Was bedeutet es Autistisch zu sein? Wer sind diese „seltsamen“ Menschen mit ihren „interessanten“ Verhaltensweisen? Warum fällt es diesen so schwer, sich an die gesellschaftlichen Regeln, die auf jeden Fall immer Sinn ergeben (nicht!), anzupassen? Kann doch nicht so schwer sein. Oder? Kurze Antwort. Doch. Wie sehr versucht euch Maria Zimmermann in ihrem Buch zu erklären.
Denn nach ihrer Diagnose, im Buch Entdeckung genannt, wurde ihr so einiges klar. Warum sie so ist, wie sie ist. Dass ihr Verhalten nicht unbedingt seltsam, sondern einfach anders ist. Ihre Wahrnehmung, welche mehr Dinge an ihr Gehirn weiterleitet als dieses auf einmal verarbeiten kann. (Reizüberflutung) Merkmale, welche dafür sorgen, dass der Alltag für sie als einzelne Person anders abläuft als für dich oder mich. Hier kommen wir zu einem der wichtigsten Punkte in Hinsicht auf Autisten bzw. Menschen im Autismus Spektrum. Nicht jeder ist gleich. Jede Person in diesem riesigen Pool ist anders. Es wurde in der Vergangenheit zwar versucht Gruppen zu bilden, jedoch merkte man schnell, dass das nicht funktioniert.
Maria führt euch sachte mit Fall und Bildbeispielen durch ihren Alltag. Welche Schwierigkeiten hat sie, wie geht sie damit um? All das und noch viel mehr wurde von ihr in Kapiteln unterteilt. (Definition, kognitive Fähigkeiten, Sprache, Gefühle, Soziales, uvm.) So könnt ihr euch gemütlich von Thema zu Thema hangeln. Die Beispiele und detailgenaue Erklärung, was in Situation x gerade in ihr vorgeht und wie sie sich dabei fühlt und wie sie gerne behandelt werden möchte, wurde ebenfalls verständlich rübergebracht.
Das Buch hat mir wirklich gut gefallen. Bei den bildlichen Darstellungen musste ich stellenweise schmunzeln, da ich bei bestimmten Punkten mitreden/mitfühlen konnte. Meine eigene Diagnose liegt nur wenige Jahre zurück. Seitdem erging es mir ähnlich wie der Autorin. Habe viele Informationen gesammelt, viele Dinge ausprobiert und teilweise temporäre Lösungen gefunden.
Gleichzeitig versuchte ich mich beim Lesen in Menschen hineinzuversetzen, die mit dem Thema nichts anfangen können, oder gar davon gelesen zu haben. Letzteres ist leider ein großes Problem, wenn man als Betroffener für Aufklärung sorgen möchte. Wie soll man in wenigen Sätzen anderen begreiflich machen, wie man fühlt und wahrnimmt? Schwierig. Eher läuft man in Gefahr, nicht ernst genommen zu werden. Von Relativierung ganz zu schweigen. Da ist es doch „einfacher“ sich der Norm zu fügen und am Abend halb tot ins Bett zu fallen. Jedoch scheinen Menschen im Spektrum immer mehr Gehör in der Gesellschaft zu finden. Was nicht nur an den immer mehr werdenden Erkenntnissen, sondern auch an den Betroffenen liegt, die immer öfter den Mund aufmachen. Diese Entwicklung begrüße ich sehr. Es soll niemand ausgeschlossen werden, nur weil er/sie/divers anders ist, als man es von einem erwartet.
Ich schweife schon wieder ab. Jedenfalls bin ich der Meinung, dass das Buch für beide Seiten geeignet ist. Einerseits für autistische Menschen, andererseits für jene, die das Thema interessiert, sich jedoch nicht durch etliche Seiten klicken möchten, um einen Überblick zu haben.
Gibt es von meiner Seite aus Kritik? Nö. Hätte ich gerne über Thema xy mehr erfahren? Nein. Es ist bisher die beste Erklärung des Themas, welche ich bisher gelesen habe. Nicht zu kompliziert erklärt und durch die bildliche Darstellung besser nachvollziehbar.