Der Roman ist der dritte der „Alle Momente“ Reihe, jedoch mein erster der Autorin. Vorwissen ist nicht von Nöten, ich habe auch ohne Kenntnis vorherigen Bücher alles verstanden. Das Buch ist weiterhin in sich abgeschlossen.
Der Einstieg in das Buch ist quasi wie ein Sprung ins kalte Wasser - man wird regelrecht hineingeworfen. Durch die überschaubare Anzahl an Protagonisten ist das aber auch nicht weiter schlimm, höchstens ungewohnt.
Die Figuren lernt man als Leser recht bald kennen. Und mit den Figuren auch ihre (ungewollte) Anziehungskraft. Diese Anziehungskraft der zwei zueinander, die doch nur Freunde sind, kommt sehr gut bei mir als Leserin an. So gut, dass ich sie manchmal am liebsten mit hochgezogener Augenbraue gemustert hätte und ihnen einen Wink mit dem Zaunpfahl in die richtige Richtung gegeben hätte. Dadurch gab es teilweise Szenen, die sehr langatmig waren. Am meisten gestört hat mich das ewige Hin und Her zwischen den Protagonisten. Die Frage, ob sie es schaffen, zusammen zu kommen, die Frage, ob Jonathan seine Scheu vor Beziehungen überwinden kann, ist zentral. Gleichzeitig macht dieses Hin und Her das Buch wiederum logisch und natürlich, denn welche Beziehung läuft schon nach einem gradlinigen Weg?
Protagonisten
Ich würde sagen, die Protagonisten wurden gut herausgearbeitet. Ihre Handlungen erschienen – größtenteils logisch und nachvollziehbar. Beide Protagonisten sind auf ihre Weise Stereotype.
Die Charakterisierung von Tessa fiel mir leider etwas schwer. Ich hatte ein Bild von einer eher schüchternen Studentin im Kopf, das dann allerdings schnell wieder revidiert wurde. Sie ist weiterhin unglaublich chaotisch. Das war allerdings wiederum nur anfangs so betont, während es immer mehr abschwächte. Manche Aspekte waren leider einfach nur unglaubwürdig, das ich ihr so nicht abkaufen konnte. Tessa hat ein Trauma aus ihrer Kindheit, das sie nun endlich bekämpfen möchte. Warum aber ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt, konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Sie hat ihre Ängste seit Jahren, will diese plötzlich und spontan überwinden, ohne direkten Auslöser – zumindest wurde mir dieser nicht klar. Allerdings ist sie auch in vielerlei Weise mutig und entwickelt sich im Laufe des Romans, was ich klasse fand. An mehreren Stellen habe ich sie für ihre mutigen Entscheidungen bewundert. Ein paar Smpathiepunkte hat sie eingebüßt, weil sie zu anderen (ohne Namen nennen zu wollen) in ihrer Umgebung leider nicht ehrlich war. Sie hat ihnen so oft etwas vorgemacht, auch wenn eine gute Idee dahinter steckt.
Jonathan dagegen scheint ein Surferboy und Mädchenmagnet schlechthin zu sein. Jedoch wird er nur so beschrieben, seine Handlungen gegenüber Tessa sind irgendwie anders. Daher erschien mir seine Charakterisierung nicht komplett kohärent. Er will nur unverbindliches, bloß keine feste Beziehung – darauf reagiert er fast schon allergisch. Andererseits ist er unglaublich nett und sympathisch Tessa gegenüber, sorgt sich um sie und hilft ihr, wenn sie seine Hilfe benötigt. Aber sobald ein Annäherungsversuch von ihrer Seite aus kommt, wehrt er ab. Was mich auch furchtbar gestört hat, ist das ständige „nice“, das er zu jeder Gelegenheit sagt – das hat mich nicht angesprochen und passt viel zu sehr in dieses Klischee des Surfer-Images.
Schreibstil
Der Schreibstil der Autorin ist leicht zu lesen und verständlich. Teilweise war der Inhalt sehr humorvoll, was durch die Sprache unterstrichen wurden. Der Schreibstil passt sehr gut zum Inhalt des Buches.
Der Roman ist aus keiner speziellen „Ich-“Sicht eines Protagonisten geschrieben, sodass man nicht alle Gedanken der Figuren mitverfolgen kann, jedoch kann man sich trotzdem gut in beide hineinersetzen.
Fazit
Es ist eine schöne Lektüre für einen gemütlichen Abend, mit etwas Spannung und manchmal Ungeduld, durch die ich dazu neigte, manchen Figuren gerne gegenüber zu treten und ihnen mal die Meinung zu geigen.
Daher kann ich das Buch jedem empfehlen, der sich eine (mehr oder weniger) romantische Abendlektüre wünscht, die aber nicht rund läuft, sondern mit einigen inneren Hindernissen von statten geht.