Marisha Pessl

Scott McGrath kam dem Regisseur Cordova schon einmal zu nah. Dabei verlor er seine Reputation und Familie. Aber er ist von ihm gebannt. Über das Leben des Horror Regisseurs ist fast nichts bekannt. Seit Jahren ist er wie untergetaucht. 

Nachdem Cordovas Tochter Ashley Selbstmord begeht, ermittelt Scott als investigativer Journalist erneut. Er riskiert wieder einiges, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Dabei verschwimmen Realität und Fiktion miteinander. 

Marisha Pessl hat ein Meisterwerk geschaffen. So spannend, dass ich es manchmal zur Seite legen musste, um mich wieder zu sammeln, bevor ich erneut in die dunkle Welt Cordovas absteigen konnte. Man muss sich darauf einlassen. Es ist so eigen, aber so packend und fesselnd! Wenn man das tut, dann hat man die Chance in die Untiefen der menschlichen Psyche hinabzusteigen! Unbedingte Leseempfehlung! 

Wie so oft kann das Buch selbst nicht die hohen Erwartungen erfüllen, die nach den zahlreichen Vorschusslorbeeren und positiven Rezessionen geweckt worden sind. Es scheint anfänglich nur eine aneinander Reihung von Titeln der Weltliteratur zu sein und kommt es zu angeberisch daher. Nach 150Seiten ermüdet das ganze und die Geschichte kommt überhaupt nicht in Fahrt. Dann kommt eine ganz annehmbare Story die nett dahin plätschert, aber einen auch nicht vom Hocker reißt. Das letzte Drittel wartet dann noch mit einer Toten auf. Naja, groß angekündigt und dann leider abgestürzt. Wenn die Autorin ihre Angeberei lässt und selbst formuliert und erzählt, dann blitzt zwischendruch ein großes Talent auf oder ist das auch nur abgekupfert? Bleibt zu hoffen, dass sie beim nächsten Buch weniger schreibt, aber dafür durchweg packend.

Es handelt sich um die Geschichte der 16jährigen Blue, die ständig mit ihrem Vater umzieht und nun wieder an einem neuen College gelandet ist, an dem sie ihren Abschluss machen möchte. Sie findet nicht ganz zufällig Anschluss an ihre Lehrerin Hannah, die einen Kreis junger Menschen um sich geschart hat, die sich regelmäßig bei ihr treffen. Bei einem gemeinsamen Camping-Ausflug kommt es zu einem dramatischen Geschehen, nach dem nichts mehr so ist, wie es zuvor war. Blue macht sich auf die Suche nach Antworten und deckt Zusammenhänge auf, die sie sich nie hätte träumen lassen ..

Die Handlung benötigt einen recht langen Anlauf und ich wurde beim Zuhören schon langsam ungeduldig und fragte mich, in welche Richtung die Sache denn nun steuert. Die Ich-Erzählerin schildert vieles in einer Art Plauderton, als ob sie es ihrer besten Freundin erzählen würde. Dabei spart sie nicht mit Vergleichen, was für mich phasenweise ziemlich überladen wirkte. Nicht das diese zum großen Teil phantasiereich wären, aber ein zu viel ist einfach ein zu viel. Sehr ungewöhnlich sind auch die häufigen Zitate, die auf Bücher verweisen, die als Art Fußnote auch mit Erscheinungsjahr benannt werden.

Im letzten Drittel nimmt die Geschichte doch ziemlich an Fahrt auf und entpuppt sich als Art politischer Thriller, mit historischer Anlehnung an die jüngere amerikanische Geschichte. Wie sich Mosaiksteinchen an Steinchen fügt! Auch hier für mich wieder etwas zu viel des Guten. 

Es ist der erste Roman von Marisha Pessl. Ihren Stil würde ich als gewöhnungsbedürftig bezeichnen. 

Anna Thalbach schätze ich sehr als Hörbuch-Sprecherin. Auch dieses Mal hat mir ihre Interpretation sehr gut gefallen. Es ist also weniger ihrem Können verschuldet, dass das Hörbuch doch nur 3 Sterne von mir erhält. Das lag vor allem am Inhalt. 

Es handelt sich um eine autorisierte Lesefassung (bei 700 Seiten Buch wohl um eine gekürzte Fassung - merkte man ihr aber nicht an), auf 9 CDs. 

Fazit: Vielleicht ist die gekürzte Hörbuchfassung die bessere Variante?