Rezension zu Einheitszwang oder Einheitsdrang von Marko Michels
Einheitszwang oder Einheitsdrang
von MMichels
Kurzmeinung: Eines Zeitzeugen Anmerkungen zu einer Doktorarbeit: "Einheitszwang oder Einheitsdrang?! Der Vereinigungsprozeß von KPD und SPD zwischen 1945
Rezension
M
MMichelsvor 9 Jahren
Eines Zeitzeugen Anmerkungen zu einer Doktorarbeit: "Einheitszwang oder Einheitsdrang?! Der Vereinigungsprozeß von KPD und SPD zwischen 1945 und 1950 in Mecklenburg-Vorpommern"
von Helmut Bärwald
Wie gut, wenn gelegentlich Dissertationen oder andere wissenschaftliche Arbeiten ”ans Licht” kommen und veröffentlicht werden. Noch besser, wenn derartige Arbeiten nicht nur die Aufmerksamkeit von Experten sondern auch das Interesse anderer potentieller Leser wecken - wecken sollten. Besonders dann, wenn die Publikation weiße Flecken im Wissen, im Erinnern, im Angebot von Informationen füllt. Das trifft auf die im Herbst vorigen Jahres erfolgreich verteidigte Doktorarbeit von Marko Michels (Warin) zu, mit dem Titel ”Einheitszwang oder Einheitsdrang? Der Vereinigungsprozeß von KPD und SPD zwischen 1945 und 1950 in Mecklenburg-Vorpommern”.
Dank tatkräftiger Unterstützung durch die in Hamburg ansässige Albert-Schulz-Stiftung (der Sozialdemokrat Albert Schulz war von 1947 bis 1949 Oberbürgermeister von Rostock) konnte diese ”Fallstudie” als 540 Seiten umfassendes Buch veröffentlicht werden. Fürwahr, das Buch und sein Verfasser verdienen eine große Schar von Interessenten und Lesern, die überhaupt etwas, oder die mehr wissen wollen sowohl über einen wichtigen Abschnitt und Bereich deutscher Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg als auch über Entwicklungen, insbesondere über das Zustandekommen der SED, in Mecklenburg-Vorpommern.
Bei der "Aufarbeitung" gesamtdeutscher Nachkriegsgeschichte sollte auf die ganze Wahrheit hingezielt, sollte nichts verdrängt oder frisiert werden. So ist es auch um der Wahrheit willen geboten, zu erkunden und darzulegen, wie es 1945 und 1946 bei der Vereinigung der SPD mit der KPD zur SED tatsächlich zugegangen ist; welche Rolle die sowjetische Besatzungsmacht, deutsche Kommunisten und SPD-Mitglieder gespielt haben.
Die Albert-Schulz-Stiftung konstatiert im Vorwort zu Marko Michels Buch, daß jede Wahrheit irgendjemandem lästig ist. Doch ist das noch keine Gefahr für das Überleben der Wahrheit, denn ihren Gegnern stehen meistens auch Freunde gegenüber, die ein Interesse daran haben, dass die Wahrheit ans Tageslicht kommt und dort sichtbar verbleibt. Also: Wahrheit, die in den Archiven verstaubt, ist in ihrer Wirkung beschränkt.
Marko Michels hat sich mit wissenschaftlicher Akribie, mit viel Eifer, und mit viel Einfühlungsvermögen gegenüber Geschehnissen und Personen, auf die "Spur der Wahrheit" gesetzt und eine Menge Tatsachen über das von ihm gestellte Thema zusammengetragen. Allen Hindernissen, dem sogenannten Zeitgeist und Schwierigkeiten bei der Materialauffindung zum Trotz.
… So berichtet Michels, dass in Mecklenburg-Vorpommern allein zwischen 1946 und 1951 ca. 5.000 Sozialdemokraten aus der SED ausgeschlossen, intensiv bespitzelt und inhaftiert wurden, weil sie es wagten sich zu ihrer sozialdemokratischen Gesinnung offen zu bekennen.
.. Als Zeitzeuge und aktiv Mitwirkender an der Arbeit des "Ostbüros" der SPD bescheinige ich Marko Michels, mit seiner Arbeit "Einheitszwang oder Einheitsdrang?! - Der Vereinigungsprozeß von KPD und SPD zwischen 1945 und 1950 in Mecklenburg-Vorpommern" nicht nur ein Geschichtsbuch zu einem besonderen Thema geschrieben zu haben. Er hat auch vielen aufrechten, prinzipientreuen, mutigen Demokraten, die gegen Gesinnungsterror, Willkür und Zwangsherrschaft, und für Freiheit und Selbstbestimmung kämpften und litten, ein schriftliches Mahnmal gesetzt. Dafür gebührt dem Autor ein besonderer Dank.
Helmut Bärwald (1928-2003): Helmut Bärwald war von 1966 bis 1971 Leiter des „Referates für gesamtdeutsche Fragen“. Unter dieser Bezeichnung wurde das SPD-Ostbüro (1946-1971), die gesamtdeutsche Widerstandsbewegung der SPD gegen das stalinistische Regime in der DDR, ab 1966 weiter geführt.
von Helmut Bärwald
Wie gut, wenn gelegentlich Dissertationen oder andere wissenschaftliche Arbeiten ”ans Licht” kommen und veröffentlicht werden. Noch besser, wenn derartige Arbeiten nicht nur die Aufmerksamkeit von Experten sondern auch das Interesse anderer potentieller Leser wecken - wecken sollten. Besonders dann, wenn die Publikation weiße Flecken im Wissen, im Erinnern, im Angebot von Informationen füllt. Das trifft auf die im Herbst vorigen Jahres erfolgreich verteidigte Doktorarbeit von Marko Michels (Warin) zu, mit dem Titel ”Einheitszwang oder Einheitsdrang? Der Vereinigungsprozeß von KPD und SPD zwischen 1945 und 1950 in Mecklenburg-Vorpommern”.
Dank tatkräftiger Unterstützung durch die in Hamburg ansässige Albert-Schulz-Stiftung (der Sozialdemokrat Albert Schulz war von 1947 bis 1949 Oberbürgermeister von Rostock) konnte diese ”Fallstudie” als 540 Seiten umfassendes Buch veröffentlicht werden. Fürwahr, das Buch und sein Verfasser verdienen eine große Schar von Interessenten und Lesern, die überhaupt etwas, oder die mehr wissen wollen sowohl über einen wichtigen Abschnitt und Bereich deutscher Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg als auch über Entwicklungen, insbesondere über das Zustandekommen der SED, in Mecklenburg-Vorpommern.
Bei der "Aufarbeitung" gesamtdeutscher Nachkriegsgeschichte sollte auf die ganze Wahrheit hingezielt, sollte nichts verdrängt oder frisiert werden. So ist es auch um der Wahrheit willen geboten, zu erkunden und darzulegen, wie es 1945 und 1946 bei der Vereinigung der SPD mit der KPD zur SED tatsächlich zugegangen ist; welche Rolle die sowjetische Besatzungsmacht, deutsche Kommunisten und SPD-Mitglieder gespielt haben.
Die Albert-Schulz-Stiftung konstatiert im Vorwort zu Marko Michels Buch, daß jede Wahrheit irgendjemandem lästig ist. Doch ist das noch keine Gefahr für das Überleben der Wahrheit, denn ihren Gegnern stehen meistens auch Freunde gegenüber, die ein Interesse daran haben, dass die Wahrheit ans Tageslicht kommt und dort sichtbar verbleibt. Also: Wahrheit, die in den Archiven verstaubt, ist in ihrer Wirkung beschränkt.
Marko Michels hat sich mit wissenschaftlicher Akribie, mit viel Eifer, und mit viel Einfühlungsvermögen gegenüber Geschehnissen und Personen, auf die "Spur der Wahrheit" gesetzt und eine Menge Tatsachen über das von ihm gestellte Thema zusammengetragen. Allen Hindernissen, dem sogenannten Zeitgeist und Schwierigkeiten bei der Materialauffindung zum Trotz.
… So berichtet Michels, dass in Mecklenburg-Vorpommern allein zwischen 1946 und 1951 ca. 5.000 Sozialdemokraten aus der SED ausgeschlossen, intensiv bespitzelt und inhaftiert wurden, weil sie es wagten sich zu ihrer sozialdemokratischen Gesinnung offen zu bekennen.
.. Als Zeitzeuge und aktiv Mitwirkender an der Arbeit des "Ostbüros" der SPD bescheinige ich Marko Michels, mit seiner Arbeit "Einheitszwang oder Einheitsdrang?! - Der Vereinigungsprozeß von KPD und SPD zwischen 1945 und 1950 in Mecklenburg-Vorpommern" nicht nur ein Geschichtsbuch zu einem besonderen Thema geschrieben zu haben. Er hat auch vielen aufrechten, prinzipientreuen, mutigen Demokraten, die gegen Gesinnungsterror, Willkür und Zwangsherrschaft, und für Freiheit und Selbstbestimmung kämpften und litten, ein schriftliches Mahnmal gesetzt. Dafür gebührt dem Autor ein besonderer Dank.
Helmut Bärwald (1928-2003): Helmut Bärwald war von 1966 bis 1971 Leiter des „Referates für gesamtdeutsche Fragen“. Unter dieser Bezeichnung wurde das SPD-Ostbüro (1946-1971), die gesamtdeutsche Widerstandsbewegung der SPD gegen das stalinistische Regime in der DDR, ab 1966 weiter geführt.