Cover des Buches Ich und Monsieur Roger (ISBN: 9783899038774)
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Rezension zu Ich und Monsieur Roger von Marie-Renée Lavoie

ich und Monsieur Roger

von Pixibuch vor 11 Jahren

Rezension

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Pixibuchvor 11 Jahren

Ein schlichtes und doch viel aussagendes Cover. Hier braucht man keine Comic, keine grellen Farben. Und auch der Titel Ich et (und) lateinisch bzw. französich ausgedrückt, machen schon etwas her. Schon die Geschichte allein sprüht vor Poesie, wunderbarer Sprache, gehobene Qualität. Dies wird aber durch die rüde und fäkalthafte Ausspruche durch Monsieur Roger durchbrochen und führt den Leser auf den Boden der Tatsachen zurück. Es scheint kein Roman der Romantik zu sein, mit blütenhafter Ausschmückung. Hier geht es um das Mädchen Helene, 8 Jahre alt, die gerne ein Junge sein will. Ihre Lieblingssendung im Fernsehen ist eine Comicserie, in der ein Mädchen ein Soldat wird und Oskar genannt wird. Oskar wird sogar die Leibwache der Königin. So möchte Helene auch gerne sein. Deswegen nennt sie sich Joe. Joe lebt mit ihren drei Schwestern und ihren Eltern, beide Lehrer, in eiabegehalfterten Sozialsiedlung. Das Geld ist bei ihnen immer knapp. Die Mutter ist herrisch, erduldet keinen Widerspruch und hat Gefühle wie ein Eisklotz. Der Vater trinkt, jammert, ist eine richtige Memme. Da beschließt Joe, Zeitungen auszutragen. Sie macht sich 10 Jahre alt und bekommt den Job. Sie kennt alle ihre Kunden, ist allseits beliebt und hat für jeden ein gutes Wort. In ihrer Nachbarschaft wohnt Monsieur Roger, 80 Jahfre alt, ein Wrack. Er hat 30 Jahre in der Psychiatrie gelebt. er säuft, flucht, stinkt. Aber Joe und er haben sich langsam angefeundet und jeder ist für den anderen wichtig. Eines Tages wird Joe in der Dunkelheit überfallen. Roger kommt hinzu und bewahrt sie vor einer Vergewaltigung. Da gibt Jo diesen Job auf und fängt als Bedienung an. Dies kostet ihr anfangs viel Kraft, aber sie setzt sich durch und verdient gut. Joe hat auch einmal einen Jungen in iher Klasse sehr verteidigt. Er kommt aus einer total armen Familie. Die Sozialschwester hatte ihn wegen seines Schweißgeruches angemacht, da ist Joe für ihn auf die Barrikaden gegangen. Auch Maria Magdalene, ebenfalls eine psychische kranke Frau, die den ganzen Tag nur Kaffee trinkt, wird von ihr in Schutz genommen. Wie brutal die Mutter ist zeigt der Umstand, dass ihr jüngere Schwester eine Spange braucht. Um Kosten zu sparen, fordert die Mutter den bZahnarzt auf, dem Kind die Zähne zu ziehen. Auch als Margot unter ein Taxi kommt und sich beide Beine bricht, bleibt die Mutter cool. Als Joe in die Pubertät kommt und ihr Brüste wachsen, flippt sie total aus. Am Rande sei noch erwähnt, das Joe und ihre Geschwister sehr sehr gute Schülerinnen sind. Auch die kleine Schwester Catherine gibt dem Buch durch ihre drollige Ausdrucksweise sehr viel Sympatie. Dies ist eine Milieistudie in einer Welt der Unterkalsse. Ich muß mich schon fragen, warum ein Lehrerpaar so gesunken ist, um in einem Wohnviertel von Trinkern, Arbeitslosen, Irren usw. sein Auskommen hat.Das Buch geht sehr zu Herzen. Wer hier so ein lustiges Buch vermutet, das man zwischen Tür und Angel lesen kann, eine Herz-Schmerz-Geschichte, liegt hier vollkommen fehlt. Die Geschichte rüttelt wach,regt zum Nachdenken an. Es ist auch kein Taschenbuch im 0-8-15-Format, sondern eikn schönes gebundenes Buch. Hebt man den Schutzumschlag auf, so sieht man frisches schönes Grün. Eine Geschichte mit viel Tiefgang.

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