Cover des Buches Singen können die alle! Handbuch für Negerfreunde (ISBN: 9783551684486)
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Rezension zu Singen können die alle! Handbuch für Negerfreunde von Marius Jung

„Singen können die alle „...... und der Rhythmus ist ihnen angeboren.......

von thursdaynext vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Herrliche Satire mit bitteren Untertönen die zwischen den Zeilen rausblitzen. Gute "non pc Witze" die ich noch nicht kannte .....

Rezension

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thursdaynextvor 10 Jahren

Marius Jung konfrontiert einen herrlich unterhaltsam mit den eigenen unbewussten Vorurteilen.

Bin an diesem Buch in der Buchhandlung hängengeblieben wegen des ansprechend gestalteten Covers welches die so nett unkorrekte Bezeichnung „Handbuch für Negerfreunde“ zusammen mit dem optischen Hingucker ziert.

Gute Arbeit welche der Verlag da leistete.

In dieser Mischung aus Biographie , Ratgeber und Satire legt der Autor von Beginn an los und klärt auf. Kleinere Test erleichtern die Selbstbestimmung zu welchem Typus man denn so gehört , Bilder aus des Autors Jugend erhellen das düstere Thema.

Jung, 1965 in Trier geboren laut Eigenbeschreibung: „ein bezuschusster Neger, wie ein Milchkaffee oder eine Latte. Ein Mulatte.“

Diese Kategorisierung missfällt ihm allerdings ebenso wie das Wort Mischling: „Das klingt als säße ich seit Jahren in einem Tierasyl auf Mallorca ein – kastriert, leinenführig und fast stubenrein- und wartete auf mein neues Frauchen.“

Wer sich also Gedanken um die politisch korrekte Bezeichnung eines stärker pigmentierten Mitbürgers macht erfährt hier unter anderem, dass diese die Nennung ihres Namens jeder anderen Bezeichnung vorziehen. Hat ja auch was freundlich persönliches.

Ich hab mich von Lesebeginn an weggeschmissen vor Lachen. Betroffenheitslektüre vom Betroffenen in wunderbar selbstironischer, überspitzter doch immer treffsicherer Form, sprachlich leger und doch anspruchsvoll und entzückend bebildert. Abgesehen vom Cover allerdings schwarz- weiß.

Auch mit dem Begriff „Halbschwarzer“ hat der Autor verständlicherweise Probleme, da diese Bezeichnung bei ihm Assoziationen weckt die in Richtung „schwarz- weiß – gestreift“ und „Zebra“ abdriften; und „Afrogermane“ lässt ihn an Leopardenlendenschurz und baden in Drachenblut denken und wäre zudem inhaltlich falsch.

„Unverzollt importierter GI Bastard“ missfällt ihm ebenfalls da es „Bei Vorstellungsrunden auf Dinnerpartys garantiert kein Eisbrecher ist . Und „irgendwie nicht sexy klingt.“

Mein vollstes Verständnis hat der Mann spätestens, seit er mit schriftstellerischem Kniff und geschick den Spieß umdrehte und ich mich in der Beschreibung „schwach pigmentierte Mitteleuropäerin mit gravitätisch herausgeforderten sekundären Geschlechtsmerkmalen.“ ansatzweise ( die Gravitation zerrt , aber sie siegt noch nicht!) wiedererkannte.

Jung erzählt seinen Werdegang als Schwarzer in Deutschland herzzerbrechend und Lachmuskeln zersetzend komisch. Seine authentischen Anekdoten über bereits erlebtes sind witzig, aber nur, weil er selbst darüber lachen kann. Tatsächlich sind sie für die darin vorkommenden Handlungsträger eher extrem peinlich.

Glücklicherweise kann der Mann sich hervorragend artikulieren und ist geprägt von einer angenehmen Unaufgeregtheit die es ihm möglich macht sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen.

Und, meine ewige Dankbarkeit ist ihm gesichert, er hält die zensierende political correctness die ursächlich für die neuen , verhunzten Ausgaben von Pipi Langstrumpf und Otfried Preusslers „kleiner Hexe“ ist für völlig absurden Mist!

Mein tiefempfundener Dank an dieser Stelle für die berufene Argumentation!

Zum Schluss noch mein Lieblingswitz aus diesem lange fälligem Ratgber zum Umgang mit Mitmenschen :

„Treffen sich zwei schwarze Musiker in New York.............“

Nein, das wäre zuviel gespoilert, besser ihr lest selbst. Es lohnt sich garantiert!

Ihr würdet sonst Ingrid* verpassen.

*Name womöglich geändert

Günstig zu erwerben bei Carlsen.

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