Nach vorne Denken mit Ungewissheiten
Natürlich ist das Auftreten einer solchen Pandemie wie aktuell eine Zäsur. Nicht nur, was die konkret erkennbaren Folgen bereits angeht (Rezession), sondern auch, was eine der Grundlagen menschlicher Gemeinschaften und damit auch des Wirtschaftens angeht: Körperlich mögliche Nähe. Persönliche, ausführliche Treffen. Gespräche und Überlegungen am Rande in Bars und Restaurants im eher informellen Bereich, Nahes Arbeiten im Team in Produktion und Dienstleistung.
Hinzu treten Überlegungen zur Konsum-Haltung in wirtschaftlich wenig einschätzbaren Zeiten und, vor allem, eine hohe Transformationsgeschwindigkeit und Transformationsdruck auf die klassische Art und Weise, den Alltag zu leben und zu wirtschaften.
Dass da vielfache Überlegungen und Diskussionen auftauchen, schnell bereits, wie vorliegend, erste ausführliche Bücher erscheinen und nicht weniges auch zunächst mit heißer Nadel gestrickt wird, all das sollte man im Hinterkopf halten, macht man sich an die Lektüre des vorliegenden Blickes in die nähere Zukunft.
Denn das mit der „“heißen Nadel“ lässt sich schon an der Lektüre ein stückweit ablesen, bei der an ebenfalls nicht wenigen Stellen ein Eindruck von vielfachen Füllwörtern, Allgemeinplätzen, Appellen und eher frommen Wünschen mit einem gewissen Pathos versehen auch Teil der Lektüre ist.
„Nicht kleckern, klotzen! Große Geschenke erhalten die Wirtschaft“, ist so ein Beispiel als Kapitel. Denn bis auf einige Überlegungen zu den „neuen Risiken“ der EZB und einem Ausblick eher auf Deflation als Inflation vollzieht das Kapitel einfach nur Ereignisse und Zahlen nach, die jeder Nachrichtennutzer bereits sattsam kennt und am Ende des Kapitels nicht wirklich absehen kann, was denn sinnvoll als aktuelle Form der Gestaltung nun wirklich helfen würde.
Demgegenüber die dann aber folgenden Kapitel durchaus konstruktive Vorschläge enthalten, die informieren und mögliche Wege weisen. Dass es nur gemeinsam geht in Europa steht als Beschwörung vorweg, wird aber nachvollziehbar begründet, bevor sich Gürne den tatsächlichen Kernpunkten der Zukunft zuwendet. Digitalisierung, die viel schneller nun als Chance, aber auch bedrängend, im Raum der Wirtschaft und der Arbeitsplätze steht. Das (scheinbar) auslaufende Geschäftsmodell „alter Industrie“ wie der deutschen Autohersteller, die demographischen Veränderungen, die ja in logischer Folge noch erschwerter im Raum steht, wenn komplexe Software und Robotik vermehrt Einzug in eine sich verändernde Wirtschaft halten und damit ältere Arbeitnehmer noch einmal anders unter Druck setzen als „digital natives“.
Ob es dann gelingen könnte, was Gürne als „das Ende von Fressen und Gefressen-Werden“ bezeichnet und wie sich das nun alles ganz konkret für den „normalen Menschen“ darstellt, damit endet Gürne und bietet so zum Schluss doch einige ganz konkrete Handreichungen für die individuell eigenen Überlegungen. Denn, auch das erschließt sich nach der Lektüre: „Es gibt gute Medizin“.
Wenn auch keine einfache und keine preiswerte.