Rezension zu "The Subtle Art of Not Giving a F*ck: A Counterintuitive Approach to Living a Good Life" von Mark Manson
"The Subtle Art of Not Giving a Fuck" reiht sich bei mir in die lange Reihe an Selbsthilfe-Ratgebern ein, die durchaus ein paar interessante Punkte enthielten, mich aber insgesamt doch nur mäßig überzeugen konnten. Egal ob bekannte Titel wie "Hör auf zu glauben, was du denkst", "101 Essays, die dein Leben verändern werden" oder "50 Sätze, die das Leben leichter machen" - sie folgen einer einfachen, einleuchtenden Prämisse, wiederholen sich im Verlauf des Buches aber auch ziemlich oft und verlieren sich in einfachen Dogmen, statt sich wirklich tiefgreifend mit einem Thema auseinanderzusetzen. So leider auch dieser Ratgeber. Obwohl er verspricht, ganz anders zu sein als die anderen Bücher des Genres und einen konterintuitiven Ansatz zu wählen (ja, das Pick-Me-Buch des Genres), enthält "The Subtle Art of Not Giving a Fuck" vor allem große Versprechungen und viel Meinung, aber eher wenig gesicherten Inhalt. Und mit Inhalt meine ich erprobte Strategien, Standpunkte von ExpertInnen, Studienergebnisse oder irgendeine Form von glaubhaften Beweisen, die das Gesagte unterstützen...
"Who you are is defined by what you’re willing to struggle for."
Eine englischsprachige Rezensentin auf Goodreads schrieb in ihrer Rezension, dass Buch lese sich als würde man in einer Bar sitzen und einem Boomer-Besserwisser dabei zuzuhören, wie er einem alles über das Leben erzählt, ohne irgendwelche Beweise anzuführen. Ich musste richtig lachen, weil das meine Erfahrung mit dem Buch eigentlich perfekt zusammenfasst. Mark Manson schreibt sehr flapsig, umgangssprachlich und geizt nicht mit der Verwendung von Kraftausdrücken und Fäkalsprache. Das passt zwar zu der Gespräch-in-der-Bar-Atmosphäre und sorgt für einen hohen Unterhaltungswert beim Lesen. Leider machen aber die Ersetzung der meisten Verben durch das Wort "fuck", Witze über Scheiße oder sexistische Bemerkungen noch keinen guten Schreibstil.
"You and everyone you know are going to be dead soon. And in the short amount of time between here and there, you have a limited amount of fucks to give. Very few, in fact. And if you go around giving a fuck about everything and everyone without conscious thought or choice—well, then you’re going to get fucked."
Das merkt man auch daran, dass sowohl persönliche Anekdoten als auch Geschichten über historische Figuren oder Studienergebnisse immer wieder lose eingestreut werden und wild zwischen verschiedenen Denkschulen, Argumentationen und inhaltlichen Punkten gewechselt wird. So liest sich das Buch wild zusammengestückelt und ich hätte mir etwas mehr Struktur in der Zusammenstellung der einzelnen inhaltlichen Punkten gewünscht. Wir springen laufend von Themen wie Beziehungen über persönliche Ziele zu philosophischen, existenziellen Fragen und wieder zurück zu ganz alltäglichen Problemen, sodass man drei Sätze später wieder vergessen hat, was einem zuvor als interessanter Punkt erschien.
"Our crisis is no longer material; it’s existential, it’s spiritual. We have so much fucking stuff and so many opportunities that we don’t even know what to give a fuck about anymore."
Alles in allem hat mich das Buch also leider nicht zu tiefgründigen, neuen Erkenntnissen geführt. Zugutehalten muss ich dem Autor aber, dass er mit seiner Kritik an der Idee des positiven Denkens und vieler moderner Coachings und Methoden durchaus einen Punkt hat und viele spannende Denkansätze in den 212 Seiten vorkommen. So habe ich zum Beispiel während des Hörens angeregt darüber nachgedacht, was eigentlich die genauen Werte sind, nach denen ich mein Handeln und meine Ziele ausrichte und inwiefern falsche Werte die Ursache für Schwierigkeiten in manchen Bereichen meines Lebens sind. Solche Punkte muss man aber aktiv suchen und dabei am besten die vielen "fucks" überlesen...!
Fazit
Ein unterhaltsamer Ratgeber, dessen teilweise interessanten Punkte aber im inflationären Gebrauch des Wortes "fuck" und sprunghaften Themenwechseln untergehen.