Marina Abramović
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Durch Mauern gehen
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Marina Abramović hat mich Anfang der 1990er Jahre als feministische junge Frau entsetzt. Ich nahm sie nur als selbstverletzend wahr, in der die Frau zum Objekt ihrer Zuschauerin degradiert wird. Dieses Entsetzen hielt mich davon ab, mich näher mit ihrer Performancekunst auseinanderzusetzen.
Wem es ähnlich ging oder geht, empfehle ich diese Autobiografie sehr. Das Buch erklärt mir ihren Zugang zu der Kunstform des Erduldens und die Rolles des Publikums als wesentlicher Bestandteil der Performance. Ihre tiefe spirituelle Auseinandersetzung hat mich sehr beeindruckt und auch die Offenheit, mit der sie die private Abramović offenbart. Aber vermutlich gibt es das gar nicht: eine private Künstlerin. Das weiß ich selbst als Schriftstellerin nur zu gut.
„The artist is present“ hat mich tief berührt und war der Grund, warum ich diese Biografie verschlungen habe. Hinter den Kulissen zu schauen, war wunderbar. Es ist ihre Geschichte, ihr Blick und für mich auch wichtig, sich das zu vergegenwärtigen. Ich persönlich bin immer etwas skeptisch, wenn ein Mensch sich durch Namensgebung verewigt: egal, ob es sich um eine Kunstform, eine Methode oder (aktuell) eine Partei handelt. Denn, so habe ich jetzt auch durch Marina Abramović gelernt, die Kunst steht immer in Abhängigkeit von den Rezipierenden.
Von ihrer Kindheit bis 2016 erzählt Marina Abramović ihr Leben. Beginnend in Belgrad, wo sie über die toxische Ehe ihrer Eltern berichtet, die Tito und seine Politik verehrten, während sie eine lieblose Kindheit verbrachte. Ihre Eltern waren ranghohe Mitglieder*innen in der kommunistischen Partei des ehemaligen Jugoslawiens und so mangelte es in materieller Hinsicht kaum an etwas.
Marina Abramović berichtet über die wichtigsten Stationen ihres Lebens – privat, und vor allem auch künstlerisch. Von der Idee bis zur Umsetzung werden ihre Performances beschrieben, was sie damit ausdrücken wollte bzw welche Motivation dahintersteckte. Sie ging dabei immer an ihre Grenzen, körperlich und psychisch, überwindete Schmerzen und Gefahren, die damit einhergingen.
Sie erzählt von ihren wichtigsten und prägendsten Erlebnissen rund um den Globus, Weg- und Lebensgefährt*innen und von Höhen und Tiefen als Künstlerin.
Viel Platz nimmt ihre Beziehung mit dem deutschen Künstler Ulay ein, mit dem sie um die Welt reiste und 12 Jahre lang eine leidenschaftliche private, aber auch berufliche Beziehung führte, die an der Chinesischen Mauer endete.
Nicht immer konnte ich ihre, für mich manchmal ans Destruktive grenzende Kunst nachvollziehen, jedoch imponiert und beschäftigt hat sie mich doch sehr. Öfters habe ich das Buch zur Seite gelegt, mir ihre Performances angesehen und war beeindruckt, berührt oder konnte zugleich kaum etwas damit anfangen (was auch in Ordnung ist) – die gesamte Palette an Emotionen suchte mich heim.
Diese Lebensgeschichte und Künstlerin werden noch lange und intensiv (in mir jedenfalls) nachhallen.
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