Rezension zu "Das Buch der Leichtigkeit" von Markus Blocher
Dem Autorenpaar Henrike und Markus R. Blocher, einem Therapeutenpaar aus Österreich, ist mit dieser modernen Interpretation des „I Ging“, des ältesten taoistischen Weisheitstextes, ein kleiner Geniestreich gelungen. Die oftmals kryptischen und unverständlichen Texte des „Buchs der Wandlungen“, wie das „I Ging“ auch genannt wird, wurden in die Sprache des 21. Jahrhunderts übersetzt und in Instrumente der Lebenshilfe und Selbstanalyse umgewandelt, ohne jemals aufdringlich oder belehrend zu sein.
Analog zu den 64 Hexagramm-Symbolen des „I Ging“ sind 64 Kapitel entstanden, die Antworten geben zu allen Lebenssituationen, Wendepunkten und Krisen, die in einem Leben zwangsläufig auftauchen. Die 64 Kapitel bestehen jeweils aus einer Kernbotschaft und sechs sogenannten Wandlungslinien, die mich als Fragenden direkt ansprechen und in feinen Nuancen Hinweise darauf geben, auf was ich meine Aufmerksamkeit lenken soll.
Haupteinsatzgebiet des „Buchs der Leichtigkeit“ sind natürlich Situationen, in denen das Leben aus welchem Grund auch immer ins Stocken gerät und sich Gefühle wie Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit oder Hoffnungslosigkeit breit machen. Da das Leben ein unaufhörlicher Wandlungsprozess ist, wirst du also öfter als dir lieb ist in die Verlegenheit kommen, gerade nicht mehr weiter zu wissen und dir Hilfe zu holen. Wenn es nicht gleich ein Therapeut sein muss, kann dir dieses Buch ein tröstlicher Wegbegleiter in schwierigen Lebenslagen sein.
Alle Kapitel des Buches weisen im Wesentlichen auf dasselbe hin: Wir können durch reines, stilles Beobachten ohne wertendes Eingreifen eine andere Sicht- und Handlungsweise gewinnen, die uns automatisch mehr im Fluss des Lebens sein lässt. Wir handeln nicht gegen die Natur der Dinge, also ohne unnützen Eifer, falschen Ehrgeiz und eigenwillige Absichten, sondern auf eine Weise, die aus dem inneren Gespür für den natürlichen Rhythmus der Dinge erwächst. Wir beobachten unsere Gedanken, lassen unsere Gefühle zu und vertrauen auf die Unterstützung der unendlichen, bedingungslosen Liebe der Schöpfungsintelligenz, die durch unser inneres Selbst zu uns spricht.
Manchmal klingt es - für den Verstand - auch paradox: „Du kannst im Leben nichts erreichen, das ist eine Illusion des kollektiven westlichen Denkens. Etwas erreichen zu wollen,…lässt dich in dem Glauben, von eben diesen Dingen getrennt zu sein. Du kannst die bedingungslose Liebe, das Licht des göttlichen Urquells nicht erreichen: Du bist untrennbar damit verbunden und gehst aus ihm hervor.“
So habe ich intuitiv Kapitel 12 aufgeblättert, nachdem ich mich vorher intensiv mit einer ungeklärten Beziehungsfrage herumgeschlagen habe, und lese dort die tröstliche Botschaft: „Du kannst jetzt nichts weiter tun, als das, was sich genau jetzt in diesem Augenblick zeigt, zu beobachten und wirken zu lassen. Jedoch ohne zu reagieren – also ohne etwas dagegen oder dafür zu tun. Du lässt dich mit allem, was du gerade bist, mit allem, was dich gerade ausmacht, einfach nur sein.“ Und meine Wandlungslinie lautet: „Du bist grundsätzlich auf dem richtigen Weg. Ins Stocken gerätst du nur, wenn du dem ständigen Zweifeln, Zaudern und Zögern, dass unablässig vom Verstand vorgetragen wird, Gehör schenkst.“