Rezension zu "Constitution Vs Guerriere" von Mark Lardas
Es war der amerikanisch- britische Krieg von 1812, in dessen Rahmen die wohl spektakulärsten Fregattenduelle stattgefunden hatten. Das Duell zwischen der USS Constitution und der HMS Guerriere gehört dabei zu jenen, die den Mythos der unschlagbaren US-Navy begründet hatten.
Im jüngst erschienenen Osprey- Buch aus der „Duel- Serie“, nimmt der Autor Mark Lardas die Fregattenduelle zum Anlass, über die unterschiedlichen Fregattenkonzeptionen und -konstruktionen sowie die Marinestrategien der beiden Kontrahenten Amerika und Großbritannien ausführlich zu informieren. Und selbstverständlich beinhaltet das Buch auch die Biografien der beteiligten Kapitäne und nicht zuletzt die detaillierten Beschreibungen der Duelle zwischen der Constitution und der Guerriere, der USS United States und der HMS Macedonian, der USS Constutuion und der HMS Java sowie der USS Chesapeake und der HMS Shannon.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Inhalt Osprey interessant und verständlich auf den relativ wenigen und dazu noch ausgiebig illustrierten Seiten seiner Serien unterzubringen in der Lage ist. Auch auf den 80 Seiten des Bandes 19 der Duel- Serie findet der Leser neben der obligatorischen Chronologie aufschlussreiche Hintergründe zur Entwicklung der Fregatte im Allgemeinen und der britischen und amerikanischen Fregatten im Besonderen. Vergleiche in Konstruktion, Größe und Bewaffnung geben dabei erste Hinweise auf die materiellen Kräfteverhältnisse der jeweiligen Duellanten.
Eigentlich hätte es diese Duelle und die Siege der US- Fregatten in dieser Form nicht geben dürfen, denn trotz ihrer Größe und Kampfkraft hätten die rund ein Dutzend Fregatten der amerikanischen Marine den Hunderten von Fregatten und Linienschiffen der Royal Navy kaum etwas entgegensetzen können. Mit einer Darstellung der strategischen Situation und der spezifischen Charaktere von Fregattenkapitänen schafft Lardas daher Klarheit über die Hintergründe der beschriebenen Ereignisse. Natürlich konnten die Briten ihre insgesamt rund 680 Kriegsschiffe umfassende Flotte aufgrund ihres weltweiten Engagements und des Krieges gegen Frankreich und seine Verbündeten nur in relativ bescheidenem Maße gegen Amerika ins Spiel bringen. Im Klartext: gerade einmal drei ältere Linienschiffe und ein 50- Kanonen- Zweidecker befanden sich als Flaggschiffe der insgesamt etwa 15 Fregatten und 33 kleineren Kriegsschiffe in den nordamerikanischen Gewässern.
Mit den großen, modernen, stabilen und schwer bewaffneten Fregatten des Konstrukteurs Joshua Humphreys war die US- Marine also eine durchaus ernstzunehmende Größe in den heimischen Gewässern. Hinzu kam, wie Lardas darstellt, dass Ausbildungsstand und Erfahrung der amerikanischen Offiziere und Besatzungen denen der Royal Navy in jeder Hinsicht gleichzusetzen waren.
Trotz der spektakulären Siege der großen amerikanischen Fregatten gegen den in jener Zeit als unschlagbar geltenden Gegner zeigt Lardas durch die Gegenüberstellung der Kombattanden und die Analyse der Duelle, dass vor allem auch Überheblichkeit, Ehrgeiz und Fehleinschätzungen seitens der britischen Kommandanten zur Mythenbildung einer glorreichen US- Marine geführt hatten.