Der Roman erschien 2021 und ist der vierte Band der Reihe um die Sklavin Invita, die in den drei Vorgängerbänden Mitte des 3. Jahrhunderts in der Provinz Gallia Belgica (Trier, Metz) des römischen Reichs in Mordfälle verwickelt wurde und auf eigene Faust ermittelt hat. Im vorliegenden vierten Band geschieht der Mord in Köln in der Provinz Germania inferior, die zu dem Zeitpunkt durch häufige Überfälle germanischer Stämme geschwächt ist. Hinzu kommen Intrigen und Verrat innerhalb der lokalen, römischen Machthaber. Ein Konglomerat, das die Existenz der Provinz gefährdet.
Was ich die Autorin gerne fragen würde, ist, warum sie zwischen dem 3. und 4. Band elf Jahre vergehen ließ, obwohl die Handlung des 4. Bandes fast nahtlos an die des 3. Bandes anschließt.
Was mich ein bisschen genervt hat, ist die teilweise komische Schreibweise. Es gibt keinen „Praetorianerpraefecten“. Es gibt entweder auf Deutsch einen Prätorianerpräfekten oder auf Latein einen praefectus praetorio. Was mich ein bisschen mehr genervt hat, sind die dramatisierenden Übertreibungen bei der Darstellung von Gefühlen oder körperlichen Zuständen. Da fällt es Invita nicht schwer, weiterzugehen, sondern da erfasste „eine unbändige Lähmung ihre Beine“. Da war es nicht einfach vollkommen still, nein da umfing sie „eine tödliche Stille“ (Piper Tb, München 2021, S. 92). Und nach dem Besuch im Kerker, da ging es Invita nicht furchtbar schlecht oder sie fühlte sich wirklich elend, nein, sie „glaubte, sterben zu müssen“(ebd., S. 99).
Auch Logikschwächen sind mir aufgefallen. So sieht Invita eine vermummte Gestalt, die ein Amulett trägt, das sie in gleicher Form an der Haushälterin Afrania gesehen hat, hält abends auf ihrem Wachstäfelchen ausdrücklich fest, dass sie nur vermuten, aber nicht sicher sein kann, dass es sich um Afrania handelt (ebd., S. 154) und „weiß“ vier Seiten später –aus heiterem Himmel – plötzlich, dass es Afrania gewesen ist (ebd., S. 158).
Gut gelungen ist der Autorin hingegen die Einbettung ihrer fiktiven Geschichte in die historische Realität, oftmals unter Verwendung historisch belegter Personen. Da steckt sicher eine ordentliche Portion Recherche dahinter. Diese historische Genauigkeit ist sehr lobenswert und ein Highlight des Buchs.
Ganz nett finde ich auch, wie die Autorin Invita ihre Erkenntnisse ab und an auf einem Wachstäfelchen festhalten lässt und so dem Leser eine Zusammenfassung der bisherigen Ermittlungen an die Hand gibt. Das hat fast etwas Fürsorgliches. Leider konterkariert sie diese systematische Auflösung dann dadurch, dass Invita eigentlich immer etwas „wie Schuppen von den Augen fällt“, wobei nie eine für den Leser nachvollziehbare Deduktion stattfindet.
Die Geschichte selbst ist schön ausgedacht und in einer lebendigen, oft etwas übertrieben bildhaften Sprache, die leicht zu lesen ist, erzählt. Bedauerlicherweise fällt die Auflösung bzw. das Tatmotiv dann wieder etwas ab. Beides ist nicht so recht glaubwürdig. Drei Sterne.