Rezension zu "Ein Männlein stirbt im Walde" von Markus Fix
Das Studium der Vermisstenanzeigen bringt Klarheit. Wenn man in diesem Fall überhaupt von einer solchen reden kann. Jedenfalls landet die junge Kommissarin Julia Specht einen Treffer, der jedoch nur ein erstes Puzzleteil in diesem komplexen Fall ist.
Auch Hauptkommissar Häberle erkennt das Foto des Mannes sofort. Die am Rande eines Schwarzwälder Waldweges von einem Radfahrer gefundenen Leiche hat jetzt einen Namen. Mehr ist nach weiteren Ermittlungen zunächst nicht herauszubekommen, schon gar nicht, ob es sich überhaupt um einen Mord handelt.
Auch bevor sich die Gerichtsmedizin abschließend äußern kann, müssen, nach eingehenden Untersuchungen, die zu nichts führen, erst einmal gewisse Verdachtsmomente aufgearbeitet werden und nebenbei geklärt werden, nach was überhaupt gesucht werden soll.
Derweil sind Leserinnen und Leser schon etwas weiter, denn der Mörder
"meldet" sich bereits hier und da. Per innerem Monolog zwar nur, doch genau jener verheißt ganz und gar nichts Gutes...
Für Abwechslung während der komplizierten Ermittlungsarbeiten sorgen, neben Thomas Häberle, auch eine ganze Reihe weiterer Haupt- und Nebendarsteller, die neben ihrer Charakterisierung auch mit sehr speziellen Angewohnheiten oder Marotten auffallen oder zu belustigen wissen.
Da wären beispielsweise Kollegin und Allwissende Maria Dupont, die als wandelndes Lexikon unterwegs ist, Julia Specht, die trotz Daueraufnahme von allerhand Essbarem kein Gramm zunimmt, oder dem Chef der Spurensicherung Manuel Palmer, der um keinen dummen Witz (mal abgesehen von dem brillanten "Handygag"...) oder um provokante Bemerkungen verlegen ist, und dem dieser Kriminalroman übrigens auch seinen Titel zu verdanken hat...
Die undurchsichtige Handlung lockern ebenfalls viele Gebietsbeschreibungen in und um den Schwarzwald auf, die durch ihre Ausführlichkeit das Wissen um diese Region aufstocken. Den Feldberg, den höchsten Berg Baden Württembergs, kennt jeder, was für den "Toten Mann" (nein, nicht der in den Berchtesgadener Alpen) weniger gilt. Auch andere Gebiete reizen zur Erkundung oder überhaupt zur Entdeckung, sowie Kulinarisches und Kultur ganz allgemein.
Gleiches gilt auch und besonders für das Allgemeinwissen der Leserinnen und Leser, denn wer kennt zum Beispiel die (italienische) Hunderasse "Lagotto Romagnolo", welche sich sehr gut für die Ausbildung als Trüffelsuchhunde eignet, oder weiß, dass es auf der japanischen Insel Hokkaido keine Hokkaido-Kürbisse gibt? Faszinierend auch die Erwähnung zahlreicher Pilzsorten und -namen, von denen man noch nie etwas gehört hat. Lediglich Insider und Experten dürften etwas mit dem "Gurkenschnitzling", dem "Bocksdickfuß" oder dem "Gallertigen Zitterzahn" anfangen können...
Ja gut, einen Haupterzählstrang gibt es natürlich auch. Und jener nimmt zwar langsam, später aber gewaltig Fahrt auf. Teils in sachlich und faktenbasierter Art, aber auch in ebenso überraschendem wie originellem Gewand. Viel Abwechslung, trotz überschaubarer Besetzungsliste, ist also geboten, was diesen Kriminalroman und dessen Geschichte zu einem spannenden und unterhaltsamen Gesamterlebnis aufwertet.