Rezension zu "Wintermärchen" von Mark Helprin
Wenn es einen Roman gibt, der seinen Autor als guten Schriftsteller aber als schlechten Romanschreiber etabliert, dann wohl das „Wintermärchen“ von Mark Helprin. Er hat ein großes Talent für Beschreibungen und Sprache. Ein Talent in seiner Geschichtenerzählung einen pädagogischen Wert einfließen zu lassen und fast gar nichts, was einer Perspektive ähnelt.
Es gibt eine Passage, etwa um Seite 700, in der Helprin sich in seiner Beschreibung über ein Billardspielszene überschlägt. Für den Autor schient es, dass Wörter das einzige relevante Element beim Schreiben sind; das heißt, die Ideen, die sie ausdrücken, sind zufällige Ergebnisse der Klänge, die sie machen und die kurzlebige Wirkung, die sie haben.
Mit „Wintermärchen“ hat der Leser genau das. Ein Märchen. Eine faszinierende und rührende Romanze zwischen den sympathischen Charakteren Peter Lake und Beverly Penn. Aber dann verschwindet Peter für eine lange Zeit - mehr als die Hälfte dieses enormen Wälzers - und es wird beschrieben und beschrieben und beschrieben. Der Rest der Charaktere, wie auch immer geschickt benannt, sehen alle gleich aus. Es gibt eine Reihe von Angestellten, die nach Büchern in einem Enzyklopädie-Set benannt wurden und für eine Weile scheint Mr. Helprin einen Umweg im Hyper-Realismus zu machen. Und das alles addiert sich auf ca. 300 Seiten - manche Romane sind kürzer.
Ah, das Ende. Man fängt an zu hoffen, so um Seite 500 herum. Man hofft, dass die zahlreichen Details und Beschreibungen, die man bis dato über sich ergehen hat, lassen alles erklären. Aber es passiert macht nichts der Gleichen. Helprin schafft es anscheinend nicht herauszufinden, wie er seine Geschichte zu Ende bringen kann.
Ist dieser Roman über Peter Lake? Ist es eine über ein riesiges weißes Pferd? Geht es um eine schurkische Gang? Oder über die Stadt New York? Ja… Ja… Ja!… Nein, nicht ganz.
Der Roman „Wintermärchen“ handelt von Liebe. Tatsächlich findet man im Epilog dieses massiven Werkes den Rat des Verfassers, in sein Herz zu schauen, um herauszufinden, um was es in diesem Roman geht. Für alle, die von Tolstois Vortrag über die Philosophie der Geschichte und dem Ende von Krieg und Frieden gelangweilt sind… Helprin folgt ähnlichen Zielen.
Wäre dieser Roman kürzer und nur auf die Geschichte von Peter Lakes und Beverly Penns Charaktere konzentriert, wäre er sehr empfehlenswert gewesen. Aber seine tatsächliche Länge, und Ausschweifungen verlangt von seinem Leser viel zu viel und es wird im Gegenzug zu wenig erwidert. Schade …
Der Film hat es besser gemacht.