Rezension zu "Die Unschuld der Opfer" von Marilyn Yalom
"Wir wurden mit unerträglichen, entsetzlichen Fotos konfrontiert - mit riesigen Massengräbern, mit Leichenhaufen in Todeslagern.Diese furchtbaren Bilder machte mir klar, wie vergleichsweise wenig ich erlitten und welches Glück ich gehabt hatte." (Seite 90)
In "Die Unschuld der Opfer" werden Kindheiten im Zweiten Weltkrieg thematisiert. Marilyn Yalom beschreibt nicht nur ihre eigene Kindheit sondern hat aus verschiedenen Schichten, Religionen und Ländern die Kindheit zusammengetragen.
Mit Fotos, einem Vor und Nachwort sowie einen Epilog - Kriegskinder als Erwachsene wird das Buch rundum abgerundet.
Familien die flüchten konnten, andere erlebten die Gräueltaten der Nazis am eigenen Leib, Familie und Freunde wurden im Holocaust getötet, in Amerika lebte man eher unbeschwert und angenehm, als Kind einen Vater in der Partei und einiges mehr.
Aber diese Stimmen erzählen auf unterschiedlicher Weise ihre Empfindungen, ihre Gefühle und wie sie das Erlebte empfunden haben.
Die verschiedenen Kindheiten, wie die Unschuld vom Krieg plötzlich genommen wurde, dass man hinterher plötzlich Fragen hatte, Familien zerrissen wurden, sich mit den eigenen Taten der Familie auseinandersetzen musste - auch das wird erwähnt, auch das gehört dazu und schmerzt.
Wie Kinder plötzlich wussten dass sie jetzt erwachsen werden müssen, dass die Verantwortung sehr viel mehr wurde aber man nicht gemeckert hat, dass kein Hass oder Rache zu spüren war sondern aus der Situation das Beste gemacht werden musste. Wie gewisse Dinge oder Erinnerungen als Erwachsener plötzlich wieder ins Gedächtnis rutschten und dort bleiben.
Ein Buch zu den letzten Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges und wie sie ihre Kindheit empfunden/verbracht haben. Ganz klar Lesenswert.