Marie Pavlenko

 4,4 Sterne bei 14 Bewertungen

Lebenslauf

Marie Pavlenko wurde 1974 in Lille geboren und studierte Literatur an der Sorbonne. Sie unterrichtete zuerst Französisch in Jordanien, zog dann nach Paris, wo sie 15 Jahre lang als Journalistin arbeitete. Heute ist Marie Pavlenko in ihrem Heimatland eine vielfach ausgezeichnete Autorin. Sie lebt mit ihrer Familie und ihren Katzen in Montreuil und widmet sich ganz dem Schreiben.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Marie Pavlenko

Cover des Buches Die Welt, von der ich träume (ISBN: 9783522185578)

Die Welt, von der ich träume

(8)
Erschienen am 23.02.2021

Neue Rezensionen zu Marie Pavlenko

Cover des Buches Die Welt, von der ich träume (ISBN: 9783522185578)
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Rezension zu "Die Welt, von der ich träume" von Marie Pavlenko

riraraffi
Die erste Jägerin

Ein Junge schlägt ein Buch auf und liest die Geschichte einer jungen Heldin:
Samaas Welt sieht anders aus als unsere jetztige. In der Wüste brauchen sie Sauerstoffflaschen zum Leben, Wasser wird in Form von Gelkapseln eingenommen, Tiere kennt sie nur aus Erzählungen der Alten. Diese nervt sie wiederum mit ihren ausgedachten Geschichten. In ihrem Übermut, ebenfalls eine Jägerin zu werden, begibt sie sich in Gefahr und merkt: Vielleicht hat die Stammesälteste doch Recht und das Fällen der Bäume ist ein großer Fehler…

Mit Samaa hat Marie Pavlenko uns eine mutige Heldin geschenkt, der zurecht in der Rahmenerzählung ein Buch gewidmet wurde. Die kindliche Ich-Perspektive veranschaulicht ihren Prozess des Begreifens, darüber, wie wichtig die Natur und die Bäume sind - etwas, was viele Kinder auch heute vermutlich sowieso besser verstehen als manch Erwachsener.
Etwas schade fand ich, dass man in dem doch kurzen Buch länger braucht, um sich die utopische Umwelt ohne Bäume und mit anderer Nahrung zu erschließen, denn am Anfang merkt man nicht unbedingt, dass Samaas Welt keine erstrebenswerte ist. Umso gelungener ist ihre Erkenntniss: Ein lebendiger Baum bietet so viel mehr als ein toter. Ein tolles, altersgerechtes Buch zum Thema Umwelt und Achtsamkeit.

Cover des Buches Die Welt, von der ich träume (ISBN: 9783522185578)
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Rezension zu "Die Welt, von der ich träume" von Marie Pavlenko

SternchenBlau
Gewaltig, düster, wichtig

Bäume sind Lebensbringer. Aber diesen Sommer verliert der Ahorn im Juli schon die Blätter, Wiesen versteppen. In Italien wird das Wasser rationiert, Waldbrände in Spanien, in Frankreich müssen die Atomkraftwerke abgeschaltet werden, weil sie nicht mehr gekühlt werden können. Die Klimakrise ist längst in unserem alltäglichen Leben angekommen. „Die Welt, von der ich träumte“ zeigt eine dystopische Welt, was passieren könnte, wenn wir das Ruder nicht mehr rechtzeitig herumreißen können. Marie Pavlenko legt hier den Fokus auf Bäume als Lebensbringer. Das ist der Hoffnungsschimmer, der uns beim Lesen nie ganz verzweifeln ließ.

Samaa hat einen Traum, sie will sich den Jägern anschließen, die nach den letzten Bäumen suchen. Diese sind die einzige Einnahmequelle, um Wasser zu kaufen, dass es nur in konzentrierte Form in Konserven gibt, und Sauerstoff in Flaschen. Das Wissen, dass Bäume selbst Wasser, Luft und Leben spenden, ist in der Klimakatastrophe hinter einer Marktlogik irgendwo verloren gegangen. Die Geschichten der Ältesten werden da nicht ernst genommen, die aber in einer sozialdarwinistischen Art zum Sterben geschickt werden. Ja, eine harte Welt. Zum alleine Lesen wäre da meinem 10jährigen Sohn noch zu heftig gewesen. Sanaas Gemeinschaft lebt in Zelten, Sandstürme bedrohen die Gemeinschaft. Die Gesellschaft unterscheidet streng in männliche und weibliche Aufgaben und so macht sich Samaa auf eigene Faust auf den gefährlichen Weg. Als sie in ein tiefes Loch stürzt, bietet der Baum darin schließlich viel mehr, als sie jemals erträumt hat.

Ich habe das Buch mit meinem 10jährigen Sohn gelesen. „Die Welt, von der ich träumte“ ist düster und bildgewaltig, trotzdem war es so spannend, dass mein Sohn unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Ich denke, zum Alleinelesen wäre es ihm noch zu heftig gewesen, es war gut, dass wir gemeinsam über die düsteren Aspekte sprechen könnten.

Die meiste Zeit sind wir mit Samaa und ihren Gedanken alleine in dieser menschenfeindlichen Welt. Wir wissen mehr als sie, weil wir die Lösung anders als Samaa noch kennen. Dennoch war es faszinierend sie bei ihrem Erkenntnisprozess zu begleiten, wenn das uns auch dann etwas zu langsam von statten ging. Und dann muss sie auch die anderen noch davon überzeugen.

Was mich gestört hat, war die streng binär organisierte Gesellschaft. Logisch, das passt in eine Dystopie, wird für mich aber zu wenig aufgebrochen. Und die angelegte Liebesgeschichte (sehr reduziert erzählt allerdings) hätte es für mich bei der Altersgruppe ab 10 definitiv nicht gebraucht.

Diese Dystopie kann ganz emotional die Augen öffnen, was wir gerade dabei sind zu verlieren, wenn wir nicht endlich Klimaschutz umsetzen. Zum Alleinelesen empfehle ich es ab 12, zum gemeinsamen Lesen sollte 10 Jahre auch schon möglich sein. Eine Leseempfehlung. Mein Sohn und ich schwankten zwischen 4 und 5 Sternen, landen bei 4,5 von 5 Sternen, die wir dann aber  sehr gerne aufrunde.

Cover des Buches Die Kirsche auf der Torte aller Katastrophen (ISBN: 9783522202701)
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Rezension zu "Die Kirsche auf der Torte aller Katastrophen" von Marie Pavlenko

Gwhynwhyfar
Atmosphärisch dicht, sprachlich und inhaltlich auf hohem Niveau, trotzdem leicht zu lesen, ein Coming-of-Age-Roman mit Lesespaß

Ein Jugendbuch, das mir so richtig Spaß gemacht hat! Shit happens – alles läuft schief in diesem Jahr! Deborah wohnt in Paris und ihr letztes Schuljahr steht an. Wird sie das Abitur schaffen? Es wird nicht in den Schoß fallen. Ihre Mutter hat einen ausgesetzten Hund mit nach Hause gebracht – den hässlichsten Hund der Welt, der obendrein stinkt wie die Pest; sie nenn ihn Isidor. Und an wem bleibt es hängen, das Vieh zu füttern und auszuführen? Natürlich an Deborah. «Isidor ist meine persönliche Zwangsarbeit.» Die beste Freundin steckt in einer anderen Abschlussklasse und ist verliebt, hat kaum Zeit für sie, und das ist längst nicht alles!


«‹Du wirfst mir vor, nie mit dir zu sprechen, ... Wenn du mich jedes Mal abblockst, sobald ich es versuche, dann kommen wir nicht weiter.›

Ich seufze geräuschvoll. Seine physische Gegenwart geht mir auf die Nerven. 

‹Du möchtest, dass ich aufmerksam bin, aber nicht zu sehr, dass ich die zuhöre, ohne viel wissen zu wollen. Ach, meine Liebe, du bist wirklich kein einfaches Mädchen.›»


Der Vater ist Chefredakteur, ständig unterwegs, kümmert sich wenig um die Familie. Vater und Tochter mit Kommunikationsproblemen. Und die Mutter, eine Grafikerin, ist zu Hause nur mit sich selbst beschäftigt. Deborah scheint es, sie lebt in einer anderen Welt – ist abwesend, distanziert zu jedem. Da Isidor sämtliche Schuhe durchgeknabbert hat, geht Deborah am ersten Tag in apfelgrünen Gummistiefeln mit aufgesetzten Froschaugen in den Unterricht. Immerhin regnet es. In der Schule läuft es nicht wie gedacht. Aber da sind Victor und Jamal (sie nennt ihn Tarantula-Man, weil er drei tellergroße Spinnen als Haustiere hält). Sie werden Deborahs beste Freunde, die mit ihr zusammen lernen und abhängen. Doch dann beobachtet sie den Vater, der eine andere Frau küsst. Die Ehe ist zerbrochen, die depressive Mutter erleidet einen Zusammenbruch. Deborah verliebt sich in Victor; aber der ist längst vergeben, führt eine Fernbeziehung mit einem Mädchen, das nicht nur extrem intelligent ist, sondern genauso hübsch ist – keine Chance bei ihm zu landen. 


«Das Universum hat sich eine breite Schaufel geholt und mir damit voll in die Visage geschlagen.»


Ein Jahr voller Katastrophen; es steht noch einiges an für sämtliche Protagonisten. Halt findet Deborah bei Jamal und Victor. Jamals Eltern sind verstorben und er wohnt bei seiner Tante in einer Luxuswohnung – die Kunsthändlerin lebt meist im Libanon, kommt nur selten nach Hause. Ein Rückzugsort für das Trio. Der Sound dieses Jugendromans ist trotz aller Desaster voll Zuversicht und mit viel Humor geschrieben. Mit Empathie und Freunden lässt sich alles wuppen. Als Lesender lacht man sich weg und an manchen Stellen streicht man ein Tränchen von der Wange. Alles wird gut. Atmosphärisch dicht, sprachlich und inhaltlich auf hohem Niveau, trotzdem leicht zu lesen, ein Lesespaß. Dieser Roman  ist aus der Perspektive Ich im Präteritum geschrieben, mit dem ich gut etwas anfangen kann. Denn Präteritum taucht nur in Echtzeit mit direkt Erlebtem auf und das Ich spricht den Leser direkt an, kommuniziert in Echtzeit. Das Präteritum spiegelt das, was wirklich geschieht zwischen den Dialogen inklusive Gedanken. Erklärungen sind in den Rückblick gelegt. Ein geschickt konstruierter Roman.


«Es stimmt schon, meine Mutter kreist irgendwo oben am Himmel. Man könnte auch sagen: Sie segelt in eigenartigen Gewässern und niemand wird es gelingen, ihrem Kurs zu folgen. Mein Vater hat es versucht.»


Was zunächst nach einem einfach gestrickten Plot aussieht (das Cover weist leider ebenfalls dahin samt Titel), erweist sich als hochkomplexe Geschichte. Im Original heißt der Titel: Ich bin deine Sonne. Wesentlich passender, denn dieser empathische Titel hat eine wichtige Bedeutung für das Buch – ein Satz, der sich durch die Geschichte zieht. Schade, dass dies nicht übernommen wurde. Deborah liest in diesem Jahr Victor Hugos «Die Elenden», von ihrer Buchhändlerin empfohlen, eine Freundin der Mutter. Es sind die kleinen Exkurse in diesem Roman, die es so liebenswert machen, wie die Philosophielehrerin mit ihren Tipps, die Debrorah erklärt, wie man ein Essay schreibt. Die Schule nennen die Jugendlichen «Kaninchenstall», in den man 40 Schüler in eine Klasse presst. Ein feiner Coming-of-Age-Roman; der Thienemann Verlag gibt eine Altersempfehlung, ab 13 Jahre. Passt, aber besser älter.



Marie Pavlenko wurde 1974 in Lille geboren und studierte Literatur an der Sorbonne. Sie unterrichtete zuerst Französisch in Jordanien, zog dann nach Paris, wo sie 15 Jahre lang als Journalistin arbeitete. Heute ist Marie Pavlenko in ihrem Heimatland eine vielfach ausgezeichnete Autorin. Sie lebt mit ihrer Familie und ihren Katzen in Montreuil und widmet sich ganz dem Schreiben.

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Community-Statistik

in 21 Bibliotheken

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von 1 Leser*innen gefolgt

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