Rezension zu "Virgin Territory (SIGNED)" von Marilyn Todd
Rom in augusteischer Zeit: Endlich ist Claudia Seferius‘ älterer, reicher Ehemann bei seinen Ahnen und hat ihr wie erhofft sein Vermögen hinterlassen. Doch zu ihrem Schrecken muss Claudia feststellen, dass dieses Vermögen nicht aus barer Münze besteht, sondern aus ihrem Haus in Rom, dem Weinhandel ihres Gemahls und einem Landsitz irgendwo in der Pampa. Den Schreck muss die junge Witwe dringend bei einigen Wetten verarbeiten, nur leider ist Fortuna nicht auf ihrer Seite.
Da kommt die Einladung eines ehemaligen Geschäftspartners ihres verstorbenen Mannes gerade recht, der sie zudem bittet, seine Enkelin, die als dienstälteste Vestalin gerade ausscheidet, nach Hause, nach Sizilien zu begleiten. Kurz entschlossen stich Claudia in See, nur um festzustellen, dass Sabina, die Frau, die sie begleiten soll, alles ist, nur keine ehemalige Vestalische Jungfrau. Aber das ist schließlich nicht ihr Problem und so kommen die beiden Frauen samt Anhang schließlich bei Sabinas Familie, den Collatinus, an. Die Familie ist jedoch nicht weniger seltsam als Sabina. Wie seltsam, zeigt sich, als Sabina ein grausames Ende findet. Wie gut für Claudia, dass ein alter Bekannter, der Patrizier Marcus Orbilio, seines Zeichen Ermittler der Geheimpolizei, „zufällig“ auch in Sizilien auftaucht. Allerdings erweist sich die Suche nach dem brutalen Mörder als alles andere als einfach.
Die Bücher von Marilyn Todd sind in Deutschland kaum bekannt und das ist wirklich eine Schande. Wer die Falco-Krimis von Lindsey Davis kennt und schätzt, dürfte auch an Claudia Seferius seine Freude haben, denn sie ist sowas wie Falcos ältere, böse Schwester. Sie ist wirklich ein Herzchen, auf den ersten Blick selbstsüchtig, nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht und ziemlich oberflächlich. Man muss schon zwischen den Zeilen lesen, um zu erkennen, dass sie so wurde, weil sie auf der Schattenseite des Lebens aufwuchs und weiß, wie hart der Kampf ums Überleben sein kann. Diesen Kampf hat sie mit Witz, Intelligenz und einer gehörigen Portion Skrupellosigkeit in Angriff genommen, aber gerade diese Kombination macht sie letztendlich unheimlich sympathisch, vor allem weil sie im Grunde doch das Herz auf dem rechten Fleck hat. Witz und Intelligenz zeichnen auch die Krimis aus, die ihren ganz eigenen Stil haben und richtig Spaß machen.