Mark Terkessidis

 4,3 Sterne bei 8 Bewertungen
Autor*in von Interkultur, Wessen Erinnerung zählt? und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Mark Terkessidis, geboren 1966, ist freier Autor und hat u. a. für taz, Tagesspiegel, Die Zeit und Süddeutsche Zeitung geschrieben sowie Radiobeiträge für den Deutschlandfunk verfasst und im WDR-Radio moderiert. Er promovierte über die Banalität des Rassismus und unterrichtete an den Universitäten Köln, Rotterdam und St. Gallen. Zuletzt veröffentlichte er Interkultur (2010), Kollaboration (2015) und Nach der Flucht (2017). Er lebt in Berlin.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Mark Terkessidis

Cover des Buches Interkultur (ISBN: 9783518796603)

Interkultur

 (4)
Erschienen am 22.10.2012
Cover des Buches Wessen Erinnerung zählt? (ISBN: 9783455010732)

Wessen Erinnerung zählt?

 (2)
Erschienen am 05.05.2021
Cover des Buches Die Banalität des Rassismus (ISBN: 9783899422634)

Die Banalität des Rassismus

 (1)
Erschienen am 01.10.2004
Cover des Buches Entsichert (ISBN: 9783462400458)

Entsichert

 (0)
Erschienen am 20.04.2017
Cover des Buches Kollaboration (ISBN: 9783518126868)

Kollaboration

 (0)
Erschienen am 09.05.2015
Cover des Buches Wessen Erinnerung zählt? (ISBN: 9783455005790)

Wessen Erinnerung zählt?

 (0)
Erschienen am 30.08.2019

Neue Rezensionen zu Mark Terkessidis

Cover des Buches Die postkoloniale Stadt lesen (ISBN: 9783957325266)
KataRafs avatar

Rezension zu "Die postkoloniale Stadt lesen" von Natalie Bayer

Die Postkoloniale Stadt lesen versammelt Spuren des deutschen Kolonialismus im öffentlichen Raum.
KataRafvor 2 Jahren

Ausgehend von Straßen, Bauten, Plätzen und historischen Personen werden die koloniale Vergangenheit und die postkoloniale Gegenwart Friedrichshain-Kreuzbergs in unser Bewusstsein gerückt.
Die meisten Beiträge beziehen sich auf Übersee und Rassismus, andere spannen den Bogen des deutschen Kolonialismusbegriffs weiter und beziehen die imperiale Vereinnahmung des Nahen Ostens und des östlichen Europas mit ein. Schade ist die chronologische Sortierung, denn gerade die ersten Beiträge lesen sich mitunter wie eine Seminararbeit, was mit der fragmentarischen Quellenlage zusammenhängt. Wir erfahren von Macellino, der 1854 vor Gericht seine Freiheit forderte, von W. E. B. Du Bois, Mtoro Bakari, Quane a Dibobe, die im 19. Jahrhundert in Berlin lebten, von Menschenschauen und Kolonialfilmen. von Kolonialwaren und - Handel, wie Sarotti, Muratti, die Oranienapotheke werden thematisiert, ebenso wie der koloniale Kontext von Chamiso, Pückler, Rathenau, Stresemann. Und die wundervollen May Ayim löst 2010 als Namensgeberin für einen Uferabschnitt den Kolonialisten Groeben ab.

Ich empfehle die Lektüre von »Die Postkoloniale Stadt lesen« sehr, denn er sollte uns viel präsenter sein, der deutsche Postkolonialismus. Bitte mehr davon.

Cover des Buches Wessen Erinnerung zählt? (ISBN: 9783455005783)
annlus avatar

Rezension zu "Wessen Erinnerung zählt?" von Mark Terkessidis

Rassismus und Kolonialismus unter neuem Blickwinkel betrachtet
annluvor 5 Jahren

*Die Diskussion ist oft ungemütlich. Es gibt Streit. Aber es führt kein Weg am Streit vorbei.*




Unter Kolonialismus versteht man landläufig die Zeit der – meist afrikanischen – Koloniebildung und denkt in Zusammenhang mit Deutschland an das 19. Jahrhundert. Der Autor dehnt den Begriff aus, geht auch auf Handelsvertretungen Deutscher in Südamerika ein, die weiter zurückliegen und nimmt die Situation in den osteuropäischen Nachbarstaaten unter die Lupe. Ausgehend vom Verhältnis Herrschender - „Eingeborener“ betrachtet er, welche Auswirkungen heute noch spürbar sind und wie sich Rassismus entwickelt hat. 






Das erste Kapitel widmet sich „den Spuren von Kolumbus“. Von Beginn an ist klar, dass der Autor in Bezug auf die Geschichte einen neuen Blickwinkel einnehmen will, der nicht derjenige der herrschenden Europäer ist. Schon der Blick auf die Handelsvertretungen, der zu den spanischen Eroberungen in Amerika führt, zeigt ein schonungsloses Bild bei dem nicht nur Opferzahlen genannt werden, sondern auch der Versuch diesen ein Gesicht zu geben.




Die Betrachtungen Südamerikas führen zu Alexander von Humbold, der hier absolut nicht als Held dargestellt, sondern kräftig kritisiert wird. Weniger sind es die kolonialistisch geprägten Äußerungen, die geprägt von seiner Zeit sind, die den Autor stören, sondern vielmehr was in heutiger Zeit aus dem „Erbe“ Humbolds gemacht wird. So wird das Humbold-Forum in Berlin scharf kritisiert. Die Kritik führt auch zu anderen Museen, bei denen sich die Frage stellen muss, woher die Objekte kommen und in wie weit sie dem Kolonialismus/Nationalsozialismus entsprungen sind – was an sich ein Teil der Geschichte mancher Organisationen sein könnte, wenn es eine entsprechende Aufarbeitung geben würde. Dabei wird auch die Rückgabe vieler kultureller Güter angesprochen. 




Das zweite Kapitel „Unser Beitrag zur Globalisierung“ geht zum einen auf die deutschen Kolonien in Afrika ein. Dabei werden nicht die gleichen Aspekte aufgegriffen, wie in den Betrachtungen des ersten Kapitels. Vielmehr stehen hier die Abwehrhaltungen der Einheimischen den Kolonialherren gegenüber – samt gewalttätiger Reaktionen und Vernichtungskriegen letzterer – im Mittelpunkt. Interessanter noch fand ich die Fakten, die hier über die Beziehungen zwischen dem deutschen Reich und den islamischen Staaten des nahen Ostens gegeben werden. 




Das dritte Kapitel richtet seinen Blick auf Europa. Obwohl in diesem Kontext normalerweise nicht von Kolonialisation gesprochen wird, wird hier dargelegt, wie im deutschen Reich besonders aber auch in der Zeit des Nationalsozialismus Kolonialpolitik auf Länder wie Polen oder Griechenland angewandt wurde und welche Folgen heute noch spürbar sind. 




Den Abschluss bilden all jene Überlegungen, die aus den geschichtlichen Fakten erfolgen. So werden Fragen aufgeworfen, was Erinnerung sein soll, von wem sie ausgehen soll und wie die heutige Vielheit die Erinnerungen und den Umgang damit beeinflussen kann. Nicht alle der Fragen werden beantwortet – das Buch sieht sich mehr als eine Anregung zur Diskussion als eine geschichtlich/zukunftsweisende Abhandlung – auch wenn es zu vielen Themen Lösungsansätze gibt. 




Besonders das erste Kapitel kam mit viel Kritik einher. Die manchmal harsche Beschreibung erschien mir auf den ersten Blick sehr radikal.  Es steht gegenüber der unreflektierten Glorifizierung, die es anprangert. Ab dem zweiten Kapitel ändert sich der Ton. Kritik wird zwar immer noch ausgesprochen, das Ganze wirkt aber sachlicher. Viele Fakten werden über Zitate gegeben. Auch die Nennung verantwortlicher/involvierter Personen einerseits, von Zeitzeugen und Historikern andererseits gibt den Ereignissen ein Gesicht und lässt über kleine biografische Auszüge, Aussagen und geschichtlichen Fakten die Zusammenhänge erahnen. 




Das Thema Rassismus wird durchgehend aufgegriffen. War er in Zeiten des „Kolonialismus“ ein Gedanke, der sich aus einer vermeintlichen Einbezugnahme der Anderen ergibt, zeigten manche Beispiele auch, dass die Kolonialherren auch daran beteiligt waren, Rassismus zwischen einzelnen einheimischen Gruppen aufkommen zu lassen. Besonders interessant fand ich hier, wie sich Rassismus im Laufe der Zeit geändert hat. 




Um ehrlich zu sein empfand ich zu Beginn einige der Ausführungen als sehr harsch formuliert. Ich fand mich immer wieder in der Position wieder, instinktiv den hier angesprochenen „Europäer“ und seine Geschichte verteidigen zu müssen. Allerdings fand ich mich auch immer wieder in der Position wieder, den Argumenten wenig entgegensetzen zu können. Den meisten Aussagen musste ich zustimmen, was mich zum Nachdenken gebracht hat, da ich angesichts einiger fast schon als Angriff formulierten Bemerkungen gerne widersprochen hätte. In dieser Hinsicht empfand ich die sachlich formulierten Teile des Buches einfacher zu lesen – auch wenn ich der Meinung bin, dass das Thema nicht einfach sein sollte.




Fazit: Ich empfand die Lektüre nicht immer einfach zu lesen – manche Wahrheiten sind nicht leicht zu verdauen – aber als Diskussionsgrundlage (auch mir selbst gegenüber) interessant. 

Cover des Buches Interkultur (ISBN: 9783518125892)
Haschniers avatar

Rezension zu "Interkultur" von Mark Terkessidis

Rezension zu "Interkultur" von Mark Terkessidis
Haschniervor 14 Jahren

Sehr interessante Gedanken zum Begriff und Konzept der Integration und dem Ansatz der Interkultur. Gerade in der aktuellen öffentlichen Debate eine erfrischende Position, die andere Perspektiven aufzeigt und erfreulich lösungsorientiert ist. Definitiv eine Bereicherung, sich mit den Gedanken von Terkessidis auseinander zu setzen.

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