Cover des Buches House of Leaves (ISBN: 0375420525)
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Rezension zu House of Leaves von Mark Z. Danielewski

Ein faszinierender, eigenwilliger Text in ungewöhnlicher, sperriger Darbietung.

von Florian_Clever vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein ganz schräger Trip. So gut geschrieben, dass der Autor all die formalen Mätzchen in meinen Augen gar nicht nötig gehabt hätte.

Rezension

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Florian_Clevervor 7 Jahren
Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich diesen Titel in der englischen OV gelesen habe. Ich kriege all die Einzelheiten dieses, zudem recht verworrenen, Werkes nicht mehr zusammen. Aber das Buch ist mir in Erinnerung geblieben. Hier also nachträglich mein Eindruck, aus dem Langzeitgedächtnis.

Die Haupthandlung geht um einen preisgekrönten Fotografen, seine Frau und seine beiden Kinder. Die Vier beziehen ein Haus, das, wie sich nach und nach zeigt, auf eine finstere Art ein Eigenleben führt. Am Anfang steht die Ehekrise der beiden im Vordergrund. Ich weiß noch, dass mir das Haus mit seiner dunklen Seite letztlich als eine Art Abbild der Kälte zwischen den beiden vorkam. Als sich die widernatürlichen Vorgänge innerhalb des Gemäuers mehren, zieht sie mit den Kindern aus. Er, fasziniert von der ebenso monströsen wie seltsam unsinnlichen Bedrohung, bleibt, um die Geheimnisse des Hauses mit einer Handvoll enger Freunde zu ergründen.

Die Rahmenhandlung dreht sich um einen Typen, der das Manuskript (= die Haupthandlung) in den Hinterlassenschaften eines Toten findet. Je mehr sich dieser Typ mit dem Manuskript beschäftigt, desto mehr verliert er sich darin. Sein Leben gerät aus den Fugen.

Mit House of Leaves versucht Mark Z. Danielewski in meinen Augen etwas wirklich Neues. Er brennt für seine Story und schert sich einen Dreck um Konventionen. Über weite Strecken zieht mich das in seinen Bann. Der Text entwickelt etwas Hypnotisches. Der eigenwillige Schriftsatz – teilweise prangt nur ein Wort auf einer Seite, oder einzelne Wörter bilden eine Treppe von links oben nach rechts unten, oder andere solcher Spielereien – setzt dem Lesefluss tüchtig zu. Soweit ich mich erinnere arbeitet der Autor damit vor allem, oder ausschließlich, während der Haupthandlung – besonders dann, wenn er die Vorgänge in den sonderbaren Zwischenräumen dieses Hauses schildert.

Stilistisch habe ich die Haupthandlung nüchtern-geschliffen in Erinnerung, während die Ich-erzählte Rahmenhandlung im Gegensatz dazu immer mehr zum rauschhaften Trip wird. Trotz des ganz und gar nicht komischen Stoffes gibt es vereinzelt auch humorvolle Stellen, ein Pluspunkt in einer ansonsten eher spröden Darstellung.

Ein mutiges, kompromissloses Werk, in jeder Hinsicht das Gegenteil von weichgespült. Das Düstere der Haupthandlung hat mich angesprochen, ebenso das Anarchische, Respektlose der Rahmenhandlung. Toll geschrieben. Einen Stern ziehe ich ab für das Ende der Rahmenhandlung, das in meinen Augen kein richtiges Ende war. Und für die, teils abstrus ausufernden, Fußnoten, mit denen der Text gespickt ist. Weniger von den aufreizenden Layout-Spielereien und weniger Fußnoten-Terror, ein vernünftiges Ende der Rahmenhandlung, und der Titel hätte ein noch nachdrücklicheres Ausrufezeichen bei mir hinterlassen.
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