Ich bin durch Zufall auf dieses Buch gestoßen, da ich mich nun seit über 30 Jahren mit der letzten Zarenfamilie von Russland und ihrer Verwandtschaft befasse. Es findet sich hier eine Sammlung von Briefen der geborenen Prinzessin von Hessen und bei Rhein an ihren Vater, den Großherzog Ludwig IV.. Die ersten Briefe datieren aus den Jahren 1870/71, also der Zeit des Deutsch-Französischen Krieges und Ella schreibt mit fünf Jahren diese ersten kurzen Briefe an ihren Vater, der sich im Krieg befindet. Es werden vom Herausgeber sowohl historische Fakten und Ereignisse ausreichend erklärt, Namen erläutert, denn gerade die Verwandtschaft ist zahlreich, ebenso die Zahl der Bediensteten, mit denen man auch über viele Jahre freundschaftliche Bande knüpft.
Elisabeth, die in der Familie "Ella" genannt wird, muss früh den Tod eines Brüderchens verwinden- der kleine Friedrich, "Frittie", stürzt aus einem Fenster des Schlosses in Darmstadt und stirbt mit nur 2 Jahren. Im Jahre 1878 grassiert die Diphterie in Hessen und man schickt Ella glücklicherweise rechtzeitig zur Großmutter ins benachbarte Schloss, bevor sie sich anstecken kann- aber ihre gesamte Familie erkrankt, bis auf die Mutter, Großherzogin Alice (eine Tochter Queen Victorias), die in der Pflege der Lieben aufgeht. Dennoch verstirbt die jüngste Schwester Ellas, Marie, "May", und die Mutter folgt ihr im Dezember 1878- ausgezehrt von Sorge und Pflege, bekommt sie eine Grippe, dann die Diphterie.
Fortan ist der Vater die Bezugsperson der Kinder, ebenso wie die Großmutter in England, die die Kinder und den Schwiegersohn nur allzu gerne nach England einläd. Ella schreibt ihrem Vater in liebevoller Zuneigung und es kommt zu einem ersten kleinen Konflikt, als sie nach Russland einheiratet, den Großfürsten Sergei ehelicht. Sie heiratet aus Liebe, aber Vater und Großmutter halten nicht viel von den versnobten, prahlerischen Russen- man befürchtet, dass die bodenständige Ella in all dem Reichtum abheben wird. Doch sie bleibt sich selbst treu.
Als sie zum russisch-orthodoxen Glauben übertreten will, ist es ein schwerer Schlag für den Vater und da Ella versucht die Schwester Alix mit dem Zarewitsch Nikolaus zu verkuppeln, lehnt der Vater entschieden ab. Alix müsste als zukünftige Zarin konvertieren, Ella kann. Ob der Großherzog im Bilde war, dass Alix und Nikolaus sich schrieben seit sie 12 war und er 16- ich denke schon, aber vielleicht sah er darin mehr eine Schwärmerei der jüngsten Tochter.
Man erfährt in dem Buch viel über die Familie, das Leben Ellas in Russland, von der Verwandtschaft...ihr Leben ist recht nett und beschaulich, bis Sergei 1891 Gouverneur von Moskau wird- nun muss er sich mit um Staatsgeschäfte kümmern, die Verwaltung und Ella widmet sich der Hilfe der Armen, Waisen. Sie möchte hierfür ihren Vater als Patron gewinnen, doch der Großherzog verstirbt überraschen 1892.
Weiterführendes wird im Buch erklärt- lest selbst.
Ella ist, was ich nicht wusste, mittlerweile eine Heilige der russisch-orthodoxen Kirche und auch der anglikanischen, letzteres wusste ich nicht.
Ich empfehle das Buch jedem, der sich für die Romanows interessiert, auch das Haus Hessen und eben für Ella.