Ein totes Mädchen, von einem Obdachlosen zufällig in einem Waldstück gefunden, der dazu auch noch zwei Afrikaner aus dem nahe gelegenenen Flüchtlingsauffanglager beobachtet. Die den Mord allerdings leugnen. Das sind die Fakten, die die Ermittlertruppe um Chefinspektor Weininger erwarten, als sie mit ihrer Arbeit beginnen. Bis zum Ende des Buches sollen noch ein paar Tote hinzukommen.
Obwohl das Ganze mit ziemlich viel nüchterner Polizei- und Ermittlungsarbeit beginnt, sodass man sich schon fast in einem dieser unsäglich zähen Tatortfolgen vermutet, entwickelt sich ab dem zweiten Mord eine stetig steigende Dynamik. Geschickt und überlegt knüpft der Autor lose Fäden zusammen, Flüchtlingsproblematik mit orgnaisiertem Verbrechen, die Zustände im Auffanglager, die "Saubermänner" von außen und deren politische Rattenfängerei. Liebknecht gibt einzelnen Figuren ihre Geschichte: Die Flüchtlingsfamilie Markarian, die Mädchen Lajla und Masha, auch die Polizisten werden mit einigen ihrer in der Vergangenheit liegenden Erlebnisse auch außerhalb ihrer Arbeit erfasst. Zudem entwickelt sich - ganz nebenbei - auch noch eine folgenschwere Liebesgeschichte.
Und plötzlich führen alle Wege, so verschlungen sie auch sein mögen, irgendwie zusammen. Der Autor bewahrt die Übersicht und hält die Spannung. Die Morde werden nicht alle auf einen Schlag aufgeklärt, sondern nacheinander und immer mit überraschendem Täter. Bis zur letzten Seite dauert es, bis die Geschichte(n) erzählt sind und der Erklärungsbedarf gedeckt ist. In keiner Phase des Buches entgleitet dem Leser dieser vielschichtige Roman. Das ist eine großartige Leistung des Autors. Dazu der Stil, der auf Theaterdonner verzichtet, dort ruhig bleibt, wo es der Inhalt erfordert, sachlich, wenn es angebracht ist, nie laut oder polternd bis zur Unglaubwürdigkeit.
Ein packender und sehr guter Krimi aus Österreich, dem man jedem empfehlen kann, der in diesem Genre nach anspruchsvollem Material sucht.
Packender Krimi