Book2moviechallenge
Kategorie 11: ein Zeichentrickfilm oder eine Märchenverfilmung darf auch Graphic Novel sein:
Diese Book2movierezension ist nicht ganz ausgewogen fair und komplett, denn obwohl auf meiner Graphic Novel sich der Aufkleber "Das Buch zum Film" befindet, handelt es sich bei diesem Band nur um Teil 1 Die Kindheit im Iran.
Der Film umfasst aber doppelt so viel Stoff, nämlich auch den Comicband um die Jugend in Wien, und somit wären nur zwei Bände Graphic Novel mit dem cineastischen Werk wirklich richtig vergleichbar. Dennoch bemühe ich mich, all diese Umstände zu berücksichtigen. Wie immer lasse ich einen Teil meiner Originalrezension genauso stehen, wie er erstellt wurde, damit das Gefühl der Erstentdeckung eines Stoffes nicht verlorengeht. Das ist insbesondere bei diesem Buch sehr wesentlich, denn mit Sartrapis Persepolis habe ich das Genre der Graphic Novel (ich gebe zu, sehr spät) überhaupt erst und dann auch noch mit totaler Begeisterung zufällig entdeckt.
Buch: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Zufällig bin ich in der Caritas 2012 über dieses Buch gestolpert und es hat mich vom Hocker gerissen. Meine Erfahrung in diesem Genre war überhaupt nicht vorhanden - eine Weile habe ich mir überlegt, ob ich fürs Einordnen ins shelf Comic von Euch geröstet oder vom Verlag verklagt werde ;-) (das kommt ja seit November gelegentlich vor).
Auf jeden Fall weiss ich gar nicht, wo ich mit dem Lob anfangen soll. Die Geschichte ist spannend, politisch, philosophisch und sogar die verkürzte Sprache in den Sprechblasen lässt an Qualität und Poetik nichts zu wünschen übrig. Den Zeichenstil kann ich mangels Vergleich ja nicht beurteilen, aber er gefällt mir sehr gut und ist sehr detailliert ausgeführt.
So nun bin ich auf weitere politische Comics, Graphic Novels, Mangas oder wie sie auch immer heissen sollen gespannt. Adolf - Mord in Berlin von Osamu Tekuza steht eh schon eine Weile auf meiner Liste, Blankets von Craig Thompson und ein paar andere werden im Nachwort von Persepolis empfohlen und kommen unbedingt auch auf meine Wunschliste.
Fazit: Grandios! Habe ein ganz neues Genre entdeckt, das mir sehr gut gefällt.
Heute nach siebenjähriger intensiverer Auseinandersetzung mit dem Genre bin ich noch immer extrem angetan von Persepolis, habe aber auch zumindest schon gleich gute Graphic Novels gelesen. Vielleicht wäre ich heute etwas strenger in der Beurteilung, wenn dieses Werk für mich damals nicht so innovativ gewesen wäre. Der Schwarz/Weiße mit teilweise sehr vielen schwarzen Flächen ausgemalte Stil ist zwar dem sehr tragischen dramatischen Thema geschuldet, lässt aber manchmal im Strich ein bisschen Filigranität vermissen. Das mag zwar der unverkennbare Stil von Persepolis sein, ist aber eben für mich manchmal ein bisschen zu eindimensional und derb in der grafischen Ausrichtung. Nachtsdestotrotz habe ich auch heute bei einem re-read 4,5 Punkte vergeben.
Film: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️+
Im Film ist der chronologischen Ablauf etwas anders. Da wird zuerst die sehr freie Kindheit unter dem Schah im französischen Lycee genauer beschrieben und dann erst die Hinwendung des Staates zu einem religiösen Gottesstaat. Im Buch wird das alte Leben im Staate des Schahs nur in Rückblenden kurz angesprochen. Das gibt dem ganzen im Film einen konsitenteren Ablauf, wie sich alle Personen allmählich zu den theokratischen Religionswächtern, die auch gerne andere trietzen und verleumden, verändert haben. Die Zeit in Wien, die mir im Film am besten gefallen hat, weil sie erstens mit spitzer Feder meine Landsleute ironisch skizziert und sich auch noch stilistisch durch farbenfrohe Zeichnungen von der Geschichte im Iran unterscheidet, war ein richtig erfrischender Kontrapunkt in der an furchtbaren Handlungen nicht armen Story. Am Ende der Zeit in Wien holt Marjan aber dann wieder die Depression ein. Um aus einer unglücklichen Liebe und dem Leben auf der Straße, zu dem sie der Liebeskoummer gebracht hat, zu flüchten, will sie nur noch zurück in den Iran. In den Gottestaat zurückgekehrt, heiratet Marjan sehr schnell und unüberlegt einen Mann, den sie gar nicht kennt und kann auch diesmal nicht zu sich selbst finden. Nach der Scheidung versucht Marjan endlich zu leben. Der im Untergrund stattfindende Lebensstil und die Renitenz der jungen Leute, aber auch der älteren Generation der Sartrapis wird sehr gut geschildert, sie gehen einerseits in innere Immigration, versuchen sich aber kleine Freiheiten abgeschottet in ihrer Clique zu erhalten und auf subversive Art gegen die Behörden und die Religionswächter zu verteidigen. Das ähnelt sehr den Reportagen über junge Leute in der inneren und äußeren Immigration, die ich aus dem Iran gesehen habe, z. B. jener über die Snowboardclique. Am Ende flüchtet sie erneut nach Europa, diesmal nach Paris.
Der Film ist etwas rasanter und spannender als die Comicvorlage, indem er die Handlung der beiden Bände der Graphic Novel etwas gestrafft hat. Zudem haben mir das stilistisch farblich ausgezeichnete Intermezzo und die sehr satirisch präsentierten Wiener Erfahrungen am allerbesten gefallen. Das geht bis zur grandiosen Übersetzung in den Wiener Dialekt bei der deutschsprachigen Filmversion.
Fazit: Eine sehr gute gelungene cineastische Umsetzung, die durch die Straffung der Handlung noch um eine Nuance besser als die Vorlage bei mir ankommt.
Fazit Buch gegen Film: Diesmal bin ich tatsächlich für den Film.
Marjane Satrapi
Lebenslauf von Marjane Satrapi
Alle Bücher von Marjane Satrapi
Persepolis - Eine Kindheit im Iran
Persepolis 2
Sticheleien
Huhn mit Pflaumen
Marjane Satrapi: Der Seufzer
Persepolis
The Complete Persepolis
Persepolis 2
Neue Rezensionen zu Marjane Satrapi
Diese Gesamtausgabe Persepolis erzählt autobiographisch die Lebensgeschichte von Marjane Satrapi. Über ihre im Iran verbrachte Kindheit, ihre Jugendjahre in Wien und wie es ihr bei ihrer Rückkehr in den Iran ergangen ist. Und zwar in Bildern. Gleichzeitig ist es eine Geschichte über den Iran. Die Radikalisierung, das Verschleiern der Frauen, die ganzen Vorschriften, Krieg.
Es ist eine Geschichte über ein Mädchen, das sich in der Welt zurechtfinden will, aber in die vorgegebenen gesellschaftlichen Systeme nicht wirklich hineinzupassen scheint. Persepolis ist eine Graphic Novel - in schwarz-weiß Bildern hat die Autorin ihre Erlebnisse verarbeitet und zwar auf schonungslose und unglaublich ehrliche Art und Weise.
Besonders interessiert hat mich bei diesem Buch die Darstellung der Mädchen und Frauen. Satrapi erlebt die Radikalisierung mit und wird von einer Kindheit in Freiheit in ein System mit Verschleierung, Trennung der Geschlechter und öffentlichen Denunziationen getrieben. Beziehungen zwischen Männern und Frauen vor der Ehe waren dann verboten, Sex war sowieso das Tabu-Thema, Kleidervorschriften bzw. wie eine Frau und ein Mann auszusehen haben bestimmten ihren Alltag und Wahrheiten wurden je nach Laune geändert. Satrapi wurde in einer liberalen Familie erzogen und, um ihr den Krieg zu ersparen, nach Wien geschickt. Doch dort konnte sie nur schwer eine Heimat finden.
Ihre kindlichen Wahrnehmungen am Anfang des Buches haben mich sehr berührt und auch zum Lachen gebracht. Als Kind ist es schwer, manche Sachen logisch nachzuvollziehen, weil sie einfach keinen Sinn machen. Und sie machen ja wirklich oft keinen Sinn. Dieser unverschleierte Blick auf diese verheerenden Umstände war sehr bereichernd. Später geht die Autorin auf Beziehungen, Freundschaften und ihre Ausbildung ein. Behandelt aber auch Themen wie Obdachlosigkeit, Depressionen, Verfremdung zur eigenen Kultur, Familie. Schonungslos betrachtet sie ihr eigenes Leben und setzt sich politisch mit dem Iran auseinander. Und über Kopftücher kann man natürlich streiten. So wie es die Autorin hier beschreibt, sind sie zu verurteilen, da sie im Iran einzig und allein zur Unterdrückung der Frauen dienen.
Fazit
Eine Graphic Novel mit politischem Inhalt. Man verfolgt Marjane Satrapis Heranwachsen zur jungen Frau im Iran und in Österreich. Die schwarz-weiß Bilder geben eindrucksvoll wider, was der Autorin im Leben passiert ist und was sie sich so gedacht hat. Für mich waren die Einblicke in ihr Leben sehr bereichernd.
Die Rezension findet man auch auf meinem Blog Grenzenlos.
Rezension zu "Persepolis - Jugendjahre" von Marjane Satrapi
Nach dem brillanten ersten Band ihrer Comic-Autobiographie über ihre Kindheit im Iran geht es im Band "Jugendjahre" spannend weiter: Im Alter von nur vierzehn Jahren fliegt Marjane allein nach Österreich, wo sie von nun an leben soll. Ihre Eltern hoffen, sie so vor Krieg und Unterdrückung beschützen zu können. Doch das Einleben fällt ihr nicht leicht und die Freundin ihrer Mutter, bei der sie leben sollte, steckt sie in eine von Nonnen geführte Pension ...
Gespräche aus der Community
Zusätzliche Informationen
Marjane Satrapi wurde am 22. November 1969 in Rascht geboren.