Cover des Buches Aera - Die Rückkehr der Götter (ISBN: 9783785752050)
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Rezension zu Aera - Die Rückkehr der Götter von Markus Heitz

Göttlich gute Ausgangsidee, aber eher mäßige Umsetzung

von BuechermonsterBlog vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ein durchwachsener Fantasy-Thriller, der das große Potenzial des spannenden Götter-Settings leider nicht optimal ausschöpft

Rezension

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BuechermonsterBlogvor 8 Jahren

Wer erinnert sich nicht noch an das Jahr 2012, als Verschwörungsfans auf der ganzen Welt am Jahresende dem vermeintlichen Weltuntergang am 21. Dezember entgegengefiebert haben? Bekanntlich blieb die gefürchtete Apokalypse zwar aus, trotzdem ist das Jahr nicht ohne Spuren an der Menschheit vorbeigegangen – zumindest wenn es nach dem deutschen Fantasy-Bestsellerautor Markus Heitz geht. In seinem neuen Roman „AERA – Die Rückkehr der Götter“ ist nämlich genau das eingetroffen, was der Buchtitel bereits vorwegnimmt: Die alten Götter sind teilweise im wahrsten Sinne des Wortes aus heiterem Himmel auf die Erde zurückgekehrt und haben umgehend die Macht über die Kontinente übernommen. Klingt zunächst ein wenig nach „Percy Jackson“ für Erwachsene, allerdings beschränkt sich Heitz nicht nur auf die Entitäten einer einzigen Mythologie, sondern hat alle nur erdenklichen Gottheiten jeder noch so kleinen Nischen-Religion auferstehen lassen. Nur die Christen, Juden und Muslime blicken mit ihrem Monotheismus in die Röhre, denn ausgerechnet ihr Gott ist nicht mit allen anderen wiederaufgetaucht, was zu einer fast vollständigen Auslöschung dieser ehemaligen Weltreligionen geführt hat, weil diese in den unausweichlichen und erbitterten Religionskriegen ohne göttliche Unterstützung ihren von übermächtigen Entitäten angeführten Feinden nichts entgegenzusetzen hatten.

Spannendes Setting mit vielen guten Ideen

Als ich lange vor Erscheinen des Buches von diesem Szenario gehört habe, war ich sofort Feuer und Flamme für diesen Roman, denn die Vorstellung einer modernen Welt mit leibhaftigen Gottheiten aus allen Mythologien klang für mich auf Anhieb ungemein faszinierend – und das obwohl Markus Heitz nach den vielen ähnlich angelegten Jugendbuchreihen eines Rick Riordan kaum noch einen Innovationspreis für sich beanspruchen kann. Trotzdem ist das Setting toll und bringt ungeheures Potenzial mit sich, das Heitz auch mit vielen guten Ideen zunächst auszuschöpfen scheint. So haben z.B. überall auf der Welt spirituelle Kultstätten eine Wiederauferstehung erfahren und sind mehr denn je zum Anlaufpunkt religiöser Anhänger geworden – in Tunesien erstrahlt Karthago in neuer Blüte und die Sünden-Städte Sodom und Gomorrha sind zu einer Art göttlichem Las Vegas geworden, wo jeder mit dem nötigen Kleingeld ohne schlechtes Gewissen und Angst vor dem Gesetz seinen perversesten Neigungen nachgehen kann. Viele Städte wie Hamburg (nun Treva) oder Paris (jetzt Lutetia) haben ihre historischen Namen wieder angenommen und es sind viele kleine Details wie diese, die das Setting von „AERA“ so aufregend und interessant machen. Auch die Idee, in dieser seltsamen Weltordnung zwischen Frühzeit, Antike und Moderne einen eigenwilligen Ermittler auf Verbrechensbekämpfung zu schicken, der sich zudem allen noch so eindeutigen Anzeichen für die Existenz der Götter zum Trotz als bekennender Atheist gibt und eher noch bereit ist, an eine Alien-Invasion als Erklärung für das Götter-Phänomen zu glauben, ist spannend und macht Hoffnung auf einen packenden Mystery-Thriller mit düsterer Sin-City-Atmosphäre. Leider kann Markus Heitz meiner Meinung nach die hervorragenden Voraussetzungen jedoch nicht nutzen, um „AERA“ zum erhofften epischen Kracher werden zu lassen.

Chaotische und oft zufällig wirkende Erzählstruktur

Das liegt für mich zu einem Großteil an der Struktur der Geschichte, denn „AERA“ ist eigentlich als Episodenroman angelegt und erschien bereits in Form von zehn eBook-Folgen, bevor diese nun in einem Sammelband zusammengefasst wurden. Diese Stückelung merkt man der Handlung leider auch permanent an, denn im Kern erzählt nahezu jede der Episoden eigenständige Fälle, die eher lose von einem übergeordneten Erzählstrang zusammengehalten werden. Dieser gerät jedoch häufig zu sehr in den Hintergrund, sodass die Geschichte oft sehr zufällig wirkt. So reist die Hauptfigur Malleus Bourreau meist von einem Ort zum anderen, ermittelt in einem mal mehr und mal weniger brutalen Mord, kreuzt den Weg einer oder mehrerer Entitäten und zieht dann weiter zum nächsten Schauplatz, wo das Spiel wieder von vorne losgeht. Die Fälle sind für sich genommen zwar recht unterhaltsam, wiederholen sich vom Stil her aber schnell, zudem gelingt es Heitz nicht so recht, aus den einzelnen Puzzlestücken einen durchgehenden Spannungsbogen zu schaffen. Ich hatte häufig das Gefühl, als wolle der Autor seinen Lesern möglichst viel von seinem Götter-Szenario präsentieren, was aber schon nach wenigen Episoden in leichtem Chaos ausartet, da die Anzahl der Charaktere und Entitäten schnell unübersichtlich wird. Zudem sind die diversen Schauplätze zwar grundsätzlich originell und interessant, durch das Episodenkonzept fehlt Heitz aber oft die Zeit, diese ausführlich auszuschmücken, sodass deren Darstellungen oft etwas oberflächlich ausfallen. Hier wäre weniger meiner Meinung nach mehr gewesen.

Ein durchwachsener Fantasy-Thriller, der das große Potenzial des Settings nicht ausschöpft

Was zudem sehr störend auffällt, sind die sich ständig wiederholenden Beschreibungen der Charaktere und ihrer Tätigkeiten. Unrühmlicher Höhepunkt des Ganzen: Markus Heitz erwähnt gefühlt in jedem zweiten Satz die Raucherleidenschaft seines Protagonisten und wenn man für jede Erwähnung von Bourreaus Culebra-Zigarre nur je einen Cent bekommen würde, hätte man den Anschaffungspreis des Buches wohl nach der Hälfte der Episoden längst wieder raus – hier hätte das Lektorat frühzeitig die Notbremse ziehen müssen. So ist „AERA – Die Rückkehr der Götter“ insgesamt zwar recht unterhaltsam und kurzweilig, die durch das faszinierende Setting hervorgerufenen hohen Erwartungen kann die Geschichte in meinen Augen aus den oben genannten Gründen aber bei weitem nicht erfüllen, zudem ist Markus Heitz’ Götter-Action mindestens um ein bis zwei Episoden zu lang ausgefallen. Die Hörbuchfassung kann zwar durch die erneut sehr gute Lesung von Uve Teschner (wenngleich dieser diesmal des öfteren mit so manchem der vielen ausländischen Akzente merklich zu kämpfen hat) noch ein paar Pluspunkte einheimsen, alles in allem reicht jedoch auch das nicht, um „AERA“ aus dem Mittelmaß herauszuheben. Das ist schade, denn gemessen an der Ausgangsidee wäre hier meiner Meinung nach viel mehr drin gewesen.

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