Dieses Buch macht deutlich, was man über das alljährlich begangene Weihnachtsfest eigentlich alles noch gar nicht weiß: Warum legt der Nikolaus die Schokolade ausgerechnet in die Stiefel? Wer hat zum ersten Mal Kerzen an einen Weihnachtsbaum gehängt?
Verwoben wird dieses Hintergrundwissen sehr unaufdringlich im Rahmen einer berührenden Geschichte, in der man die Protagonistin ab dem ersten Advent begleitet. Sie wünscht sich (materielle) Geschenke, wünscht sich weiße Weihnachten, geht auf den Weihnachtsmarkt und backt Plätzchen mit ihrer Mama. Doch dann wird die Maus ihrer besten Freundin krank, und plötzlich wünscht sie sich nichts anderes mehr, als dass es der armen kleinen Maus wieder gut geht. Ich finde, da wird sehr schön gezeigt, wie schnell Materielles unwichtig werden kann.
Ich mag es, wie die Eltern mit ihrer Tochter sprechen, sie begegnen ihr stets auf Augenhöhe und erklären alles ruhig und sachlich, warum z.B. eine Kunsteisbahn (als unglaublicher Energiefresser) Nachteile hat. Im Grunde soll es nichts anderes fördern als eigenverantwortliches Handeln und dass der persönliche Spaß nicht immer an erster Stelle stehen sollte.
Mir fällt in anderen Kinderbüchern immer wieder auf, dass alles, was mit den eigenen Handlungen zu tun hat, verschwiegen wird: geht es um die Regenwaldrodung, wird nicht erwähnt, dass der Fleischkonsum eine entscheidende Rolle spielt und bei der Überfischung wird dem Kind nicht nahegelegt, seltener Fischstäbchen zu essen. Wahrscheinlich trauen sich die meisten Autoren das nicht aus Angst vor Rezensionen, in denen dem Buch “belehrende Passagen” bescheinigt werden. Mario Gastal war offenbar wichtig, schon früh den Blickwinkel auf die Umwelt im Zusammenhang mit den eigenen Handlungen zu erweitern.
Ein themenreiches, komplexes, aber keinesfalls überforderndes Kinderbuch, das die Weihnachtszeit genauso versüßen kann wie Omas Weihnachtsgebäck!






