Cover des Buches 54 Minuten (ISBN: 9783841440167)
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Rezension zu 54 Minuten von Marieke Nijkamp

Bin auf dem weg zur Hölle und ich nehm' euch alle mit

von Keksisbaby vor 6 Jahren

Rezension

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Keksisbabyvor 6 Jahren

Ein neues Schulhalbjahr beginnt, mit der obligatorischen Rede der Direktorin in der Aula. Doch danach beginnt ein Horrortrip, die Ausgänge sind verriegelt und ein ehemaliger Schüler betritt den Raum mit einer Waffe. Es gibt kein Entkommen. Die sonst ferne Möglichkeit eines Amoklaufs, wird nun zur Realität. Tyler hat genug davon, dass niemand ihm zuhört, nun da er derjenige mit der Waffe in der Hand ist, müssen sie ihm zuhören. Endlich ist seine Stunde gekommen um Rache zu üben. Er weiß nicht, dass nicht alle Schüler in der Aula sind und ein paar sich auf den Weg gemacht haben um Hilfe zu holen um so viele wie möglich zu retten.

Als ich in der Bibliothek stand, das Cover sah und den Text auf der Rückseite las, dachte ich: prima, das ist mein Buch. Doch weit gefehlt. Dem Buch fehlt für die Thematik einfach der nötige Tiefgang. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von vier Jugendlichen der Schule. Claire die Exfreundin, Tomás der erklärte Erzfeind, Sylv dessen Schwester und Autumn die Schwester des Amokläufers. Was für mich dabei fehlt ist die Sicht des Amokläufers, denn nachvollziehen kann man seine Motive nicht. Er hält nicht einmal eine Ansprache und verteidigt sein Handeln, die Autorin personifiziert einfach das Böse in ihm und nichts weiter. Ich denke das wird all denen die Amok gelaufen sind und deren Opfern einfach nicht gerecht. Es gibt eine Historie, eine Psychologie hinter solch extremen Verhalten, die wird hier komplett außen vor gelassen. Es werden der Unfalltod der Mutter und die Gewalttätigkeit des Vaters angeführt, aber das erklärt noch nicht seinen Hass auf die Schule. Was mich zusätzlich irritierte waren die eingestreuten Tweeds aus den sozialen Medien. Die waren so aus dem Zusammenhang, dass ich sie für reine Platzverschwendung hielt. Sie brachten die Story nicht voran, sie spiegelten nicht das Entsetzen der Umwelt oder die Angst der Opfer wider. Die Intention der Autorin sich diesem schwierigen Kapitel der Gegenwart zu widmen mag gut gewesen sein, aber die Umsetzung war schlecht. Wie es richtig gut geht, kann man in Jodie Picoults „19 Minuten“ lesen. Da hatte ich zum Schluss Mitleid mit dem Täter, hier war ich nur froh, dass das Phrasen dreschen und das Bedienen von Klischees endlich vorbei war.

Wer sich wirklich mit dem Thema Amoklauf an Schulen beschäftigen möchte, sollte sich ein anderes Buch suchen, hier wird man nur mit Plattitüden abgefrühstückt.

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