Inhalt:
Clara Blackstone wurde gerade aus einem Asylum für Frauen entlassen. Doch schon nach kurzer Zeit zurück in der Freiheit, empfindet sie ihre Beziehung mit ihrem manipulativen Ehemann Henry als ein ebenso einengendes Gefängnis. Auf ihrer Suche nach Freiheit freundet sie sich mit der Gefängnisinsassin Mary Ann Cotton an, die (nach realen Begebenheiten) ihre gesamte Familie vergiftet haben soll.
Bewertung:
Die Geschichte von Clara ist eine typische für das Zeitalter und beinhaltet daher einige klassische und immer noch erschreckende Gespräche und Verhaltensweisen von Männern, die nur dazu dienen, Frauen und ihre Gefühle als abartig und schwach darzustellen.
Clara ist in ihrem Verhalten daher hin und her gerissen, denn was sie auch tut - sie wird als verrückt angesehen. Eigentlich eine sympatische Position, doch trotzdem ist mir der Charakter nicht ans Herz gewachsen. Clara hat in vielen Momenten logische Gedanken, die sie davon abhalten sollten, sich noch weiter in dem Netz der Verrückheit zu verstricken, dennoch reagiert sie häufig mit dem Gegenteil. Beispiel: Sie belauscht ein verletzendes Gespräch und weiß, sie muss so tun, als wäre nichts - dennoch stolpert sie Sekunden nach diesem Gedanken und ruft Misstrauen bei den Belauschten hervor.
In der Story gibt es einige interessante Ideen, wie eben die Unterdrückung der Frau durch eine absurde Interpretation ihres Verhaltens oder der Konflikt um die Schuld von Mary Ann. Dennoch konnte mich das Buch nicht überzeugen, weil Clara kein starker Charakter ist. Ich hätte mir als Protagonistin eine Frau gewünscht, die aufgerüttelt wird und ihr Schicksal in die eigene Hand nimmt. Stattdessen hat Clara zwar, wie gesagt, schlaue Gedanken, aber bei jeder Möglichkeit fällt sie trotzdem in das Fettnäpfchen. Als ob die Dinge ihr einfach passieren, oder sie sich nicht beherrschen kann, weil sie in Wahrheit eben doch das Bild einer Frau darstellt, was die Männer im Buch auf sie projezieren.
Fazit:
Sehr gute Themen und Ideen, aber die Umsetzung schwächelt - vor allem die Protagonistin. Ich habe schon bessere Bücher mit derselben Thematik gelesen.