Zum Buch:
"Im Schatten der Tschingelhörner" ist ein Kriminalroman (beziehungsweise Heimatkrimi) mit 155 Seiten und wurde von Mark Schlittler geschrieben. Das Buch ist als Taschenbuch im Somedia Buchverlag erschienen und ist das Debüt des jungen Autors.
Zusammenfassung:
Polizeikommissar Ruedi Elmer langweilt sich. Seit er seinen Posten in New York aufgegeben hat und in seine Heimat, das Glarnerland, zurückgekehrt ist, um dort als Kommissar zu arbeiten, ist nicht wirklich etwas passiert. Seinen Tag verbringt er mit dem Verteilen von Parkbussen, der Suche nach vermissten Katzen und viel Papierkram. Nicht unbedingt das actionreiche Leben, das sich ein Polizeikommissar erhofft. Als ein somalischer Flüchtling vermisst wird, scheint es sich ebenfalls nur um einen Routinefall zu handeln und Elmer hat wenig Lust, nach einem untergetauchten Flüchtling zu suchen. Doch dann wird dessen Leiche in Elm gefunden und der Fall erscheint in neuem Licht...
Meine Meinung:
Inhalt: Direkt zu Beginn kann ich sagen, dass mich dieses Buch sehr positiv überrascht hat. Für mich als Glarner war es sehr interessant, mit Kommissar Elmer das Glarnerland zu bereisen und seinen Blickwinkel auf unseren Kanton mitzuerleben. Aber ich glaube, dass dieses Buch nicht nur für Glarner interessant ist, sondern auch für alle anderen, die das Glarnerland entweder noch gar nicht kennen oder schon davo gehört haben, aber noch nicht wissen, dass sich ein Besuch im Glarnerland lohnen würde. Das Buch zeigt, wie wunderschön es eigentlich im Glarnerland ist (Obwohl ich natürlich froh bin, wenn im realen Leben kein Mord vor der Haustür passiert). Nach dem Lesen dieses Buches kann ich sagen: Ich bin stolz, diesen schönen Ort als meine Heimat berzeichnen zu dürfen. Das Glarnerland wird von der restlichen Schweiz kaum wahrgenommen, was eigentlich schade ist, weil unser Kanton so viel zu bieten hat.
Die wunderschönen Berge und die grossen, grünen Wälder hatten ihren ganz eigenen Charme, und vor allem, wenn die untergehende Sonne die Berge in ein rotes Licht tauchte, sah es aus, als wäre die Landschaft einer Postkarte entsprungen.
(Zitat von Seite 45, Zeilen 12 bis 16)
Sehr passend fand ich auch, dass an einigen Stellen Glarner Begriffe wie beispielsweise "Brittli" als eine Art Stilmittel eingebaut wurden oder Glarner Spezialitäten wie "Beggeli" gegessen wurde. Meiner Ansicht nach hätten solche Glarner Wörter auch noch ein bisschen öfter vorkommen können. Dass sie nur ganz vereinzelt eingesetzt wurden, fand ich ein bisschen schade.
Durch die sehr stark interne Fokalisierung auf Ruedi Elmer, wirkten die restlichen Figuren auf mich teilweise ein wenig blass. An manchen Stellen wirkte es fast schon so, als hätten wir es mit einem inneren Monolog zu tun, da der Leser sehr stark an Elmers Gedanken teilnehmen durfte, was zu erkennen war an Äusserungen wie "Wo war er in seinen Gedanken stehen geblieben? Ach ja, beim Alter" (Seite 36). Einerseits fand ich diese Erzählperspektive sehr passend gewählt, aber teilweise hätte ich mir trotzdem ein bisschen mehr Informationen über andere Charaktere gewünscht, beispielweise Elmers Mitarbeiterin Rebecca oder seinen Freund Lüthi.
Dass Elmer ein sehr nachdenklicher Charakter ist, dient der Handlung insofern, dass er selber so gerne über das Leben nachdenkt, dass er selbst alle nötigen Informationen zu seinem Leben liefert, die der Leser braucht. Er selber nimmt den Leser an die Hand und nimmt ihn zu seinen Ermittlungen mit. Das fand ich sehr geschickt umgesetzt. Schön fand ich auch die eingebauten Kindheitserinnerungen des Kommissars, welche untermalten, welche Bedeutung das Glarnerland für ihn hat.
Elmer als Protagonisten fand ich sehr gut ausgearbeitet. Man hat ihn von Seite zu Seite ein bisschen besser kennengelernt und er hatte viele liebenswerte Eingeschaften. Beispielsweise die Tatsache, dass ihm seine Znüni-Pause heilig ist, machte ihn meiner Ansicht nach sehr sympathisch.
Das Buch vermittelt ein Gefühl von "die Welt entdecken", aber dabei nie zu vergessen, wo seine Heimat ist und in diese Heimat auch wieder zurückzukehren. Es ist ein Buch über losziehen und wieder zurückkommen, darüber sich selber zu finden und im Leben irgendwo anzukommen. Es war deutlich zu erkennen, dass diese Themen mindestens genauso wichtig waren, wie der Kriminalfall an sich. Meiner Meinung nach ist das Buch also mehr als einfach nur ein Krimi, was für mich sehr positiv ist.
Ziegelbrücke war so etwas wie das Tor zum Glarnerland, respektive, wenn man in die andere Richtung fuhr, das Tor zur Welt
(Zitat von Seite 28, Zeilen 23 bis 25)
Schreibstil: Den Schreibstil fand ich sehr angenehm. Vor allem gegen Ende wurde es immer spannender. Sehr gelungen fand ich, dass das Buch meiner Ansicht nach nicht vorhersehbar war, weshalb mir bis zum Schluss nicht klar war, wer der Mörder war. Das Buch hat mich gefesselt, aber trotzdem hat es mich an einigen Stellen zum Schmunzeln gebracht.
Fazit: Ein sehr spannender Heimatkrimi, der das wunderschöne Glarnerland zeigt und bei dem ich mich- trotz des Mordes- in gewisser Weise wohl gefühlt habe beim Lesen. Alles in allem fand ich es ein sehr schönes Debüt, und ich hoffe, dass wir von diesem Autor noch viel hören werden.
Ich würde das Buch allen Glarnern empfehlen, die Lust auf einen spannenden Krimi mit ganz viel Heimatfeeling haben, aber auch allen, die das Glarnerland noch nicht kennen, es aber gerne ein bisschen kennenlernen wollen.