alte Heimat geschickt, um dort für die preußische Geheimpolizei Erkenntnisse zu gewinnen. Seine Tarnung als Kriminalkommissar muss er dabei gleich in Realitäten umsetzen, denn ein Mörder geht in Münster um...


Ich hatte mich auf das Buch gefreut, denn ein Kriminalroman in einem so komplexen historischen Setting, und obendrein die Verbindung zum Werwolf-Mythos, weckte mein Interesse. - Leider erwies sich der Werwolf schnell als Reinfall.
Über sprachliche Verirrungen - wie eine einfache Magd, die Maler gegenüber einen anderen Mann charakterisiert, indem sie sagt: "Er hat so einen finsteren Blick in seinen stechenden Augen." (!) - kann man sich hier und da vielleicht streiten. Manches mag beim Lektorat durchgegangen sein (wie auch die infaltionäre Nutzung von Ausrufezeichen), anderes ist einfach nicht der Stil der mir gefällt. Was allerdings schon schräg ist, ist, dass in diesem Kriminalroman keine Ermittlungen stattfinden.
Von zwei (?) enorm kurz angebundenen "Vernehmungen" mal abgesehen, finden keine Verhöre statt. Weder zu den Todesfällen, den Opfern, dem Tatumständen oder angeblichen Werwolf-Sichtungen (die mal ganz am Rande erwähnt werden).
Beweisaufnahme, nun, dass mag zu dieser Zeit noch nicht so aktuell gewesen sein, darum will ich mich hierrüber nicht beschweren. Anders als über Malers angebliches kriminalistisches Talent, das immer mal wieder beschrien wird, sich faktisch aber nicht zeigt. (Gut. Wo nicht ermittelt wird, kann man sich auch schwer beweisen.)

Überhaupt ist der "Werwolf von Münster" in gewisser Hinsicht eine Aufführung der nicht vorhandenen Dinge. Die Opfer des Werwolfs sind reine Statisten. Nur dafür da, brutal niedergestochen zu werden, erfahren wir nichts über sie als Personen. Verdächtige? Hm. Gut. Vielleicht dieser Spiritist? (Der mit dem finsteren Blick in den stechenden Augen.) Nein, der ist ja nur der Miesepeter und Weiberheld. Sehr von sich überzeugt, aber nicht sehr viel dahinter.
Haupt- und Nebenfiguren bleiben allesamt blass, ohne Profil, austauschbar. Manche sind die Bösen, andere die Guten, ohne Abstufungen, Charakter oder Tiefgang. Man plätschert so dahin.

Insgesamt konnte das Buch mich nicht überzeugen. Weder habe ich mitgefiebert, ob oder wie Maler dem Werwolf auf die Spur kommt, noch gaben die Beziehungen zwischen den Figuren etwas her (inklusive gestelzter, blutleerer Liebesgeschichte).

Fazit: Zahn- und ereignislos.
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