Schade - aus dem Thema wäre sehr viel mehr rauszuholen
von Textgemeinschaft
Kurzmeinung: Tolles Thema, Aufbau mit den drei Strängen auch gut - aber Spannung fehlte und das Ende war unbefriedigend
Rezension
Das Thema war wirklich ganz toll gewählt. Ein schwuler junger Mann, der sich in einen Priester verliebt und auf dessen Geheiß, nicht einmal seiner Zwillingsschwester etwas davon sagt. Sie erfährt nach seinem Suizid aus einem Videotagebuch davon.
Stilistisch hat die Autorin die drei Erzählstränge auch gut gewählt. Der von Hannah gefiel mir eigentlich durchweg. Bei dem von der Anwältin, fand mir zuviel Nebensächliches statt und ich hoffe wirklich sehr, dass Anwälte nicht so arbeiten, wie SIlke. Beweismaterial ungesichert zu Hause rumliegen lassen? Und überhaupt - von einem so brisanten Datenträger nicht direkt eine Sicherheitskopie zu machen und die in einem Schließfach zu deponieren - das wirkt mehr als unprofessionell. Außerdem hätte so eine Kopie das Ende auch echt spannend werden lassen.
Das Videotagebuch von Jonas war streckenweise ganz gut. Aber im Ernst - auch intelligente junge Menschen, philosophieren doch nicht so herum? Hier kamen mir auch viel zu viele Themen ins Gespräch, die zu weit, vom Kern der Sache wegführten.
Gut gefiel mir noch, dass sich der Polizist, noch einmal umentschieden hat - abwegig hingegen, dass er direkt anschließend den Tod fand. Wir leben in Deutschland - da wird man nicht mal eben so an der Autobahn erschossen, auch nicht, wenn man beim Staatsdienst arbeitet. Hier wäre eine Jagd nach Vincenz auch deutlich spannender, als die lahme Falle, in die er getappt ist.
Total enttäuschend fand ich den Ausgang des Buches. Die Figur der Anwältin war auch hier eine reine Enttäuschung - sie hat nicht mal versucht, etwas zu unternehmen, um die junge Frau vor der Psychiatrie zu bewahren.
Trotzdem muss ich sagen - verschwendete Lebenszeit, war die Lesezeit nicht. Es kann ja auch nicht nur Bestseller geben.