Cover des Buches Weißer als Schnee (ISBN: 9783868279177)
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Rezension zu Weißer als Schnee von Marianne Grandia

Die Macht der Vergangenheit

von Sonnenblume1988 vor 10 Jahren

Rezension

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Sonnenblume1988vor 10 Jahren

„Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde, wasche mich, dass ich schneeweiß werde.“ Psalm 51, Vers 9

27 Jahren hatten Kathy und ihr Vater keinen Kontakt. Zu tief war Kathys Wut über sein Verhalten. Nun muss Kathy sich notgedrungen darum kümmern, dass ihr Vater ins Krankenhaus eingewiesen wird. Kurze Zeit später stirbt er, ohne dass die beiden sich versöhnt haben. Während Kathy die Sachen ihres Vaters durchsieht, kommen Fragen über ihre Vergangenheit auf. Ist es zu spät, die Antworten zu finden? Hat vielleicht Ellen, die unbekannte Frau, die kurz vor dem Tod von Kathys Vater mit ihm betete, einen Hinweis?

Bücher, in denen Frauen Häuser durchsuchen oder Tagebücher ihrer verstorbenen Vorfahren lesen, gibt es derzeit ausreichend auf dem Markt. Doch „Weißer als Schnee“ ist mehr als das. Durch viel Tiefgang, gelebten Glauben und ausgefeilte Haupt- und Nebencharaktere hebt es sich von den anderen Büchern ab.

Tiefgang entsteht dadurch, dass die Handlung sich aus mehreren Perspektiven zusammensetzt: Zum einen beschreibt Kathy selber ihr Erleben, zum anderen wird die Geschichte durch Ellen und den Krankenhausseelsorger Martijn erzählt. Alle drei bringen Gedanken, Ängste und Hoffnungen mit hinein. Auch die zentralen Themen wie Stolz, Vergebung und Vertrauensbruch machen die Geschichte tiefgründig. Ein Gespräch, dass zwischen Ellen und Kathy entstanden sind, hatte sogar eine leichte psychologische Komponente.

Auch der gelebte Glaube wird in diesem Buch von Anfang an mit eingebracht. Ellen betet viel und fragt Gott nach Antworten. Auch Martijn hat ein starkes Vertrauen zu Gott. Kathy dagegen ging früher in die Kirche, hat sich aber vom Glauben distanziert. Es geht in dem Buch jedoch nicht darum, Kathy zu bekehren oder ihr den Glauben zu erklären, sondern im Alltag Gott in alle Handlungen mit einzubeziehen. Dadurch wirkt der Glaube sehr authentisch. Der Psalm 51 spielt eine zentrale Rolle und wird immer wieder zitiert.

In der Geschichte sprechen die Charaktere oft über ihre Gefühle. Diese werden ernstgenommen und auf Ursachen und Gründe untersucht. Dadurch kann man sich gut in die Personen hineinversetzen, ohne dass das Buch kitschig oder übertrieben wirkt.

Insgesamt eine richtig schöne, tiefgehende, lebendige Umsetzung, in der das Thema "Vergangenheitsbewältigung" zu einer außergewöhnlichen, beeindruckenden Geschichte verarbeitet wird.

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