Marion Gräfin Dönhoff

 4,1 Sterne bei 58 Bewertungen
Autorin von Kindheit in Ostpreußen, Namen, die keiner mehr nennt und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Marion Hedda Ilse Gräfin Dönhoff † 11. März 2002 auf Schloss Crottorf

Alle Bücher von Marion Gräfin Dönhoff

Cover des Buches Kindheit in Ostpreußen (ISBN: 9783442740505)

Kindheit in Ostpreußen

 (24)
Erschienen am 01.10.2009
Cover des Buches Namen, die keiner mehr nennt (ISBN: 9783499624773)

Namen, die keiner mehr nennt

 (11)
Erschienen am 02.06.2009
Cover des Buches >Um der Ehre willen< (ISBN: 9783442720095)

>Um der Ehre willen<

 (6)
Erschienen am 01.06.1996
Cover des Buches Bilder, die langsam verblassen (ISBN: 9783800331260)

Bilder, die langsam verblassen

 (2)
Erschienen am 30.12.2015
Cover des Buches Was mir wichtig war (ISBN: 9783442732302)

Was mir wichtig war

 (2)
Erschienen am 01.09.2004
Cover des Buches Der Effendi wünscht zu beten (ISBN: 9783442755813)

Der Effendi wünscht zu beten

 (1)
Erschienen am 01.11.1999
Cover des Buches Ein Leben in Briefen (ISBN: 9783442742103)

Ein Leben in Briefen

 (1)
Erschienen am 11.07.2011
Cover des Buches Macht und Moral (ISBN: 9783462401493)

Macht und Moral

 (1)
Erschienen am 20.12.2017

Neue Rezensionen zu Marion Gräfin Dönhoff

Cover des Buches Kindheit in Ostpreußen (ISBN: 9783442740505)
Arbutuss avatar

Rezension zu "Kindheit in Ostpreußen" von Marion Gräfin Dönhoff

Ostpreußen - ein verlorenes Paradies
Arbutusvor 3 Jahren

Adel verpflichtet. Diese einfache Regel haben die Grafen Dönhoff zu allen Zeiten sehr ernstgenommen. Wie wohltuend setzt sich der hier vorgestellte ostpreußische Landadel von arroganten westlichen Adelsgeschlechtern ab, wie sie zum Beispiel in Karen Duves Annette-von-Droste-Hülshoff-Roman beschrieben werden. Trotz des gediegenen Wohlstands wurden die Grafenkinder auf dem Gut Friedrichstein kurz gehalten und zur Sparsamkeit erzogen. Sie halfen bei der Ernte, und ihre Schlafzimmer waren, im Gegensatz zu den repräsentativen Räumen des Schlosses, äußerst spartanisch eingerichtet. Zu vielen Schlossdienern und Landarbeitern hatten die Kinder ein gutes Verhältnis, und Dönhoff bemerkt augenzwinkernd: „Die Erziehung durch die Hausleute und Handwerker war [...] wirklich viel nachhaltiger als durch jene Theoretiker, die dafür angestellt waren.“ Die Kindheit, die Marion Gräfin Dönhoff in ihrem Buch beschreibt, war, trotz strenger Regeln, frei und unbeschwert. Mir gefällt, dass es Mädchen und Jungen waren, die gemeinsam die vielen Verbote brachen. Gemeinsam in der Nacht ausritten, wenn sie zeitweilges Reitverbot hatten, gemeinsam heimlich auf Gänsejagd gingen. Oder die Treppe in der Kleinen Halle auf einem Tablett hinunterrodelten ... „Und wenn einmal Verwandte oder Bekannte gleichaltrige Kinder mitbrachten, konnten wir gar nicht erwarten, dass sie wieder abfuhren, denn meist waren sie für unsere Zwecke ganz unbrauchbar: entweder zu fein oder zu ängstlich.“ Es verwundert nicht, dass hier wichtige Persönlichkeiten des späteren Kreisauer Kreises heranwuchsen.

Man erfährt einiges über das auf dem elterlichen Gut herrschende System des Fideikommiß, das den Gutherren und die Landbevölkerung zu einer konstruktiven gegenseitigen Abhängigkeit verpflichtete und, im Fall des Gutes Friedrichstein, offensichtlich sehr gut funktionierte, da es in gegenseitiger Wertschätzung praktiziert wurde. Die Gräfin räumt auch mit dem Vorurteil auf, die großen Güter des Ostens seien durch das sogenannte ausbeuterische „Bauernlegen“ entstanden.
In dem Kapitel über die polnischen Dönhoffs wird es allerdings für die unbedarfte Leserschaft etwas abgedreht; hier verlor ich schon mal den Überblick. Vielleicht hätte der heutige Leser auch manche Anekdote gern ein wenig aufgepeppter präsentiert bekommen, vielleicht auch ein wenig mehr in einem großen runden Zusammenhang. Aber was macht das schon? Die Erinnerungen der Gräfin sind ein einmaliger zeitgeschichtlicher Schatz. Ihre Schilderungen öffnen auf ungewöhnliche Weise den Blick auf verschiedene vergangene Zeitalter. Erhellende historische Fakten wechseln sich in loser Folge mit interessanten Details aus der Gutswirtschaft ab. Wunderschöne poetische Beschreibungen gelingen Dönhoff, wenn sie vom Rhythmus der Jahreszeiten schreibt.

Aber plötzlich das Führerhauptquartier in der Wolfsschanze, ganz nah. Das hatte ich in meiner naiven Vorstellung nie so weit im Osten angesiedelt. Da lagen einige Dinge nah. Näher, als Adolf Hitler dachte. Und doch hat dieser blöde Eichentisch gehalten. In Folge des missglückten Attentats wurden viele der geliebten Freunde hingerichtet. Marion Gräfin Döhhoff war nur am Rande beteiligt, wurde verhört, entging aber einer Verurteilung. Da die Autorin andernorts bereits ausführlich darüber geschrieben hat, wird dieser Erzählstrang hier nur gestreift. Aber er lenkt den Blick unerbittlich auf die Tatsache, dass die wunderbaren Schilderungen aus der Kindheit ein wehmütiger Blick zurück auf ein verlorenes Paradies sind. Denn Hitlers wahnsinniger Krieg hatte zur Folge, dass die Gräfin aus ihrer Heimat fliehen musste und Schloss Friedrichstein unwiederbringlich in Flammen aufging. Ihr Blick zurück geschieht in Trauer, aber nicht im Zorn, und wenn ich ihr Gänsehaut erzeugendes Schluss-Statement lese, ahne ich, warum meine Mutter so ein großer Fan dieser besonderen Frau war.

Leseempfehlung!

Cover des Buches >Um der Ehre willen< (ISBN: 9783442720095)
supersusis avatar

Rezension zu ">Um der Ehre willen<" von Marion Gräfin Dönhoff

Welche Helden !
supersusivor 6 Jahren

Marion Gräfin Dönhoff war mit einigen der Verschwörern des 20 Juli befreundet, mit anderen verwandt. In diesem Buch gedenkt sie ihrer verlorenen Freunde, beleuchtet die Hintergründe, ihre Beweggründe und privaten Gedanken. Sie schildert die Lebensgeschichten der Männer, ihre Verbindung zueinander, was sie planten und was sie ereicht haben, wo sie scheiterten und ihre Hinrichtungen. Mit ihrer nüchternen Sprache und schlichten Worten schafft sie es, ihren Freunden ein Denkmal ohne jeden Pathos zu setzen. Ein wertvolles Zeitdokument einer Mitverschwörerin mit Photos, Auszügen aus Briefen und Erinnerungen.

Die mutigen Männer, die aus den verschiedensten Gründen ihr Vaterland vor Hitler retten wollten und die sich darum unter Lebensgefahr trafen und Nachrichten zukommen ließen, die eine Regierung für die Zeit nach Hitler planten und versuchten geeignete Männer für ihre Sache zu gewinnen, die trotz aller Rückschläge nicht aufgaben, weil ihr Gewissen und ihr Anstand ein Hinnehmen der Greul und des Krieges nicht zuließ, die Männer, die es als ihre Pflicht ansahen, zu verhindern, dass Hitler den Deutschen jegliches Gefühl von Sitte, Anstand, Moral, christlicher Nächstenliebe, Ehre und Menschlichkeit nahm, diese Männer, denen die Rettung des deutschen Volkes mehr wert war, als die Rettung des eigenen Lebens, diese Männer sind Helden. Auch die vielen anderen Widerstandskämpfer sind mutige Helden, aber hier erfahren wir nur von den Männern und ihren Kontakten, die mit Gräfin Dönhoff befreundet waren und von denen viele zum Kreisauer Kreis gehörten. Mit einigen von ihnen ist sie aufgewachsen und ihr Schlußsatz im Postskriptum lautet : " Nichts könnte schlimmer sein, als alle Freunde zu verlieren und alleine übrigzubleiben". Dies ist das einzige emotionale Zugeständnis, was die Autorin sich erlaubt. In ihrem Buch "Kindheit in Ostpreußen" schwingt eine unglaubliche Sehnsucht nach der verlorenen Heimat mit. Hier dagegen schafft sie es trotz aller Nüchternheit und obwohl man ja weiß, wie es ausgeht, das Gefühl einer drohenden Gefahr und Dringlichkeit heraufzubeschwören. Die Freunde, deren sie sich hier erinnert, sind :

Helmuth James Graf von Moltke

Fritz-Dietlof von der Schulenburg

Axel von dem Bussche

Peter Graf Yorck

Albrecht Graf Bernstorff

Heinrich Graf Lehndorff

Adam von Trott zu Solz

aber natürlich werden auch andere Helden erwähnt, wie Stauffenberg, Hans Oster, von Tresckow, Beck, Dohnany und viele, viele weniger bekannte Helfer des Widerstandes.

Ein wichtiges Buch, ein geschichtlich wichtiges Buch, aber auch ein Buch, was einen sehr persönlichen Eindruck der damaligen Zeit wiedergibt. 


Cover des Buches Kindheit in Ostpreußen (ISBN: 9783442740505)
supersusis avatar

Rezension zu "Kindheit in Ostpreußen" von Marion Gräfin Dönhoff

ein Buch voller Sehnsucht
supersusivor 7 Jahren

Dies Buch hat mich sehr bewegt.

Auch wenn ich nie in Ostpreußen gewesen bin, ist die Sehnsucht in dem Buch nach Heimat, Vergangenheit und alten Werten ansteckend. Vielleicht ist es auch die Sehnsucht nach einer unbeschwerten Kindheit in der Natur mit allen Freiheiten. Wenn man aber genau guckt, so war es auch eine Zeit der Entbehrungen und harter Arbeit und Disziplin, was jedoch von der Autorin nicht so empfunden wurde. Man wuchs mit diesem Pflichtgefühl auf, vieles war eine Selbstverständlichkeit und wurde nicht hinterfragt. Gräfin Dönhoff gelingt es durch ihre Beschreibung der Landschaft eine Saite in einem klingen zu lassen, von der man nicht wußte, dass sie da war. Sie schafft es, dass schon allein die Worte Ostpreußen, Masuren usw. einen wehmütig nostalgisch werden lassen, da all dies (Zeit und Ort) unwiederbringlich verloren ist. Dabei wird sie nie gefühlsdusselig oder kitschig. Man spürt dennoch ihre Sehnsucht und ihre Trauer um das Verlorene.

Die Autorin ist der gleiche Jahrgang wie meine Großmutter und sie ist auf einem Adelslandsitz in Ostpreußen groß geworden. Sie war indirekt an der Planung des 20. Juli beteiligt und mit den Lehndorffs verwandt und aufgewachsen, die eine größere Rolle dabei spielten und hingerichtet wurden. Sie selbst floh im Winter 44/45 allein auf ihrem Pferd 1200 km nach Westen. Erst über 40 Jahre später, mit 80 Jahren besuchte sie ihre Heimat wieder.

Das Buch liest sich flüssig und ist in viele kurze Kapitel unterteilt. Besonders wehmütig machen die vielen Photos, die leider natürlich nur schwarz weiß und klein sind. Ich liebe die Landschaft Mecklenburgs, besonders die Seenplatten und so stelle ich mir auch die Ländereien der Familie Dönhoff vor. Gegen Ende des Buches geht es viel um Adlige und ihre Vorfahren, was ich nicht so interessant fand. Aber der Rest hat mich sehr berührt.

Die Autorin selbst ist Journalistin geworden und war Chefredakteurin der Zeit. Ihr Schreibstil hat es mir sehr angetan und da ich mich für den Widerstand damals interessiere, freue ich mich auf 2 andere Bücher, die ich von ihr habe "Namen, die keiner mehr nennt" und "Um der Ehre willen.-Erinnerungen an die Freunde vom 20. Juli".

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Zusätzliche Informationen

Marion Gräfin Dönhoff wurde am 02. Dezember 1909 in Schloss Friedrichstein (Deutschland) geboren.

Community-Statistik

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auf 5 Merkzettel

von 3 Leser*innen aktuell gelesen

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