Marita Spang ist für mich ein Lichtstreif am Horizont der historischen Romane. Denn leider gibt es nicht viele Autoren in diesem Genre, die solch anspruchsvolle Bücher schreiben. Man merkt, dass die Autorin Psychologin ist, denn ihre Charakterzeichnung ist ausgefeilt, vielschichtig und das Handeln der Personen nachvollziehbar. Besonders vor der dem Hintergrund einer vergangenen Epoche, vermag sie es sehr geschickt, die Gefühlswelten und Verhaltensweisen der Menschen im Mittelalter zu adaptieren und in einen logischen geschichtlichen Kontext zu bringen. Das ist meiner Meinung neben einer angemessenen altertümlichen Sprachweise, eine der wichtigsten Faktoren für das Schaffen von Authentizität und das reale Abtauchen in vergangene Zeiten.

In diesem schicksalshaften Roman über die Hexenverfolgungen, schafft sie es gekonnt den Spannungsbogen zu halten und mittels Cliffhanger am Ende von Kapiteln den Leser in einen süchtigmachenden Sog zu ziehen. Fast schon überschlagen sich die Ereignisse und macht möchte als Leser unbedingt erfahren, wie es mit den einzelnen Schicksalen weiter geht. Dies ist nicht zuletzt einer ausgefeilten Charakterzeichnung zu verdanken, bei der nicht plakativ der Bösewicht einfach nur böse ist und das Gute ausschließlich gut handelt. Es sind die kleinen menschlich nachvollziehbaren Ecken und Kanten (die für menschliche Gefühle aller Epochen gelten), welche das Buch abrunden. Schlussendlich verwebt Frau Spang dank ihrer guten Recherchearbeiten reale historische Begebenheiten und Personen mit in ihre Geschichte ein.

Leider, wie schon von anderen Rezensenten kritisiert, wirkt die grafische Aufmachung des Buchdeckels etwas kitschig und beim Titel "Hexenliebe" erwartete ich eher einen schnulzigen Roman. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, den erwartet ein unheimlich spannendes und emotionsgeladenes authentisches Buch, vor einer lebhaften historischen Kulisse!