Cover des Buches Das Leben kleben (ISBN: 9783867175210)
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Rezension zu Das Leben kleben von Marina Lewycka

Rezension zu "Das Leben kleben" von Marina Lewycka

von Eltragalibros vor 13 Jahren

Rezension

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Eltragalibrosvor 13 Jahren
Inhalt: Was haben das Leben und Klebstoffe gemeinsam? Diese Verbindung ist wohl für die meisten nicht sehr einleuchtend und dennoch, Marina Lewycka beschreibt in Das Leben kleben, wie verschiedene Klebstoffe und ihre unterschiedlichen Reaktionen auf Licht und andere äußere Einflüsse, den Menschen und ihren Leben, den Situationen, die unerwartet geschehen und ihren Reaktionen darauf, gar nicht so unähnlich sind. Meinung: Georgie Sinclair hat sich ein harmonisches Leben mit zwei Kindern und einem liebenden Ehemann vorgestellt, doch die Realität sieht anders aus: Rip – kurz für „Euripides“ –, ihr Ehemann, ist aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen und der halbwüchsige Sohn Ben muss nun ständig zwischen seinen Eltern pendeln und fühlt sich dabei missachtet und vernachlässigt und sieht den Weltuntergang kurz bevorstehen. Auch ihr Brot-Job, die Arbeit bei der Fachzeitschrift „Klebstoff“, macht sie nicht glücklich. Ihren Frust und ihr gebrochenes Herz schreibt Georgie sich wahrlich von der Seele, indem sie sich ihrer wahren Berufung – der Schriftstellerei – widmet und einen Roman mit dem Titel „Das verspritzte Herz“ zu schreiben versucht. Thema: Die Liebe. Inhalt: Georgies Leben. Durch Zufall lernt sie Mrs Shapiro kennen, eine alte Frau von ungefähr 96 Jahren (ihr wahres Alter, eine Dunkelziffer!) und Witwe, die in einem großen Haus in der Nähe wohnt. Ehe sich Georgie versieht ist sie Besucherin in diesem schmuddeligen nach Katzenpisse und Moder riechendem Haus. Und obwohl sie die alte Frau in ihren gewagten, gar nicht zu ihrem Alter passenden Klamotten anfangs eher misstrauisch beäugt und doch auch irgendwie für ihre Offenheit bewundert, gehört sie bald fest zu ihrem Leben, denn als Mrs Shapiro sich die Hand bricht, gibt sie Georgie als nächste Verwandte an. Somit wird diese Ersatzmutter der sieben Katzen und gleichzeitig Hausverwalterin des Canon Place. Das klingt einfacher als es in Wirklichkeit ist, denn hinter Mrs Shapiros‘ Haus und dem großen Grundstück scheint nicht nur die Sozialarbeiterin Mrs Goodney, die Mrs Shapiro – „die alte Schachtel“ – ins Altenheim bringen will, sondern auch skrupellose Immobilienmakler. Als Verteidigerin des Canon Place begegnet „Georgine” – wie sie von Mrs Shapiro genannt wird – den unterschiedlichsten Menschen und jeder für sich besitzt eine Geschichte. Da wäre Sir Ali, ein Handwerker aus Lydda (Israel), dessen Familiengeschichte Georgie bald erfährt und der ihr vom damaligen Krieg in Israel berichtet. Aber auch Mrs Shapiros Geschichte spielt eine große Rolle, die voller Geheimnisse steckt und hinter die Georgie unter allen Umständen blicken will. Das Leben kleben ist kein normaler Frauenroman, sondern weit tiefgründiger und vielschichtiger. Jede Figur ist – obwohl recht exzentrisch – mit einer eigenen Geschichte versehen, die nicht oberflächlich ist, sondern wirklich berührt und ein bewegendes Schicksal darstellt. Besonders angetan war ich von der Hörbuchsprecherin Katharina Thalbach. Ihre Stimme ist ganz anders als ich es von Hörbuchsprechern gewohnt bin. Sie ist tief und verleiht der Stimme von Mrs Shapiro eine wunderbar rauchig-kratzige Tonlage. Mag diese vielleicht in den ersten Minuten störend erscheinend, so legt sich das aber ziemlich schnell und Frau Thalbachs Stimme verleiht dem Hörbuch eine eigene Note, die Wiedererkennungswert besitzt. Obwohl die Handlung streckenweise wirklich ernste Themen anschneidet, schwingt meist eine gewisse Komik zwischen den Zeilen mit. Das ansonsten nicht unbedingt durch seine aufkommende Spannung brillierende Buch ist aber gerade deshalb unterhaltsam, zumal die witzigen Einschübe, in denen Georgie am „Verspritzten Herz“ schreibt, den Zuhörer gehörig schmunzeln lassen. Fazit: Wenn man mit der Erwartung, einen gewöhnlichen Frauenroman vor sich zu haben, an Das Leben kleben von Marina Lewycka herangeht, dann wird man zweifelsohne enttäuscht werden. Die britische Schriftstellerin entwirft in ihrem Roman exzentrische Charaktere, die tiefgründige und – wenn auch auf humorvolle und witzige Art vermittelt – ernste Geschichten besitzen. Seit längerem war ich auf der Suche nach einem Hörbuch, das mich nicht langweilt, sondern mir Spaß am Zuhörern bereitet und das ist diesem vor allem mit der tollen Stimme von Katharina Thalbach gelungen.
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