Rezension zu "Kunstgeschichte als Brotbelag" von Marie Sophie Hingst
Im Postkarten-Format kommt dieses Buch daher, das den Leser*innen mehr Appetit auf Kunst machen will. Vorab soll erwähnt werden, dass Recherchen zur Herausgeberin Marie Sophie Hingst zu regen Debatten über ihren Blog und persönlichen Hintergründen führten. Die Rezension beschränkt sich jedoch allein auf das Buch.
Das Buch findet seinen Ansatz in der langjährigen Beziehung zwischen Menschen und Brot, die man fast schon als Kultur bezeichnen kann, weil bereits seit Jahrtausenden das Brot einen festen Platz im Alltag der Menschen einnimmt. Obwohl im Vorwort im Besonderen auf die Beziehung zwischen Deutschen und Brot eingegangen wird, sind die abgebildeten Werke und deren (mehr oder weniger) essbare Doppelgänger von internationaler Herkunft.
Im Vorwort lässt die Herausgeberin die Geschichte zwischen dem Menschen und seinem täglich Brot im Rahmen der Kunst anhand markanter Beispiele Revue passieren. Sie weist darauf hin, dass Kunst auch immer das zeigt, „was besonders fehlt.“ So wie es zu Zeiten größten Hungers im 17. Jahrhundert vor allem Stillleben mit üppigen Darstellungen von Brot und gedeckten Tafeln gab. Überleitend wird die Redewendung „brotlose Kunst“ erläutert, die auf die bis heute existierenden prekären Bedingungen für viele Künstler verweist, die im krassen Gegensatz zu Rekordsummen bei Kunstauktionen stehen.
Im Buch entdeckt man eine recht kleine Bild-Auswahl der kreativen Interpretationen, die von weniger bekannt bis bekannt alles abdeckt: von Dürers ‚Betende Hände‘ bis Malewitschs ‚Das schwarze Quadrat‘ kann man sich Appetit machen lassen – oder eben auch nicht, da einige der Beispiele wirklich unappetitlich geraten sind. Auf Doppelseiten findet man links jeweils das Original und rechts die Brot-Interpretation mit Angaben über Zutaten. Die häufig verwendete und unverzichtbare Lebensmittelfarbe verhilft dem Frischkäse dazu, selbst das komplexeste Werk noch nachzustellen, wenn andere Mittel nicht vorhanden sind. Süßes wird mit Salzigem vermischt etc. Kinder würden sicher staunen, wenn sich auf ihrem Frühstücksteller plötzlich eine kleine weiße Katze räkelt.
Hier kommt einem manchmal plötzlich der Gedanke, dass man mit Essen bekanntlich nicht spielt. Nun ja, solange es den Teilnehmer*innen Spaß bereitet und sie ihre Kreativität unter Beweis stellen können, sei das dahingestellt. Aber einen wirklichen Mehrwert hat man durch dieses Buch dennoch nicht und ehrlich gesagt hätte ich von selbst im Buchladen wohl nicht danach gegriffen. Wahrscheinlich muss man das Buch als genau das annehmen, was es verspricht: Kunstgeschichte als Brotbelag – nicht mehr und nicht weniger.