Rezension zu "Über die See" von Mariette Navarro
Mariette Navarro entführt uns auf eine ungewöhnliche Reise hinaus auf das offene Meer. Sie erzählt die Geschichte einer Containerschiff-Besatzung, die den Wunsch hat, im Ozean schwimmen zu gehen. Entgegen aller Erwartungen, lässt sich die Kapitänin auf das Vorhaben ein. Während die Männer ins Wasser tauchen, bleibt sie allein auf dem Schiff und beginnt, ihre Entscheidung zu hinterfragen. Bei der anschließenden Weiterfahrt geschehen dann unerklärliche Dinge.
Die Sprache der Autorin ist sehr poetisch, was mir das Eintauchen in die Geschichte zu Beginn nicht gerade leicht gemacht hat. Obwohl das Buch nur 160 Seiten hat, ist es keine Lektüre, die man mal eben liest. Die Handlung ist tiefgründig und versteckt sich zwischen den Zeilen. Im Vordergrund steht die Kapitänin, die ebenso wie alle anderen Protagonisten namenlos bleibt. Hier geht es um Gefühle, das Verschmelzen eines Seefahrers mit dem Ozean und dem eigenen Schiff, um Selbstreflexion und das Hinterfragen der eigenen Entscheidungen. Man spürt die Anspannung der Besatzung und die Undurchdringlichkeit des mysteriösen Nebels, der das Schiff umgibt, während die Kapitänin das Herz des Schiffes schlagen hören kann.
Ein magischer und außergewöhnlicher Roman, der sich mir leider nicht vollständig offenbart hat. Dennoch werde ich ihn sicherlich irgendwann erneut aus dem Regal holen. Vielleicht entdecke ich dann das Geheimnis des Ozeans.