Rezension zu "Lob der Aphrodite" von Marina Zwetajewa
Bei Marina Zwetajewas Gedichten "von Liebe und Leidenschaft" darf man keine verklärte Romantik erwarten. Sie lassen einen vielmehr an einem ungestümen Ritt durch ihr Empfinden teilnehmen, mit allen Höhen und Tiefen.
Zwetajewa, geboren 1892 in Moskau, lebte lange Jahre im Exil in Berlin, Prag und Paris. Zwei Jahre nach ihrer Rückkehr in die Sowjetunion nimmt sie sich 1941 – zermürbt von einem entbehrungsreichen Leben mit vielen Schicksalsschlägen – das Leben.
Sie unterhielt eine Vielzahl an (Liebes-)Beziehungen, sowohl zu Frauen als auch zu Männern, an die sie ihre Gedichte direkt richtete oder über die sie diese schrieb – ähnlich einem poetischen Beziehungs-Tagebuch.
In diesen Gedichten zeigt Zwetajewa die Liebe in all ihren Facetten, voll von Glück, Hingabe, Schmerz und Traurigkeit, von der ersten Annäherung hin bis zur Trennung. Ihre Verse sind impulsiv, voll Feuer und vielfältig in der Form (Die "Kabelgedichte" imitieren z. B. sehr kreativ eine Telegrammstruktur.).
Zwetajewas Verse haben mich in ihrer unkonventionellen Art fasziniert. Sie zeigen einen starken und doch sehr verletzlichen Menschen, der seine Gefühle nach außen nicht versteckt, sondern für sie in ihrer Absolutheit einen Ausdruck findet.
Das Nachwort von Ralph Dutli, der die 156 Gedichte aus den Jahren 1914 bis 1940 ins Deutsche übertragen hat, fand ich ergänzend für das Verständnis der Texte sehr erhellend.