Rezension zu "Leben wie ein Mönch" von Danièle Cybulskie
Je länger ein Zeitalter zurückliegt, umso stärker scheint seine Verklärung zu werden. Mit diesem Büchlein kann man sich sehr gut über das mittelalterliche Leben der katholischen Mönche informieren. Gemütlich war es damals jedenfalls nicht. Mönche hatten viel zu tun und lebten in Kargheit.
Wer also die Weisheit des Mittelalters für seinen Alltag nutzen möchte, sollte um vier Uhr in der Frühe aufstehen, sich kalt waschen, sich einen Sack überstreifen und erst einmal eine Stunde beten und singen gehen. Ach so, nicht zu vergessen: Im Winter war es in den Klöstern dann doch recht kalt.
Zum Frühstück gibt es anschließend nichts Besonderes, auch keinen Kaffee oder andere leckeren Getränke. Und das setzt sich dann zum Mittag fort: Die Kartoffel war noch nicht in Europa angekommen, die von uns gewohnte Angebotspalette an Gemüse gab es nicht. Im Buch findet man eine Reihe von Lebensmitteln, die die Mönche zu ihrer Verfügung hatten. Sehr lang ist diese Liste nicht.
Auch bei der Bekleidung war man nicht sonderlich üppig ausgerüstet. Vielmehr als zwei Kutten hatten die Herren nicht. Dazu ein wenig Unterwäsche und ein paar Socken. Kurz: Das Leben war auf Mangel ausgerichtet, karg und nichts für Schwächlinge. Aber damals kannte man es nicht anders. Wer jedoch von heute aus in diese Zeit zurück möchte, sollte erst einmal versuchen, sie sich wirklich vorzustellen.
Für mich wären die einzigen Vorteile dieser Zeit ihre unfassbare Ruhe, die Langsamkeit aller Vorgänge und die völlig fehlende Informationsflut. Sicher kann man in seinen heutigen Alltag Meditationen aller Art einfließen lassen. Doch selbst dabei stößt man an Grenzen, solange man nicht einsam lebt. Natürlich kann man auch versuchen, sich eine Art Selbstversorgung aufzubauen. Das aber gelingt nur, wenn man ein hinreichend großes Grundstück besitzt. Und selbst dann gerät man in den Fokus seiner lieben Mitmenschen, die einen für abgedreht oder für politisch gefährlich halten.
Das Buch ist also vielleicht etwas für Fans des Mittelalters, die man gelegentlich auf gewissen Festen trifft, wo man sich in Pseudo-Schwertkämpfen übt und wo angeblich mittelalterliche Handwerkskunst angeboten wird. Mit den tatsächlichen Zuständen des Mittelalters hat das jedoch wenig zu tun. Es war eine harte Zeit, in der nur die Harten lange überlebten.
Übrigens findet man in diesem Buch auch eine realistische Beschreibung der Tücken des Mönchlebens. Neben all den Widrigkeiten dieser Zeit trafen manche Mönche auch die erzwungene sexuelle Enthaltsamkeit, Langeweile und selbst Depressionen. Deshalb ist es eher lustig, wenn das Leben der Mönche gewissermaßen als Heilung für die Folgen unseres Alltags dargestellt wird. Es gibt keinen Grund für irgendeine Glorifizierung dieses Lebens oder gar dieser Zeit.
Das tut dieses Büchlein auch nicht. Vielmehr bietet es einen durchaus realistischen Blick auf diese Epoche und diese spezielle Form des Lebens in ihr.