In diesem Buch werden Ausgrenzung und Einsamkeit der Protagonisten literarisch erfahrbar gemacht. Es handelt sich dabei um ein Lehrerehepaar. Der Mann, Ange, liegt mit einer riesigen Wunde in der Wohnung, währenddem die Ehefrau versucht, in der Apotheke Kompressen für ihn zu besorgen. Sie empfindet das Lächeln der Apothekerin als "Grinsen", fühlt, wie sich im Pausenhof der Kreis ihrer Kollegen schliesst, wenn sie auftaucht. Sie fragt sich warum - ist sich keiner Schuld bewusst und kann sich auf die plötzliche Abwendung von Kollegen und Nachbarn keinen Reim machen. All das kann man als LeserIn ebenfalls nachempfinden. Ein beklemmendes Buch, das die Beklemmung im Text erfahrbar und spürbar werden lässt. Grossartige Literatur.
Marie NDiaye
Lebenslauf
Französischer Flair: Marie NDiaye, geboren am 1967 in Pithiviers bei Orléans, ist eine französische Schriftstellerin. Mit 17 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Roman. Danach verfasste sie auch zahlreiche Theaterstücke. Für ihren Roman „Drei starke Frauen“ wurde ihr der Prix Goncourt verliehen. Außerdem bekam sie den Internationalen Literaturpreis und den Nelly-Sachs-Preis. Seit 2007 lebt die Autorin mit ihrer Familie in Berlin.
Alle Bücher von Marie NDiaye
Drei starke Frauen
Ein Tag zu lang
Ladivine
Die Chefin
Mein Herz in der Enge
Rosie Carpe
Selbstporträt in Grün
Alle meine Freunde
Neue Rezensionen zu Marie NDiaye
Rezension zu "Ein Tag zu lang" von Marie NDiaye
Was passiert eigentlich in und mit den vielen Urlaubsorten, wenn wir TouristInnen wieder weg sind? Gehören sie dann wieder den Einheimischen? Was machen sie dort, wenn wir nicht mehr da sind? Ist das Leben ein anderes als in der Hochsaison? Wäre es nicht spannend, einfach mal länger zu bleiben und zu schauen, was passiert?
Nun, wenn man der Geschichte glaubt, die Marie NDiaye in „Ein Tag zu lang“ (aus dem Französischen von Claudia Kalscheuer) erzählt, sollte man Ansinnen dieser Art tunlichst unterlassen. Der Protagonist Herman, Lehrer aus Paris, verpasst die pünktliche Abreise aus seinem Ferienort in der französischen Provinz. Anstatt sich wie üblich am 31. August auf den Rückweg zu begeben, bleibt er einen Tag zu lang – seine Frau und sein Sohn sind verschwunden, eine Heimreise ohne die beiden ist selbstverständlich undenkbar. Ein Tag zu lang – und das Wetter ändert sich schlagartig. Ein Tag zu lang – und der vertraut gewordene Ferienort ist Herman gänzlich fremd. Ein Tag zu lang – und seine Mitmenschen scheinen wie ausgewechselt. Ein Tag zu lang – und die Welt ist eine andere.
„Ein Tag zu lang“ ist eine buchstäblich fantastische Reise hinter die Kulissen und Fassaden der Ferientraumwelt: teils grotesk, teils surreal, maximal lesenswert.
Dieses Buch zu beschreiben ist wirklich keine leichte Aufgabe. Es ist definitiv anders als alles das ich bisher gelesen habe.
Zunächst einmal wird von der Person, die hier der Dreh- und Angelpunkt ist nur in der dritten Person geredet. Weder ihr Name noch der des Erzählers werden genannt, sie wird nur „die Chefin“ genannt. Außerdem finden keine Dialoge statt, Gespräche werden, wenn überhaupt indirekt wiedergegeben und alles wird aus der Sicht des Erzählers geschildert, der sehr distanziert beschreibt als wäre er nur ein sehr ferner Beobachter.
Das Buch ist auch nicht so sehr eine Biographie oder Lebensgeschichte, sondern eher eine Art Manifest. Denn egal was „die Chefin“ in ihrem aufregenden Leben getan hat, egal ob gut oder schlecht, es wird auf ein Podest gestellt. Es ist von der ersten bis zur letzten Seite klar, dass der Erzähler „die Chefin“ geradezu anbetet.
Der Erzählstil ist sehr ausführlich und leider auch manchmal langatmig. Denn jedes Detail das das Leben „der Chefin“ betrifft ist es wert zu erzählen, wie es scheint. Und so wird auch sehr viel hin- und hergesprungen, wenn dem Erzähler ein Detail aus einer anderen Zeit einfällt, dass auch nur im Entferntesten zur aktuellen Erzählepisode passt. Hier verliert man leicht den Faden, und so auch leider manchmal das Interesse.
Ich finde es ist alles in allem auf jeden Fall kein schlechtes Buch, es ist jedoch speziell. Es ist sicher nicht für Jedermann etwas und man sollte definitiv die Leseprobe lese, bevor man sich ganz darauf einlässt.
Gespräche aus der Community
Zusätzliche Informationen
Marie NDiaye wurde am 04. Juni 1967 in Pithiviers (Frankreich) geboren.
Community-Statistik
in 98 Bibliotheken
auf 11 Merkzettel
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