Cover des Buches Das Fest des Ziegenbocks (ISBN: 9783518412329)
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Rezension zu Das Fest des Ziegenbocks von Mario Vargas Llosa

Rezension zu "Das Fest des Ziegenbocks" von Mario Vargas Llosa

von Ulf_Borkowski vor 13 Jahren

Rezension

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Ulf_Borkowskivor 13 Jahren
Mit „Das Fest des Ziegenbocks“ hat Vargas Llosa einen Roman geschrieben, der sich schwer in eine Kategorie einordnen lässt. In verschiedenen Handlungssträngen erzählt Vargas Llosa die Geschichte der Diktatur des Generals Rafael Trujillo, der die Dominikanische Republik von 1930-61 beherrschte. Die emigrierte Dominikanerin Urania Cabral kehrt nach vielen Jahren in ihre Heimatstadt Santo Domingo zurück, um ihren Vater, der unter Trujillo hohe Ämter bekleidete, wiederzusehen. Eingebettet in eine tragische Vater-Tochter-Beziehung erzählt Vargas Llosa die Geschichte der Trujillo-Diktatur. In zwei weiteren Handlungssträngen wird die Zeit vor und nach dem Attentat auf den Diktator im Jahre 1961 dargestellt, einmal aus der Sicht Trujillos und einmal aus der Sicht der Attentäter. Dabei wird dezidiert auf jeden einzelnen Attentäter und dessen jeweiligen persönlichen Beweggründe eingegangen, sowie dessen Schicksal nach dem Attentat. Vargas Llosa versteht es das Regime neutral darzustellen, ohne Trujillo als per se schlecht darzutellen oder die Attentäter zu heroisieren. Nach dem Tod des Diktators steht dann insbesondere das geschickte Machtspiel des Trujillo-Günstlings und Marionetten-Präsidenten Balaguer im Mittelpunkt, der es durch das Ausspielen der Trujillo-Anhänger, vor allem dessen Familie, der Kirche und der USA schafft, die Macht zu gewinnen und die Dominikanische Republik weitgehend zu demokratisieren (Balaguer bleibt mit Unterbrechungen bis 1996 Präsident). Vargas Llosa hat einen politischen Roman vorgelegt, der nicht nur durch die sprachliche Verknüpfung seiner Handlungsstränge, seines gleichen sucht. Aus einem neutralen Blickwinkel erstellt Vargas Llosa eine Psychographie der Macht. Es werden die Verführungen einer Diktatur, Intrigen, Machtspiele, aber eben auch die grausamen Seiten aufgezeigt und letztlich der durch machiavellistische Schachzüge herbeigeführte Übergang zur Demokratie. Ein grandioser historischer Roman, der sich wie ein Thriller liest.
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