Eine melancholische Stimmung umgibt England während der Zeitenwende. Dem Zeitalter der Technik steht das Ende bevor: Autos fahren nicht mehr, die Stromversorgung bricht zusammen, die Menschen meiden die Straßen und durch Risse zu einer parallelen Welt drängt sich eine düstere Bedrohung. Die alten keltischen Götter Túatha Dé Danann suchen nach den »Brüdern und Schwestern der Drachen«, die ihnen im Kampf gegen grausame Fomorii helfen sollen.
Church, ein Archäologe, der genauso gut Architekt sein könnte, versinkt gerade in Vorwürfen und Selbstmitleid, als er eines Nachts Ruth begegnet – und mit ihr zusammen in Ohnmacht fällt. Ein Mord, den die beiden beobachtet haben, vereint das ungleiche Gespann, das fortan auf der Suche nach Wahrheit ist. Jeder dazukommende Charakter scheint unglaublicher und überspitzter zu sein. Doch ihre »Besonderheit« soll die »Brüder und Schwestern der Drachen« ausmachen. Gemeinsam begeben sie sich auf die gefährliche Suche nach rätselhaften Artefakten, die die Welt wieder ins Gleichgewicht bringen können. Die Wilde Jagd, der Schwarze Schuck, ein Drache und ein fieser Plagegeist verwandeln ihr Leben in eine Hölle; niemand weiß, wem sie noch trauen können.
Die Protagonisten bezeichnen sich selbst an einer Stelle als »von inneren Widersprüchen zerrissene Nervenbündel«, tatsächlich fehlt es ihnen lange an Tiefe und emotionaler Nähe zum Leser. Ebenso mühselig schiebt Chadbourn seine Story an; die erste Hälfte des Buches könnte kurzweiliger und zielführender sein -wahrscheinlich eine Frage des Geschmacks.
Stilistisch ist das Buch nur mittelmäßig: Ungelenke Passiv- und Infinitivkonstruktionen und umständliche Satzeinschübe, sowie zahlreiche Wortwiederholungen nehmen der bildhaften Sprache Kraft und Dynamik. Der erste Teil des Buches ist voller Satzfehler: Der Leser stolpert über mysteriöse plötzliche Szenenwechsel ohne Absätze oder scheinbare Überschriften, die nicht als solche erkennbar sind.
Die äußerliche Gestaltung wirkt ansprechend und ist nicht unpassend, weckt jedoch völlig falsche Erwartungen. Es handelt sich hier um einen Urban Fantasy-Roman, der von der Auflösung der Grenzen zu einer parallelen Mythen-Welt berichtet und von einer Hand voll Auserwählten, die vor urzeitlichen Dämonen, finsteren Hunden und grausamen Reitern fliehen. Für Fans düsterer Mystik bleiben kaum Wünsche offen, Glaubhaftigkeit darf man hier nicht suchen. Ein Buch zum Abtauchen in eine völlig schräge keltische Welt.