Ich bin mir noch etwas unschlüssig, ob das Buch meine Erwartungen erfüllt. Eigentlich mag ich Eva in ihrer manchmal schon sehr direkten und frivolen Art zu denken. Die Autorin erzählt uns eine Geschichte von einer Frau, die sich selbst verloren hat und wiederfindet. Und das auf eine, nun ja, sehr direkte Art.
Anfang und Ende schliessen sich hier. Die Einleitung liest man, aber denkt erst wieder am Schluss daran. Nicht unbedingt schlecht, denn so bildet alles ein Kreis und Fragen werden nicht unnötig aufgeworfen. Mich selbst hätte es beim Lesen unruhig gemacht, wenn ich immer einen Zusammenhang mit dem Anfang gesucht hätte. So brauchte ich das nicht und konnte mich voll und ganz in Eva reinfühlen.
Eva sucht Liebe. Berührungen und Geborgenheit ist etwas, was sie nicht immer bekam. Als sich ihre große Liebe aus Liebe zu ihr trennt, bricht sie zusammen. Nach und nach erfahren wir hier Geschichten ihrer Liebhaber. Ihre Art, es ihnen recht zu machen. Sie begreift, wie sehr sie ausgenutzt worden war und dann weggeworfen wurde. Sie verbiegt sich selbst für den Mann. Will ihm alles recht machen und vergißt sich dabei.
Wir gehen hier auf eine Reise, die mit Vergangenheit und der Gegenwart verschmilzt. Auch wenn die Art nicht die Feine ist, aber Rache kann so schön sein. Ich weiß, meine Art wäre es nicht. Aber Eva hilft es in ihrem Schmerz um Damien. Nach und nach kommt ein alter Schmerz zutage, der ihr zeigt, wieso sie so ist, wie sie ist.
Eva finde ich interessant. Sie ist sehr gut gezeichnet, obwohl mir immer ein Gesicht vor den Augen gefehlt hat. Allerdings kommt sie hier sehr egoistisch rüber, wo ich mich frage, ob das so gewollt ist. Desiree allerdings lebte vor meinen Augen und ist so ganz anders gestrickt.
Dieses Buch konnte ich nicht in einem Flutsch lesen. Dabei fand ich den Schreibstil nicht schlimm. Vielleicht lag es an der wechselnden Kost. Durch die Aufteilung des Buches, wurde es mir erleichtert, in Etappen zu lesen. Die Frechheit in der Gedankenwelt von Eva und der lockere Bezug zum Sex sind manches Mal sehr direkt. Aber schlimm fand ich es jetzt nicht.
Ja, leider fand ich hier nicht sonderlich viele Rezepte vor. Da hätte ich mir doch das ein oder andere mehr gewünscht, die mich reizen nachzukochen. Den Schokokuchen kannte ich schon, da hab ich selbst ein wirklich ähnliches Rezept. Und der ist Hammer. Ja schön wäre wirklich die Mayonaise gewesen, die hier ja auch immer wieder erwähnt wird. Aber nun gut.
Schlussendlich ist es dennoch ein lesenswertes Buch. Es haut mich nicht um, erfrischt aber mit einer frivolen Direktheit.
Marian Mudder
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Die Pralinenkur
Neue Rezensionen zu Marian Mudder
Wer hier einen fröhlich-frechen Frauenroman erwartet, mit der humorvollen Lösung von eher undramatischen Beziehungsproblemen und einer Bereicherungen der häuslichen Rezeptsammlung, wird eine Überraschung erleben. Ob diese positiv oder negativ ausfällt, liegt wohl im Auge des Betrachters.
Es geht um Eva, die zusammen mit ihrer besten Freundin ein kleines Catering-Unternehmen betreibt. Sie lebt in einer „glücklichen“ Beziehung mit Damien, einem Naturfotografen, der viel unterwegs ist. In der wenigen gemeinsamen Zeit, die dem Paar bleibt, versucht Eva mit allen Mitteln, den Geliebten glücklich zu machen und nach Strich und Faden zu verwöhnen. Als Damien sie verlässt, zum beiderseitigen Wohle, wie er betont, bricht für Eva eine Welt zusammen. Auf Empfehlung ihrer Freundin wendet sie sich an einen Therapeuten. Mit Hilfe des sympathischen älteren Herrn und jeder Menge Süßigkeiten versucht sie, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Sie hält Rückschau und erinnert sich an all ihre verflossenen Liebhaber.
Anfangs konnte ich wenig Verständnis für Eva aufbringen, und so richtig warm geworden bin ich bis zuletzt nicht mit ihr. Sie versucht ständig, es ihrem gerade aktuellen Partner hundertprozentig recht zu machen. Ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle bleiben dabei auf der Strecke. Wenn sie nicht gerade dabei ist, für ein anstehendes Event zu kochen oder ihr Liebesleben zu überdenken, lässt sie sich gerne über ihre Mitmenschen aus, wobei sie auch ihre beste Freundin nicht verschont. Das Verhältnis der beiden Frauen ist von gegenseitigen Neidgefühlen, Rivalität und Kritik überschattet, so habe ich das zumindest empfunden. Viele von Evas Handlungen sind unüberlegt und widersprüchlich. Einerseits tut ihr das Ei leid, aus dem kein Huhn mehr werden kann, wenn man es zum Kochen verwendet, dann schlürft sie wieder mit großem Genuss lebende Austern. Wie man diese mit Sauce Hollandaise zubereitet, wird in einem der wenigen Rezepte beschrieben, die im Buch zu finden sind.
Wenn Eva von Liebe spricht, hat man den Eindruck, dass sie hier eher den körperlichen Aspekt und weniger die Gefühle meint. Sie gibt sich gerne frivol und plaudert ungeniert und offen über ihre Liebesabenteuer, aber Wortwahl und Ausdrucksweise der Ich-Erzählerin sind nicht gerade sehr erfinderisch, sondern eher rustikaler Natur in der Endlosschleife. Geht es um kulinarische Genüsse, wird die Sprache glücklicherweise phantasievoller und hat mich dann doch dazu animiert, das Buch bis zum Schluss zu lesen.
Gemessen an der Zahl der Sexszenen würde ich den Roman schon fast dem Genre „Erotische Literatur“ zuordnen, wenn auch die Erotik hier für meinen Geschmack alles andere als verführerisch oder sinnlich erscheint. Erst sehr spät erfährt der Leser mehr über den wirklichen Ursprung von Evas Problemen. Man begleitet sie auf ihrer Gedankenreise zurück, zu der Zeit, als sie noch eine unerfahrene Siebzehnjährige war. Nach einer erschütternden Erfahrung, von der sie berichtet, wird einem vieles klar, und man kann die Protagonistin ein Stück weit verstehen, was sie mir jedoch nicht unbedingt sympathischer gemacht hat. Meines Erachtens mangelt es ihr kräftig an Selbstwertgefühl, und sie spielt nach wie vor die Angepasste, auch wenn sie innerlich Rachegedanken hegt. Es reicht ihr nicht, dem Alkohol über alle Maßen zuzusprechen, sondern sie lässt sich auch ganz selbstverständlich zum Koksen animieren und das nicht zum ersten Mal, wie es scheint. Mein Eindruck von Eva, ihrer Freundin und all den treulosen Schuften, um die es im Roman geht, ist durchgehend sehr distanziert geblieben, denn Evas Lebenseinstellung unterscheidet sich gewaltig von meiner eigenen. Vermisst habe ich den auf dem Cover angekündigten „Witz und die großartigen Situationen, die jede Frau kennt“. Der Humor, falls vorhanden, hat leider nicht meinen Nerv getroffen.
In Anbetracht des romantischen Tortendeckchens auf dem Cover und des Titels wird manch einer davon ausgehen, es würde sich hier um heitere Chicklit handeln. Auch ich bin mit einer völlig anderen Vorstellung auf das Buch zugegangen und war dementsprechend enttäuscht.
Eva ist Anfang Vierzig und leidenschaftliche Köchin. Zusammen mit ihrer Freundin Desiree betreibt sie einen Catering-Service. Aber auch sonst ist Eva voller Leidenschaft. Mit ihrer großen Liebe Damian ist sie überglücklich. Bis dieser von einem auf den anderen Tag die Beziehung beendet. Eva fällt in ein tiefes Loch und als sie während einer Fernsehshow zusammenbricht, landet sie kurzerhand beim Psychiater. Mit seiner ungewöhnlichen Art holt der Psychotherapeut sie aus ihrer Depression, öffnet beim Verzehr selbstgemachter Pralinen Eva die Augen über ihr Leben und dann hat Eva nur noch ein Ziel.
Eva ist ein absoluter Gefühlsmensch, ohne regelmäßige Umarmungen und Berührungen verkümmert sie wie eine Blume ohne Wasser. Erfüllung findet sie bei dem Kriegsfotograf Damien und beim Kochen. Für sie geht Liebe durch den Magen und entsprechend verwöhnt Eva ihren einsamen Wolf nach allen Regeln der Kunst. Tja, bis Damien aus Liebe die Beziehung beendet. Für Eva unvorstellbar. Beladen mit göttlich schmeckenden Pralinen sucht sie den väterlichen wie unkonventionellen Psychologen Ernest auf. Nach und nach helfen Pralinen und Ernest der lebenslustigen Frau, aus ihrem Tief heraus. Tatkräftige Hilfe erhält Eva zudem immer wieder von der rational und praktisch veranlagten Freundin Desiree, die sie bereits seit Kindertagen kennt. Desiree ist für Eva der Bremsknopf, denn Eva kann in ihrer Leidenschaft recht zügellos sein und schaltet dabei ihr Gehirn gerne aus und hört dann nur auf ihr Herz.
Marian Mudder lässt ihre Protagonistin Eva selbst ihre Geschichte erzählen und so lernt man eine leidenschaftliche Köchin kennen, die frech, selbstkritisch und stellenweise auch sehr direkt über ihre Kochleidenschaft und im Besonderen über ihr Liebesleben erzählt. Locker, leicht, sehr unterhaltsam und auch ein wenig frivol erfährt man einiges über Evas vergangene Liebhaber und natürlich auch ausführlich über Damien. Durchsetzt ist die Geschichte immer wieder mit leckeren, ausgefallenen Kochrezepten und auch das eine oder andere Song- und Buchzitat tauchen immer wieder auf.
Fazit: Liebe geht durch den Magen – eine unterhaltsame Geschichte über die Leidenschaften Kochen und Liebe wie auch über die süße Rache einer Frau.
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